Bloombergs Chip-Anschuldigungen: Seit Wochen Schweigen
In den letzten Jahren konnte man sich normalerweise darauf verlassen, dass Bloomberg-Meldungen sorgfältig recherchiert waren – und Artikel über Apples Produktpläne fast immer auch genau so zutrafen. Aus diesem Grund schlug auch der Bericht, wonach angeblich chinesische Spionagechips in Server-Hardware von Apple, Amazon und weiteren Anbietern untergebracht waren, hohe Wellen. Dem Bloomberg-Artikel zufolge konnte man aus mehreren Quellen in Erfahrung bringen, dass mehr als 30 US-Firmen chip-infizierte Server von Supermicro einsetzen und sich daher verwundbar gegenüber Datenspionage von außen machten. "Kleiner als ein Reiskorn" sei jene Zusatzkomponente, die angeblich niemandem aufgefallen war.
Grundlegende Untersuchungen, alle dementierenAls direkte Reaktion stellten Apple, Supermicro und die weiteren genannten Unternehmen alles auf den Kopf, um der Sache nachzugehen. Das einhellige Untersuchungsergebnis: Nicht der allergeringste Hinweis sei zu finden, dass irgendetwas am Bericht stimme. Auch verschiedene Geheimdienste nahmen intensive Untersuchungen auf, konnten aber ebenfalls keinen Beleg finden. Bloomberg ließ sich aber nicht beirren und legte mit einem weiteren Bericht nach, der die Angaben noch einmal untermauerte. Angesichts dieses Schrittes muss wohl vollständige Überzeugung geherrscht haben, korrekte Informationen zu liefern.
Bloomberg legt keine Beweise vor...Als Bloomberg allerdings auch Wochen später noch keine tatsächlichen Belege vorweisen konnte, verschärfte sich der Ton. Unter anderem Apple und Amazon forderten, die ihrer Ansicht nach offensichtlich falsche Geschichte zurückzuziehen. "Wenn eine Story derart falsch ist, verlangt journalistische Integrität einen Rückzug", hieß es von Amazon. Ab diesem Zeitpunkt wurde es von Seiten Bloombergs aus ziemlich ruhig. Den geforderten Widerruf gab es nicht – allerdings auch keine weiteren Meldungen mehr zum Thema. Damit liegen inzwischen zwei Monate seit Aufkommen des ersten Berichts zurück – und die offensichtlich weiterhin herrschende Überzeugung in der Redaktion lautet "Wir bleiben bei dieser Darstellung".
...sucht aber anscheinend immer noch nach InformationenDer Washington Post zufolge versucht Bloomberg aber wohl nicht, alles einfach nur auszusitzen und kein Wort mehr von sich zu geben. Stattdessen arbeiten die Journalisten weiter daran, zusätzliche Bestätigungen zu erhalten. Beispielsweise habe man per Mail zahlreiche Apple-Mitarbeiter kontaktiert. Dass es aber seit dem Folge-Artikel Anfang Oktober, Bloomberg sprach damals von "weiteren Beweisen", keinerlei Stellungnahmen oder Informationen gab, wirft ein sehr merkwürdiges Licht auf die Angelegenheit. Entweder müsse Bloomberg nun von der Geschichte abrücken – oder Beweise liefern, so die
Forderung einiger Beobachter. So wie momentan richte die Publikation aber für alle Seiten Schaden an – sowohl durch Glaubwürdigkeitsverlust als auch durch Zweifel an der Integrität von Anbietern wie SuperMicro.