Bringt iOS 14 eine kleine Software-Zeitenwende? Angeblich erstmals Apple-fremde Standard-Browser, -Mailprogramme und mehr erlaubt
Unter iOS haben Nutzer die Möglichkeit, sich für andere Browser oder Mailprogramme als die werkseitig installierten Apple-Lösungen zu entscheiden. Dennoch macht es Apple Mitbewerbern sehr schwer, denn anders als auf dem Mac kann man zwar die alternativen Programme verwenden, nicht jedoch zur Standard-Einstellung machen. Verwendet man Chrome unter iOS, beispielsweise um mit Mac und Windows-PCs Lesezeichen zu synchronisieren, springt dennoch bei externen Links stets Safari auf. Es ist nicht möglich, jeden Web-Zugriff auf Chrome oder einen anderen Browser umzubiegen. Selbiges trifft auf die Mail-App zu, welche sich gleichermaßen in den Vordergrund drängt. Einem Bericht von
Bloomberg zufolge könnte dies aber bald der Vergangenheit angehören. Apple erwägt derzeit, ob es unter iOS ebenfalls Einstellungen für andere Standard-Browser und Mail-Clients geben soll. Dies wäre in jedem Fall ein großer Schritt – zum Schaden der Apple-eigenen Angebote, zum Nutzen von Drittanbietern.
Wohl kein freiwilliges UmdenkenGanz freiwillig käme ein solches Umdenken nicht, denn in den zwölf Jahren seit Eröffnung des App Stores weigerte sich Apple beharrlich, jenen Nutzerwünschen zu entsprechen. Allerdings gerät Apple verstärkt in den Fokus bezüglich potenziell wettbewerbswidrigen Verhaltens und Aussperren von Konkurrenz. In mehreren Ländern laufen Untersuchungen, inwiefern Apple die eigenen Apps und Dienste durch Behinderung von Drittanbieter-Lösungen fördert. In der EU gibt es seit Mai 2019 offizielle Ermittlungen, in den USA sorgte 2018 ein Urteil für Aufsehen. Dort wurde erstmals eine Klage wegen monopolhaften Verhaltens im App Store zugelassen. Sollte Apple sich für die beschriebene Öffnung entscheiden, dann würde diese kleine Software-Zeitenwende wohl im Herbst mit iOS 14 eingeläutet werden. Rivalisierende Angebote hätten es ab dann wesentlich einfacher und müssten weniger gegen Apples strikte Vorgaben und systemseitigen Einschränkungen ankämpfen.
Musikmarkt & HomePod: Ebenfalls stärkere Öffnung der PlattformNoch an einer weiteren Front lässt Apple demnächst wohl mehr Konkurrenz zu. War der HomePod zunächst auf Apple Music ausgelegt, können möglicherweise auch Spotify und Amazon native Musik-Apps mit voller Funktionalität anbieten. Gleichzeitig soll Siri in die Lage versetzt werden, Sprachbefehle direkt an Drittanbieter-Musikdienste weiterzuleiten, ohne dass die Anfrage auch den jeweiligen App-Namen enthalten muss. Die beiden letztgenannten Punkte waren für die EU Anlass, Apples Geschäftsverhalten unter die Lupe zu nehmen und Spotifys Anschuldig nachzugehen, Apple behindere aktiv den Wettbewerb.