Bloomberg: Reality Pro weit weg von ursprünglicher Vision, Top-Manager skeptisch – und Apple macht keinen Gewinn
Anlässlich der Worldwide Developers Conference wird Apple aller Voraussicht nach das allererste Mal das seit vielen Jahren in der Entwicklung befindliche Headset der Öffentlichkeit präsentieren. Doch die Entwicklung war wohl von sehr vielen Rückschlägen begleitet: Apple wollte das Headset eigentlich schon im vergangenen Jahr vorstellen – aber viele Probleme mit der Hard- wie auch der Software machte eine Markteinführung unmöglich.
Bloomberg hat nun in einem längeren
Bericht viele interessante Details zum Entwicklungsprozess des Projektes veröffentlicht.
Weit weg von ursprünglicher VisionDie ursprüngliche Vision des Projektes war eine ganz andere: Eigentlich wollte Apple eine herkömmliche Brille mit Augmented-Reality-Funktionen entwickeln – doch über die Jahre wandelte sich das Produkt mehr und mehr zu einem traditionellen Virtual-Reality-Headset. Dies liegt hauptsächlich daran, dass mit der aktuellen Technologie eine Augmented-Reality-Brille kaum machbar ist.
Apple Glasses werden wahrscheinlich nie erscheinenBereits vor einigen Monaten kam ein Bericht auf, dass Apple die Entwicklung der ursprünglichen Vision eingestellt habe – und Bloomberg hat nun ähnliche Informationen erhalten: Apple habe nur rund 10 Prozent der zur Verfügung stehenden Ressourcen auf die Entwicklung der Apple Glasses (Codename: N421) im Vergleich zum traditionellen "Reality Pro"-Headset eingesetzt.
Das Team witzelte gar, dass man die Entwicklung von N421 nur in Gang halte, um Tim Cook bei Laune zu halten. Sollte es überhaupt jemals zu einer Produkteinführung kommen, sei diese mit Sicherheit noch vier oder mehr Jahre entfernt.
Viele KompromisseÜber die gesamte Entwicklungsdauer war wohl das Team immer mehr bereit, technologische Kompromisse einzugehen. So war der ursprüngliche Plan, den Akku direkt in das Headset zu integrieren – doch dies war aufgrund des Gewichtes und der Wärmeentwicklung nicht möglich. So entschied man sich Apple-untypisch für einen externen Akku, der am Gürtel zu befestigen ist.
Auch die Möglichkeit, Video-Anrufe zu machen oder das Headset als externen Bildschirm für den Mac zu verwenden, seien leider nur sehr rudimentär umgesetzt. Aber das Team hoffe, diese Funktionen in Zukunft zu verbessern.
Kein finanzieller Gewinn für AppleNormalerweise erzielt Apple bei Hardware-Produkten eine Marge zwischen 35 und 40 Prozent und wählt die Endkundenpreise dementsprechend. Doch dies soll bei "Reality Pro" anders sein: Hier macht der Konzern, trotz des hohen Endkundenpreises von 3.000 Dollar, keinen Gewinn. Apple habe sogar, so Bloomberg, intern diskutiert, das Headset mit Verlust zu verkaufen, um den Preis gering zu halten.
Die Entwicklungskosten wird Apple in absehbarer Zeit sowieso nicht wieder hereinbekommen, denn das Entwicklungsbudget des Projektes liege bei über einer Milliarde Dollar pro Jahr.
Top-Manager kritisch, Cook wenig in Entwicklung involviertTop-Manager wie zum Beispiel Craig Federighi und Johny Srouji sollen laut Bloomberg das Projekt mehr als kritisch sehen und sich intern von der Entwicklung distanziert haben. Srouji sieht in der Entwicklung eher ein wissenschaftliches Experiment als ein wirkliches Produkt.
Dass Apple-CEO Tim Cook kein "Product Guy" ist, ist bekannt. Doch besonders bei der Brille habe sich Cook noch weniger als üblich in die Entwicklung eingebracht. Lediglich bei Produkt-Demos sei Cook anwesend, habe aber kaum Anweisungen gegeben, in welche Richtung sich das Projekt zu entwickeln habe. Dies habe das Team sehr gestört und zu internen Verzögerungen mangels konkreter Ausrichtung geführt, so Bloomberg.