Bill Gates wirft Konzernen wie Apple Arroganz vor, fordert mehr Kooperation mit Sicherheitsbehörden
Wenn es um das Thema Arroganz bei großen Technologiefirmen geht, dürfte Bill Gates wissen, wovon er spricht. In seiner Zeit als Microsoft-Chef erlebte er, wie die Regierung ein Kartellverfahren gegen seinen Konzern wegen Ausnutzung der Monopol-artigen Stellung zur Verbreitung des Internet Explorers einleitete. Medial war dies ein Desaster, weil es die Hochmütigkeit der Entscheidungsträger offenlegte, mit der aufgebauten Macht nach eigenem Gutdünken umzugehen.
Apple soll iPhones für Regierungsstellen entsperrenGates legt Wert darauf, von dieser Hybris geheilt zu sein. Nun wirft er in einem Interview mit Axios im Gegenteil anderen Tech-Firmen vor, ähnliche Arroganz an den Tag zu legen. Sie müssten aufpassen, »ihre Weltsicht nicht als wichtiger anzusehen als die Weltsicht der Regierung oder die Fähigkeit der Staatsführung, ihre notwendigen Schlüsselfunktionen auszuüben.« Konkreter wurde er, als er das Beispiel von verschlüsselter Kommunikation brachte. Einige Unternehmen hielten es wohl für notwendig, sogar Massenmördern ungestörte Kommunikation und Finanztransaktionen zu ermöglichen, ohne dass die Regierung etwas davon mitbekommen kann. Auf Nachfrage bestätigte er, dass damit auch Apple gemeint sei.
Apples Einstellung zu Datenschutz vs. SicherheitApple hatte 2016 eine mediale Auseinandersetzung mit dem FBI geführt, die sich mit der Frage beschäftigte, ob der Konzern iPhones von Verbrechern knacken und den Sicherheitsbehörden zur Verfügung stellen müsse. Apple weigerte sich, einer gerichtlichen Aufforderung nachzukommen. Die Affäre endete, als das FBI eine andere Möglichkeit entdeckte, ein konkretes iPhone 5c zu entsperren. Doch seit der Einführung von Touch ID und der Secure Enclave sind Apples Sicherheitsfunktionen deutlich schwerer zu knacken, deswegen liegen angeblich Dutzende iPhones in den FBI-Räumen, die auf eine Entsperrung warten. Den Einbau einer Hintertür für Regierungsstellen ins iOS-System lehnte Apple nachdrücklich ab, auch mit dem Hinweis, es sei für Apple selbst gar nicht möglich, Kommunikation der Kunden abzuhören, also könne man diese auch nicht weitergeben. Gates ist sich dagegen sicher: »Es ist keine Frage der Möglichkeit, sondern des Willens.«
Auf seine größten Ängste im Tech-Bereich angesprochen thematisierte Gates schließlich den leichten Zugriff auf Informationen. Dieser sei für die Bildung sehr gut, ermögliche aber finsteren Gestalten auch die Möglichkeit, sich etwa über Genwaffen zu informieren. Eine kleine Gruppe könne heutzutage tödlichen Einfluss auf Millionen haben, wenn sie an Nuklearwaffen kommen. Im Fall von Biowaffen wären sogar Milliarden bedroht. Das mache ihm Angst.
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