Bloomberg: Apple abhängiger von China als alle anderen – Situation kaum zu verändern
Vor wenigen Wochen hatte ein Bericht beleuchtet, dass bei den Tech-Riesen ein Umdenken eingesetzt hat. Ein maßgeblicher Grund für die aktuellen Liefer- und Chip-Engpässe liegen in Chinas rigider Coronapolitik, die negativen Folgen der kompletten Abhängigkeit manifestieren sich deutlich. Lange Zeit konnte China mit zwei wesentlichen Faktoren punkten. Einerseits suchte man ähnliche Fertigungsexpertise anderorts vergeblich, andererseits ging dies auch mit günstiger Kostenstruktur einher. Nun arbeitet die Branche hingegen daran, sich wieder breiter aufzustellen und eben nicht mehr derart auf ein Land angewiesen zu sein.
Schnell aus China weg? WunschdenkenWie Bloomberg in einem Artikel
beleuchtet, ist dies allerdings alles andere als einfach und vor allem ein sehr langfristiges Unterfangen. Die Liefer- und Produktionsketten sind derart auf die wichtigen chinesischen Zentren zugeschnitten, dass man nicht einfach Produktion verlagern kann. Im Falle Apples stammt nicht nur 98 Prozent der iPhone-Fertigung aus China, diese ist außerdem noch auf lokale Zulieferer, Transportwege und Kommunikation angewiesen. Laut Bloomberg befindet sich Apple sogar noch in einer schlechteren Situation als viele andere Hersteller, da das Unternehmen im Zuge der Hochoptimierung besonders intensiv auf die vorhandene chinesische Infrastruktur setzt.
Apple ganz besonders auf China angewiesenBranchenweit wäre es demnach durchaus möglich, bis 2030 rund 40 Prozent der Produktion aus China abzuziehen. Hardware- und Elektronik-Hersteller haben demnach reichlich Optionen, im Laufe eines Jahrzehnts auf andere Standorte und Märkte zu setzen. Anders hingegen Apple, denn selbst wenn Teile der Fertigung in Taiwan, Indien oder Brasilien stattfinden, bleibe China auf lange Sicht hin unverzichtbar. Im besten Falle könnte es gelingen, zehn Prozent des Volumens auszugleichen, dies allerdings eher im Rahmen einer "China plus one"-Strategie – also zusätzliche Kapazitäten aufzubauen, ohne jedoch Bestehendes aufzugeben.
Warum der Standort China an Attraktivität verliertUS-Unternehmen, die stark auf China gesetzt haben, stehen gleich vor einer ganzen Reihe an Problemen. Neben den Covid-bedingten Shutdowns trübt sich die politische Lage immer weiter ein, außerdem gibt es Reiseeinschränkungen, Bedenken bezüglich Datensicherheit, Preissteigerungen, zunehmend Konkurrenz durch chinesische Unternehmen sowie Probleme beim Schutz geistigen Eigentums. Längst ist die Lage also nicht mehr so komfortabel wie vor 10 bis 15 Jahren, als geradezu ein China-Boom beim Ausbau der Kapazitäten vorgeherrscht hatte.