Bloomberg: Apple beginnt mit Gaming-Headset, dann kommt die AR-Brille – Streit mit Ive verzögerte Entwicklung
Nach der Apple Watch im Jahr 2015 wird voraussichtlich ein VR/AR-Headset Apples nächste vollständig neue Produktkategorie, die das Unternehmen veröffentlichen und so neue Märkte erobern möchte. Jon Prosser gab kürzlich den voraussichtlichen Termin der Apple-Brille bekannt: Zwischen März und Juni 2021 soll sie erscheinen, so der zuverlässige Brancheninsider.
Doch in einem neuen Hintergrundbericht widerspricht Bloombergs ebenfalls zuverlässiger Apple-Leaker Mark Gurman seinem Kollegen. Apple plane sowohl ein VR-Headset als auch eine AR-Brille. Ersteres werde zwar unter Umständen schon nächstes Jahr vorgestellt, komme aber erst 2022 auf den Markt. Die Brille hingegen gebe Apple frühestens 2023 zum Verkauf frei.
Leistungsstarkes Gaming-Headset + leichte AR-BrilleGurman gewährt zudem Blicke hinter die Kulissen des Apple-Teams, das an den VR/AR-Wearables arbeitet. Der Tech-Journalist beruft sich dazu auf Apple-interne Quellen, die anonym bleiben möchten. Demzufolge treibt die „Technology Development Group“ die Entwicklung seit 2015 voran. Der Startschuss war die Verpflichtung des VR/AR-Spezialisten Mike Rockwell, der im gleichen Jahr zu Apple wechselte und sukzessive ein Team von mehr als 1.000 Mitarbeitern aufbaute. Rockwell forciert seither zwei große Projekte: ein leistungsstarkes VR-Headset für Gaming sowie anderen Content (Codename: N301) und eine leichtgewichtige AR-Brille für erweiterte Display-Informationen in der „realen Welt“ (Codename: N421).
Streit zwischen Jony Ive und VR/AR-ChefentwicklerDas VR-Headset sollte ursprünglich ein kompromisslos auf Leistung angelegtes Device werden, das aus Hitzegründen auf einen separaten Hub angewiesen war, der den Großteil der Hardware enthielt. Appels damaliger Designchef Jony Ive lehnte die Zwei-Komponenten-Variante jedoch ab. Er forderte von Rockwell, stattdessen eine Lösung zu entwickeln, welche die komplette Hardware im VR-Headset ermöglicht. In der Folge kam es zu einem monatelangen Streit zwischen den beiden Führungspersönlichkeiten über die Ausrichtung von N301, die zu Verzögerungen der Entwicklung führten. CEO Tim Cook stimmte schlussendlich Jony Ive zu, weshalb Rockwell Abstriche bei der Grafikleistung und der Downloadgeschwindigkeit von Content machen musste.
Jony Ive bevorzugt AR-Brille Prototypen der N301 sehen aus wie kleinere Versionen der Oculus Rift, so der
Bericht. Die von Rockwell eigentlich geplante Variante des VR-Headsets sollte Grafikerlebnisse ermöglichen, die fast an die reale Welt heranreichen. Ive hatte damit dem Bericht zufolge ein Problem, da sie Nutzer seiner Meinung nach zu sehr aus der wirklichen Welt herausreißen – er bevorzugte die AR-Brille, obwohl er sich in einem
Interview vor einigen Jahren noch gegen Produkte wie Google Glasses aussprach („Wir bei Apple dachten immer, dass Brillen kein cleverer Schachzug sind, weil viele Menschen sie nicht tragen möchten.“). Da der Chefdesigner nicht mehr zum Unternehmen gehört, ist Rockwells Team bezüglich der VR/AR-Entwicklung mittlerweile freier als früher.
Apple-Brille mit Augmented-Reality-EinblendungenDie Brille mit dem Codenamen N421 gilt im Vergleich zum VR-Headset bei der Entwicklung als anspruchsvoller. Das von Ive bevorzugte Nutzungserlebnis blendet über Brillengläser Augmented-Reality-Inhalte ein, die zusätzliche Informationen zur tatsächlichen Welt bereitstellen. Dazu gehören beispielsweise Navigationshinweise, Textfelder bei bestimmten Gebäuden oder Nachrichten des iPhones. Anders als von Prosser prognostiziert müssen Kunden laut Gurman noch mindestens drei Jahre auf die Apple-Brille warten.