Focal SPARK Wireless – Praxis und KlangDies ist der Erste von drei Testberichten aus dem Kopfhörer-Portfolio des französischen HiFi-Spezialisten
Focal (Deutscher Vertrieb:
music line). Nach dem Spark Wireless für Einsteiger folgt in Kürze ein ausführlicher Test des Focal LISTEN Wireless Bügelkopfhörers (rund 250 Euro;
Amazon) und als krönender Abschluss danach meine ausführlichen Eindrücke zum High-End Kopfhörer ELEAR für rund 1.000 Euro. Das gesamte Focal Kopfhörerprogramm, inklusive des rund 4.000 Euro teuren Utopia, können Sie
hier einsehen.
Beschreibung SPARK WirelessDer Spark Wireless (in drei Farbvarianten verfügbar) verfügt über Hörergehäuse aus Aluminium und hat gerade Schallkanäle. Mir persönlich gefallen Hörer mit leicht angewinkelten Schallöffnungen, wie der bereits zuvor erwähnte
Panasonic RP-NJ300B, etwas besser. Doch erfreulicherweise ließen sich auch die Spark-Stöpsel mit den standardmäßig vorinstallierten Ohrpassstücken gut einsetzen und boten ohne langes justieren ein freies Klangbild und sicheren Sitz.
Das Verbindungskabel zwischen dem linken und rechten Hörer ist als Flachband ausgelegt, was sich nicht so leicht vertüddelt wie Rundkabel. Es ist lang genug, um auch von Stiernacken oder mit dickem Winterpelz getragen werden zu können. Selbstverständlich kann das Kabel aber auch vor dem Hals getragen werden.
Mitgeliefert werden neben der Bedienungsanleitung und einem kleinen Hardcase für den Transport zwei Paar Ersatzpassstücke (einmal größer, einmal kleiner als die vormontierten), ein magnetischer Clip zur Sicherung der Hörer an der Kleidung und ein (sehr) kurzes USB-Ladekabel.
Die Inbetriebnahme und Bedienung gestaltet sich problemlos. Es war lediglich ein kurzer Blick in die Anleitung nötig, um herauszufinden, dass das Bluetooth-Pairing durch längeres Drücken der Power-On-Taste gestartet wird: Vier Sekunden drücken für On/Off, oder beim Einschalten fünf Sekunden drücken für Pairing. Sehr schön ist, dass der Spark Wireless sämtliche iOS-Features für BT-Headsets einwandfrei unterstützt. Dazu gehört neben dem Freisprechen auch die Aktivierung von Siri (mittlere Taste im Betrieb kurz halten) oder auch die winzige Akkuanzeige in der Menüleiste des iPhone/iPad. Die Lautstärke kann auch bei ausgeschaltetem iDevice über dessen Tasten geregelt werden.
Bei Bluetooth-Wiedergabegeräten muss man stets mit einer gewissen Tonverzögerung (Latenz) leben, die mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt ist. Für Musikwiedergabe oder Telefonie spielt das kaum eine Rolle. Bei Video oder auch bei Gaming kann das aber lästig werden. Im Falle der Spark Wireless hält sich die Latenz in Grenzen, ist aber minimal ausgeprägter, als bei den LISTEN Wireless aus gleichem Hause (Test folgt).
Ach ja, bevor ich es vergesse: Im Dauertest konnten die vom Hersteller genannten "bis zu 8 Stunden" Akkuausdauer fast exakt erreicht werden. Und das bei gehobener Lautstärke. Damit bieten die Spark Wireless ein paar – möglicherweise entscheidende – Stunden mehr Durchhaltevermögen, als Apples AirPods. In ca. 2 Stunden lassen sie sich komplett neu aufladen.
KlangAls überzeugter Klangfanatiker und Tester, der oft mit sehr hochpreisigen und anspruchsvollen Komponenten zu tun hat, ist es ehrlich gesagt gar nicht so leicht, sich bei Produkten der Einsteigerklasse nicht schon nach kurzer Zeit gelangweilt abzuwenden. Man kann schwerlich erwarten, von einem Hundert-Euro-Ohrstöpsel genauso begeistert zu werden, wie von einem vielfach teureren und aufwendigeren High-End-Hörer. Erschwerend kommt für mich hinzu, dass ich mich an In-Ears nie richtig gewöhnen kann und Bügelkopfhörer – möglichst offene – deutlich bevorzuge.
Die Focal Spark Wireless sind, wie
fast ausnahmslos alle In-Ears, geschlossen konstruiert und damit für die mobile Nutzung prädestiniert, da sie den Nutzer vor Außenschall abschirmen. Das damit einher gehende Gefühl der akustischen Isolation ist aber auch ein negativer Effekt, weil es sich unnatürlich anhört/anfühlt. Es ist fast so, als würde man sich fest die Ohren zuhalten, sodass man seine eigenen Atemgeräusche hört. Oder wie in einem schalltoten Raum, der ein sehr bedrückendes Gefühl auslöst. Die Masse der mobilen Nutzer scheint sich daran nicht zu stören bzw. hat sich daran gewöhnt. – Ich nicht.
Natürlich weiß ich die Vorteile einer effektiven (passiven) Außenschallisolierung beim mobilen Musikgenuss auch zu schätzen und würde mir für die Reise auch immer einen geschlossenen Hörer einpacken. Aber vermutlich doch eher einen Bügelkopfhörer. Die Spark Wireless machen ihre Sache wirklich nicht schlecht. Ihre Abstimmung ist genau auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe ausgerichtet: Ordentliche Bassbetonung, warme mitten und niemals piksende Höhen. Das passt eigentlich alles wie die berühmte Faust aufs Auge. Doch für meinen Geschmack hat Focal es beim Bass etwas übertrieben. Auch wenn ich nichts gegen ein kräftiges, sattes Fundament habe, aber tiefe Töne kommen mit dem Spark nicht so sauber, wie ich es mir wünschen würde. Auch nicht im Vergleich zu anderen Kandidaten. Dazu habe ich hier die kürzlich getesteten und mit rund 40 Euro deutlich günstigeren Kabel-In-Ears
Xiaomi Pro HD vorliegen (
Testbericht,
Amazon). Vor allem dank deutlich präziserer (aber auch schlankerer) Tieftonwiedergabe würde ich die Xiaomi den Spark vorziehen. Auch in Sachen Feinauflösung bieten die Pro HD mehr. Allerdings muss man das dringend auch Anwendungsbezogen betrachten. In lauten Umgebungen, also vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in der Stadt, dürften viele die Extraportion Bass der Spark Wireless sehr begrüßen und von der besseren Feinauflösung der Xiaomis kaum etwas haben.
Von den ca. 40 Euro günstigeren Bluetooth-Konkurrenten
Panasonic RP-NJ300B unterscheiden sich die Focal mit ihrem noch voluminöseren Bass und etwas zurückhaltenderen Mitten und Höhen. Insbesondere für das Hören über einen längeren Zeitraum und bei niedrigerer Lautstärke ist weniger anstrengend.