Bloomberg: Apple verliert Gespür für Zulieferer-Markt
Bloomberg nimmt die problematische Liefersituation des kommende Woche erscheinenden iPhone X zum Anlass, Apples Gespür für die richtige Nutzung des Zulieferer-Marktes anzuzweifeln. Lieferprobleme von Komponenten wie dem OLED-Display oder den Sensoren für den Gesichtsscanner Face ID sind laut Bloomberg-Kolumnist Tim Culpan Belege dafür, dass der Konzern den Wunsch nach Innovation über alle anderen Erwägungen gestellt hat – auch unter der Inkaufnahme etwaiger Fertigungsprobleme. Dies sei untypisch für Apples Unternehmensstrategie und lasse auf eine ungewisse Zukunft schließen.
OLED-Display und rahmenloses Gehäuse als FehlerquellenMit Apples Entscheidung, beim iPhone X statt eines LC-Displays eine OLED-Variante zu verwenden, begannen die Probleme,
so Culpan. Apple sei die eingeschränkte OLED-Liefersituation zwar bewusst gewesen, aber dennoch soll der Konzern auf eine zügige Produktionssteigerung beim Display-Zulieferer Samsung und eventuell anderer Partner wie LG gehofft haben. Die positive Einschätzung hat sich allerdings als falsch herausgestellt.
Das praktisch rahmenlose Gehäusedesign und der damit unvermeidliche Wegfall des Homebuttons zog eine weitere, ursprünglich geplante Neuerung des iPhone X nach sich: den Fingerabdrucksensors Touch ID auf dem Display. Da Apple die dazu notwendige Technologie nicht rechtzeitig umsetzen konnte, wurde aus der eigentlich als zusätzliche Alternativ-Loginmethode gedachten Methode Face ID plötzlich die zentrale Entsperrmöglichkeit des iPhone X, so Culpan.
Der Gesichtsscanner musste folglich bombensicher funktionieren, da außer dem Login auch andere kritische Kundeninteraktionen wie zum Beispiel Zahlungsautorisierungen mit der Technologie verbunden sind. Hier unterlag Apple laut Culpan abermals einer Fehleinschätzung der Zulieferer-Kapazitäten, da einige für Face ID benötigte Sensoren größere Produktionsprobleme verursachten als veranschlagt und die Fertigung des iPhone X zeitlich abermals nach hinten schoben.
Konkurrenz holt aufTim Culpan ist sich schlussendlich nicht sicher, ob es sich um einen einmaligen Fehler in Apples Zuliefererstrategie handelt oder dem Konzern das Gespür für eine richtige Balance aus Innovation und Zulieferer-Möglichkeiten allmählich abhanden kommt. Konkurrenten wie Samsung oder Huawei seien zunehmend ähnlich versiert in Apples früherer Spezialdisziplin, was einen noch umkämpfteren Smartphone-Wettbewerb für die nächsten Jahre bedeuten könnte.