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CD muss sich Schallplatte geschlagen geben – erstmals seit über 35 Jahren auch bei Stückzahl

Im vergangenen Sommer hatte ein Medium 40. Geburtstag gefeiert, das zunächst nur für den Musikbereich gedacht war, dann aber auch als beliebter Datenträger fungierte. Anfang der 80er Jahre kamen vermehrt Musik-CDs auf den Markt und es vergingen weniger als fünf Jahre, bis die klassische Schallplatte plötzlich nur noch ein Schattendasein pflegte. Der Musikkassette ging es übrigens erst sehr viel später ans Leder bzw. ans Magnetband, diese brachte es bis Mitte der 90er noch auf signifikanten Absatz. Für die CD setzte seit etwa 2000 ein Absturz ein, denn einerseits brach die Zeit von Tauschbörsen an, anderseits begannen legale Musikportale wie der iTunes Music Store seit 2003 ihre Tätigkeit.


Weder verschwand die Schallplatte...
Wer aber dachte, die Schallplatte werde komplett verschwinden, wurde eines Besseren belehrt. Seit 2020 erzielt die Musikindustrie mehr Umsatz mit Schallplatten als mit CDs – wofür nicht nur der Absturz der CD verantwortlich ist, sondern auch ein Boom von Vinyl in musikbegeisterten Kreisen. Wie die RIAA ("Recording Industry Association of America") jetzt bekannt gab, hat die Schallplatte nun endgültig die Oberhand gegenüber der CD gewonnen. Neben reinen Umsatzdaten liegen erstmals seit rund 35 Jahren auch die reinen Stückzahlen wieder vor den spiegelnden Silberscheiben.

... noch blieb es bei den niedrigen Werten
Laut IRAA brachten es Schallplatten auf einen Jahresumsatz von 1,2 Milliarden Dollar, CDs nur auf 483 Millionen. Mit einem Plus von 17 Prozent gelang es sogar, das Minus von weiteren 18 Prozent bei CDs zu kompensieren, weswegen der Markt für physische Medien erstmals seit langer Zeit wieder wuchs. Blickt man auf die Verkaufszahlen, so stehen 41 Millionen abgesetzte Schallplatten nur noch 33 Millionen CDs gegenüber. Das ist auch deutlich mehr als es Musikdienste mit Kaufangeboten schafften, denn der rein digitale Absatz lag bei nur 23,9 Millionen Alben.


Die Musikwelt ist dennoch weitgehend Streaming
Dennoch sollten all diese Zahlenspiele nicht über einen wesentlichen Fakt hinwegtäuschen: Die Musikwelt spielt sich in erster Linie in den Streaming-Portalen ab. Diese spielten 2022 13,3 Milliarden Dollar Umsatz ein und verhalfen der Musikbranche zu Werten, wie man sie seit mehr als 15 Jahren nicht mehr gesehen hat. Das Gefühl der Nutzer, Musik viel günstiger als früher zu erhalten, führt im Jahresdurchschnitt dazu, deutlich mehr auszugeben – denn sehr viele Kunden kauften eben nicht jeden Monat Musik im Wert von rund 10 Dollar. Bei allen Zahlen zu beachten ist, dass sich die RIAA lediglich auf den heimischen US-Markt konzentriert.

Kommentare

WLanHexe
WLanHexe13.03.23 14:14
Schön schön,... ich bin mit Schallplatten aufgewachsen und kaufe sie mitlerweile wieder. Schon seit einigen Jahren wandert die ein oder andere Scheibe in mein Plattenregal. Bei mir sind das meist limitierte Auflagen oder irgendwelche speziellen Dinge, wo es einfach Freude macht, eine richtige Schallplatte aufzulegen. Überwiegend dient aber auch bei mir der Streamingdienst meiner Wahl zum täglichen Musikhören.
+5
Mecki
Mecki13.03.23 15:25
Sehe keinen Vorteil von Schallplatten. Nehmen viel Platz weg, klangen nie besser als Kassette oder CD (schon alleine nicht wegen der Verzerrung, den viel höheren Rauschpegel und der ungleichmäßigen Laufbewegung) und klingen heute auch garantiert nie besser als digitale Musik, denn die Schallplatten Master von heute werden aus dem selben digitalen Master erstellt wie die digitalen Dateien, denn heute wird immer digital aufgezeichnet und digital nachbearbeitet im Studio.
+2
Uschaurischuum!
Uschaurischuum!13.03.23 15:30
Charakter!
Brauchen wir alles was wir können?
+9
pentaxian
pentaxian13.03.23 15:32
Mecki
Sehe keinen Vorteil von Schallplatten. Nehmen viel Platz weg, klangen nie besser als Kassette oder CD (schon alleine nicht wegen der Verzerrung, den viel höheren Rauschpegel und der ungleichmäßigen Laufbewegung) und klingen heute auch garantiert nie besser als digitale Musik, denn die Schallplatten Master von heute werden aus dem selben digitalen Master erstellt wie die digitalen Dateien, denn heute wird immer digital aufgezeichnet und digital nachbearbeitet im Studio.

da antworte ich mit Nicolas Cage aus "the rock":
"Die hier (Schallplatten) klingen besser..."
und auch wenn das evtl. Wunschdenken ist, das ganze Procedere des Auflegens, das haptische Gefühl, ein gut gemachtes Cover, farbiges Vinyl könnte mir niemals eine CD geben, Musik von Festplatte oder ota schon mal gar nicht!
mine is the last voice that you will ever hear (FGTH)
+16
LoMacs
LoMacs13.03.23 15:47
Ich habe die Audiophilen bzw. HiFi-Fans nie verstanden. Ich vermute weiterhin viel Irrationalität dahinter. Aber gut, wenn die das sagen und LPs mögen, akzeptiere ich das leicht verwirrt, das Leben ist ja nicht immer rational.
+3
ww
ww13.03.23 15:56
LoMacs
Ich habe die Audiophilen bzw. HiFi-Fans nie verstanden. Ich vermute weiterhin viel Irrationalität dahinter. Aber gut, wenn die das sagen und LPs mögen, akzeptiere ich das leicht verwirrt, das Leben ist ja nicht immer rational.

Aber natürlich - Musik ist doch nie rational.

pentaxian hat es für schön auf einen Nenner gebracht. Ich fühle das genau wie er.
+2
Bitsurfer13.03.23 16:02
Mecki
Sehe keinen Vorteil von Schallplatten. Nehmen viel Platz weg, klangen nie besser als Kassette oder CD (schon alleine nicht wegen der Verzerrung, den viel höheren Rauschpegel und der ungleichmäßigen Laufbewegung) und klingen heute auch garantiert nie besser als digitale Musik, denn die Schallplatten Master von heute werden aus dem selben digitalen Master erstellt wie die digitalen Dateien, denn heute wird immer digital aufgezeichnet und digital nachbearbeitet im Studio.
Ja du sagst es. es gab unzählige Direktschnitt LPs. Da war das original nicht das Band sondern die Giessform. Somit auf 15'000 Stück limitiert und dann war die Form unbrauchbar. Das können sich heutige Musiker nicht mehr vorstellen dass man eine ganze Seite, ca 20 Minuten, aufnimmt ohne Pause und Nachbearbeitung. Jeder Fehler auf der Platte.
Und das Pendent in CD? Anfags gabs die Bezeichnungen A und D auf den CDs. Und das immer 3 Buchstaben hintereinander. Wobei A für Analog und D für Digital stand. So gab es kombinationen z.B. AAD was für Analoge Aufnahme, anaoge Abmischung und der Träger digital war. Heute ist alls DDD. Es gab aber auch CDs mit nur 2 D "DD". Speziel die von dmp, Digital Music Produktion. Das mittlere D fehlte, keine nachträgliche Abmischung. Aufgenommen wie gespielt! Und die CDs sind allesamt klanglich erste Sahne.
+13
frankenstein13.03.23 16:25
Mecki
Sehe keinen Vorteil von Schallplatten. Nehmen viel Platz weg, klangen nie besser als Kassette oder CD ...

Mensch Mecki, das mit dem Klang ist leider Unfug. Schallplatten klingen deutlich mehr nach echter, von Menschen auf akustischen Instrumenten gespielter, live vor Ort gehörter Musik.

Das hat was mit Atmosphäre zu tun, mit Feeling, mit Imperfektion und damit, dass Menschen selbst eher wie LPs und weniger wie CDs oder Streams sind.

CDs haben den Charme eines Obduktions-Saales.

Das habe ich erst richtig verstanden, als ich vor vielen Jahren bei jemandem in New York in einem 20er-Jahre-Loft zu Gast war, und dort Ella Fitzgerald auf einer alten Wurlitzer-Box gehört habe.

Die Wurlitzer hatte einen noch viel unsaubereren Klang als eine billige 70er-Jahre-Hifi-Anlage. Technisch klingt heute jede 80-Euro-Bluetooth-Box präziser. Aber den Atmosphäre, den die Wurlizer erzeugt hat ... das war ein unvergessliches Klang-Erlebnis.
+8
ww
ww13.03.23 16:45
frankenstein
Das hat was mit Atmosphäre zu tun, mit Feeling, mit Imperfektion und damit, dass Menschen selbst eher wie LPs und weniger wie CDs oder Streams sind.

Sehe ich auch so - bei einer LP ist man schon mittendrin bevor der Erste Ton erklingt.
+4
MacBelwinds
MacBelwinds13.03.23 16:48
Ich weiß noch, wie ich 1988 vergeblich versuchte, noch eine letzte Schallplatte zu kaufen! „Geh mit der Zeit, kauf CDs!“, hieß es nur. Auf diesen heutigen Tag und diese Meldung habe ich lange gewartet!
+3
Iskander
Iskander13.03.23 16:53
Bitsurfer

sehe ich genau so bei neuen Studio Aufnahmen welche einen digitalen Erstellung haben ist es absoluter Blödsinn diese analog zu pressen…
Da ziehe ich mir lieber das Master auf Apple Music rein und Studio Qualität! Und genau da kann die Schallplatte nicht mithalten!
Irgendwann sollte man von alten Relikten lösen ist einfach technisch betrachtet nicht mehr zeitgemäss.
+3
a_berger13.03.23 17:04
LoMacs
Ich habe die Audiophilen bzw. HiFi-Fans nie verstanden. Ich vermute weiterhin viel Irrationalität dahinter. Aber gut, wenn die das sagen und LPs mögen, akzeptiere ich das leicht verwirrt, das Leben ist ja nicht immer rational.
Wenn ich bei mir im gesamten Bekanntenkreis rumschaue, ist das Nadelöhr eher der zu nutzende Raum bzw letztendlich die Boxen/Aufstellung. Ob am Anfang der Zuspieler ein Schallplattenspieler, CD oder Streaming Dienst ist, geht da relativ unter.
Zu den LP's wurde ja schon gesagt: es geht nicht nur um die Musik, sondern ein liebevoll gestaltetes Gesamtkunstwerk, mit Booklets in lesbarer Größe, Covern mit cuts, Prägedruck usw. und letztendlich farbig abgestimmtes Vinyl - und wenn man sich die Zeit zum Auflegen nimmt, bekommt man ein bischen Entschleunigung in dieser Zeit.
+6
horst113.03.23 17:08
LP kommt mir nicht mehr in die Wohnung. Bin froh, das Geknister nicht mehr hören zu müssen.
Abgesehen davon wüsste ich auch nicht, wo ich den Plattenspieler hinstellen sollt.

Früher hatte ich dafür noch einen Hifi-Turm wo alles drin stand, und oben als Krönung einen Plattenspieler von Thorens. Heute ist mein Wohnzimmer als Heimkino eingerichtet.
Boxen Selbstbau Modell Sarg. Die Dinger waren damals sehr groß in den 70 und 80er Jahre.
Spaß hat es gemacht, aber heute nee danke.
0
darkdickfire
darkdickfire13.03.23 17:17
Welche Platte habt ihr zuletzt gekauft?
Ich hab erst letzte Woche „Que Dios Te Maldiga Mi Corazon“ von The Mars Volta vorbestellt

+4
MacSquint
MacSquint13.03.23 17:23
Vielleicht kommt ja in 20 Jahren die CD auch wieder, wenn den Leuten klar geworden ist, was Streaming eigentlich alles nicht bietet…
+3
LoMacs
LoMacs13.03.23 18:07
a_berger
Zu den LP's wurde ja schon gesagt: es geht nicht nur um die Musik, sondern ein liebevoll gestaltetes Gesamtkunstwerk, mit Booklets in lesbarer Größe, Covern mit cuts, Prägedruck usw. und letztendlich farbig abgestimmtes Vinyl - und wenn man sich die Zeit zum Auflegen nimmt, bekommt man ein bischen Entschleunigung in dieser Zeit.
Wie gesagt, ich kann es nicht nachvollziehen, habe aber immer eine hohe Grundsympathie für etwas abgehobene, spleenige Nerds in ihrer gesellschaftlichen Nische.
+1
massi
massi13.03.23 18:38
habe aber immer eine hohe Grundsympathie für etwas abgehobene, spleenige Nerds in ihrer gesellschaftlichen Nische.
Dagegen kann ich nix mit hippen Mainstreamern anfangen, die sich den ganzen Tag mit gestreamter Plastikmusik berieseln lassen und das auf Anlagen, wo andere sich Häuser für kaufen.
+2
Nebula
Nebula13.03.23 21:18
Würde ich die Musik als Schallplatten besitzen, die ich digital gekauft habe, müsste bei jedem Umzug zunächst ein Statiker die neue Wohnung inspizieren. Und dann müsste ich auch noch mindestens einen zusätzlichen Raum haben, der dann beheizt werden will.
»Wir werden alle sterben« – Albert Einstein
+1
gfhfkgfhfk13.03.23 21:26
frankenstein
Mensch Mecki, das mit dem Klang ist leider Unfug. Schallplatten klingen deutlich mehr nach echter, von Menschen auf akustischen Instrumenten gespielter, live vor Ort gehörter Musik.
Schallplatten reduzieren den analogen Frequenzgang der Masterbänder deutlich, d.h. sie verzerren das Original, dazu kommt noch der Verstärker, der ebenfalls den Klang beeinflusst. D.h. die alte Wurlitzer Juke Box hat ihren typischen Eigenklang, aber das ist im Grunde nicht positiv sondern eher negativ. Genauso der Glaube Röhrenverstärker würden besser klingen. Abgesehen von den messbaren Verzerrungen ist das in Blindtests nicht unterscheidbar.
0
frankenstein13.03.23 22:21
gfhfkgfhfk
Schallplatten reduzieren den analogen Frequenzgang der Masterbänder deutlich, d.h. sie verzerren das Original, dazu kommt noch der Verstärker, der ebenfalls den Klang beeinflusst.

Oh nein. Das ist ein furchtbarer Irrglaube. Der Master ist nicht das Orginal. Das Original ist das, was aus den Instrumenten kommt, die Stimmen usw.

Zwischen Original und Master liegen nicht nur Mikrofone und Vorverstärker, die alleine schon den Klang ganz massiv verändern, sondern auch dutzende Bearbeitungen - pro Spur! EQs, Effekte, Kompressoren, usw usw. Nahezu immer wird der natürliche Klang massiv künstlich aufgebrezelt.

Dann wird auch noch in der Software eine künstliche Räumlichkeit reingezaubert. Schon mal drüber nachgedacht, dass alle Stimmen und die meisten Instrumente Mono aufgenommen werden, völlig ohne irgendeine räumliche Zuordnung? Der Toningenieur gaukelt dem Hörer mit seinen Tricks eine räumliche Aufteilung vor, die aber meist nichts mit der Realität zu tun hat.

Eine professionelle Produktion - ob Studio oder Bühne - ist ziemlich genau so "original" wie ein Instagram-Video mit AI-Schönheits-Filter.

Und dieses mit digitalen Stereoiden aufgepumpte Frankenstein-Gebilde namens Master muss jetzt unbedingt ganz originalgetreu gehört werden? Lächerlich, Leute.
+7
erko13.03.23 22:29
In dem Text geht es um den Vergleich zwischen CD und Schallplatte und da ist letzteres klanglich absolut im Vorteil, weil CD nur eine Auflösung von 16 Bit hat und das hört man im direkten Vergleich auf einer gut auflösenden Anlage überdeutlich, wenn für beides nicht dasselbe Master verwendet wird. Ob Schallplatte oder Hi-Res-Streaming am Ende besser klingen, hängt von der jeweiligen Kette ab. Streaming ist natürlich komfortabler und einfacher, man braucht nur einen guten DA-Wandler. Dass eine Schallplatte richtig gut klingt, dafür müssen viele, teils auch mechanische Faktoren, ausgetüftelt sein. Das ist nicht so einfach zu haben, erfordert viel Beschäftigung mit dem Thema.
+1
adiga
adiga13.03.23 23:36
Soll jeder mit dem glücklich werden, was ihm am besten gefällt. Ich habe hunderte von Vinylplatten (von den 60ern bis 80er) und tausende von CD's (von 1985 bis ca 2010). Von Vinyl aber auch CD gibt es grausliche Pressungen. Aber auch absolute Juwelen.

Nur ist beiden gemein, dass sie (zumindest bei mir) enorm viel Platz einnehmen. Längstens habe ich alles digitalisiert und die Originale sind an einem sauberen, trockenen Ort aufbewahrt.

Mittlerweile wird nur noch digital konsumiert, mobil Spotify oder Apple Music, zuhause Tidal oder Qobuz. Physisch kaufe ich nichts mehr, mir fehlt mittlerweile der Platz dazu.

Aber ja, unschlagbar bei Vynil sind immer noch die Cover. Teilweise wunderbare Kunstwerke.
+3
StraightEdge89
StraightEdge8914.03.23 07:13
darkdickfire
Welche Platte habt ihr zuletzt gekauft? ...

Kunzite mit Visuals, wunderscön schräg gemacht

Ich kaufe gerne die LPs der Alben die mir so richtig gut gefallen (haben). Einfach die Tatsache, dass es so wunderschön groß ist, man die Musik sehen kann, herrlich. Großartige klangliche Ansprüche habe ich eh nicht oder halt keine audiophilen Ambitionen, Verstärker ist alt und die Boxen noch älter, Hauptsache es hört sich für mich subjektiv gut an.
+2
flohvoi14.03.23 07:51
bei mir hat letztes jahr auch die rationalität gewonnen, so dass verstärker und plattenspieler sich verabschieden mussten.
cds benutze ich seit etwa 15 jahren nicht mehr, das war für mich nie etwas wertiges….
0
Monstermops14.03.23 08:10
Neben der klangphilosophischen Diskussion, in der viele von uns hier sehr geübt sind, steht für mich bei der Schallplatte ein ganz andere Faktor im Vordergrund: Das Kommittment, mich jetzt auf dieses Album zu konzentrieren, mich darauf einzulassen. Ich lege eine Platte auf und sie spielt wie erwartet und gewünscht. Mit allem Auf und Ab der Stücke, die darauf sind. Darauf lasse ich mich ein. Streamng kann das nicht.

Streaming als Begriff hat natürlich erst mal eine rein technische Bedeutung: Wir laden die Daten in einem Strom herunter. Viel mehr finde ich aber, dass wir dem Strom der Angebote ausgesetzt sind. Als Nutzer will ich vielleicht nur eine Auswahl oder eine Band hören. Die Streamingdienste haben aber Masse zum Ziel, und so überfluten sie ihre Hörer (Radio-Modus) mit ihrem Überangebot. Habt ihr mal probiert, den Verlauf der Musik bei Spotify anzusehen? Welcher Interpret war das noch vorhin? Je nach Device ist der viele Klicks entfernt, wenn das überhaupt geht. Denn hier geht es immer nur Vollgas im Vorwärtsgang. Konsumieren! Und das stresst.

Klar ist das toll, das neue Album gleich online hören zu können. Aber eine Platte aus dem schönen Cover holen, reinigen, Nadel drauf und durchhören, bis am Ende nur noch die Auslaufrille bleibt, das nimmt mir keiner. Ein wunderschönes Ritual, mit dem ich prima abschalten kann. Mindfulness…
+6
Nebula
Nebula14.03.23 08:33
Ich höre ebenfalls oft Albenzentriert, zwar meist mit meiner eigenen Sammlung, aber auch mal auf Tidal. Playlists höre ich meist welche, die ich selbst erstellt habe. Für‘s Alben-Hören nutze ich die App Albums und manchmal auch Roon, beides auf einem reduziert konfigurierten iPad. Natürlich ist das nicht vergleichbar mit der Zelebration via physischem Medium, aber das Commitment is ja vor allem Kopfsache. Ich muss nicht bei jedem Anflug von Langeweile den Skip-Button drücken, auch, wenn es leicht von der Hand geht. Und wenn ich Probleme mit der Aufmerksamkeit habe, weil ein Kommunikationsgerät neben mir liegt, habe ich das Problem auch bei Vinyl. Dabei kann man auch schön nebenher Nachrichten beantworten. Man muss sich so oder so entscheiden, Verhaltensweisen zu unterlassen. Dass das für einige mit der haptischen (oft langjährig einstudierten) Zelebration besser gelingt, will ich gar nicht abstreiten. Es ist eben nur keine Gesetzmäßigkeit ala nur Vinyl kann man wirklich genießen. Jeder genießt anders. Ich konzentriere mich bspw. ausschließlich auf die Musik/Instrumente und lasse Lyrics meist links liegen. Deswegen brauch ich auch kein Booklet.
»Wir werden alle sterben« – Albert Einstein
0
anaximander14.03.23 09:12
Der wahre Audio-Snob hört Tonband.



Amüsant war das: Die überfällige Krise der Audiophilen

+5
mk170114.03.23 09:56
Revox B77 ... ein Traum

Habe ich auch mal gehabt, aber leider irgendwann mal beim Kauf eines DAT Recorders in Zahlung gegeben ... aus heutiger Sicht ein Fehler!

Was die Platten betrifft? Ich glaube es geht vielen nicht darum ob eine Platte besser oder schlechter klingt als ein Streaminangebot. Vielmehr geht es vielen darum, Musik bewusster zu erleben und auch der Musik (wieder) einen Wert zu geben ... einen Wert, den die meisten (nicht alle) Streamingkonsumenten nicht mehr sehen und erkennen.

Ich kaufe nach wie vor Schallplatten und auch CD's. Ich möchte die Musik besitzen, die mir gefällt. Allerdings übertrage ich die Musik auf meinen ROON Server und höre sie von dort. Streaming, in meinem Fall Apple Music, nutze ich nur um neue Musik kennenzulernen und zu entscheiden, welche Musik ich mir kaufe.
+2
anaximander14.03.23 10:54
@mk1701

Nicht zu übersehen ist, daß aktuell nicht zuletzt neue Popmusik von einem jungen Publikum als Vinyl gekauft wird. Da wird der perfekte Klang auch nicht ausschlaggebend sein.

Es gibt auf jeden Fall mindestens den Unterschied, daß man bei physischen Medien eher Alben als Gesamtwerk hört. Bei CDs konnte man schon einzelne Titel heraus programmieren und die Reihenfolge ändern.
Im Fall von Streaming oder Youtube wird man idR. eine Playliste mit Lieblingstiteln hören, oder dem was der Dienst einem vorsetzt.
Da ist man ständig am Entscheiden, ob man zum nächsten Titel springt.
Das könnte man vergleichen mit Zapping am Fernseher versus eine BluRay kaufen und ansehen.
Bei Vinyl wäre eine Abspielliste natürlich unpraktisch, wobei es auch einige Schallplattenspieler gab, wo man eine Reihenfolge programmieren konnte.
0
macerkan
macerkan14.03.23 11:53
Ich habe jetzt mal die Kommentare hier so durchgelesen. Es ist schon interessant, welche halbgaren Meinung über dieses Thema herrschen.
Man sollte bei diesem Thema immer im Hinterkopf behalten, dass bei der CD oder DVD, also allem digitalen, eine Abtastung von Sinuskurven (Musik, Töne, etc., also viele Sinuskurven, die übereinander liegen) stattfindet, die dann im CD-Player oder D/A-Wandler wieder in Sinuskurven zurückverwandelt werden. Dabei gibt es viele Fehlerquellen, die den Klang verschlechtern oder, im schlimmsten Fall, bestimmte Töne gar nicht auflösen können. So ist z. B. die Wiedergabe des Ein- und Ausschwingverhalten von digitalen Tonsignalen wegen der Abtastrate grundsätzlich ein großes Problem.
Analoge Musik hat dieses Problem nicht. Scheinbar sind die Messwerte bei der Schallplatte viel schlechter als bei der CD. Das ist auch das, was die Musikindustrie uns jahrelang weiß gemacht hat, um den CD-Absatz anzukurbeln. Viel Kunden glaubten das auch. Man darf nicht vergessen, dass die CD z. B. nur deswegen damals eingeführt wurde, da der Schallplattenmarkt übersättigt und am Boden war.
Bei der Schallplattenwiedergabe bleibt normalerweise die Form der Sinuskurve erhalten, da dies eine analoge Wiedergabe ist.
Auch das Thema Verzerrungen wurde angesprochen. Und das die CD da große Vorteile gegenüber der LP hätte. Dem ist nicht so. Man muss z. B. zwischen harmonischen (Schallplatte) und disharmonischen Verzerrungen (digital) unterscheiden. Auch sind die Messwerte bei Verzerrungen von verschiedenen Grundpegeln abhängig, die bei beiden Verfahren sehr unterschiedlich sind. So hat eine CD grundsätzlich rein auf die Messwerte bezogen scheinbar große Vorteile gegenüber der CD, die sich aber relativieren und ins Gegenteil verkehren, wenn man die Messwerte hinterfragt.
Prinzipiell ist das ein Thema, über das man viel schreiben könnte. Musik hören hat auch was mit Wissen und Erfahrung zu tun. Was nützt es, jemanden, der den Klang verschiedener Plattenspieler leugnet oder schlicht nicht hört, da er MP3-verseucht ist, ihm die klanglichen Vorteile eines großen Plattenspielers gegenüber einem CD-Player vorzuführen. Und je teuerer die Geräte (5- oder 6-stelliges Preisschild ist da keine Seltenheit), desto größer der Unterschied. Vor allem bei Plattenspieler sind aufwändig und gut konstruierte Geräte wegen der rein mechanischen Abtastung klar besser.
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