CD muss sich Schallplatte geschlagen geben – erstmals seit über 35 Jahren auch bei Stückzahl
Im vergangenen Sommer hatte ein Medium 40. Geburtstag gefeiert, das zunächst nur für den Musikbereich gedacht war, dann aber auch als beliebter Datenträger fungierte. Anfang der 80er Jahre kamen vermehrt Musik-CDs auf den Markt und es vergingen weniger als fünf Jahre, bis die klassische Schallplatte plötzlich nur noch ein Schattendasein pflegte. Der Musikkassette ging es übrigens erst sehr viel später ans Leder bzw. ans Magnetband, diese brachte es bis Mitte der 90er noch auf signifikanten Absatz. Für die CD setzte seit etwa 2000 ein Absturz ein, denn einerseits brach die Zeit von Tauschbörsen an, anderseits begannen legale Musikportale wie der iTunes Music Store seit 2003 ihre Tätigkeit.
Weder verschwand die Schallplatte...Wer aber dachte, die Schallplatte werde komplett verschwinden, wurde eines Besseren belehrt. Seit 2020 erzielt die Musikindustrie mehr Umsatz mit Schallplatten als mit CDs – wofür nicht nur der Absturz der CD verantwortlich ist, sondern auch ein Boom von Vinyl in musikbegeisterten Kreisen. Wie die RIAA ("Recording Industry Association of America") jetzt
bekannt gab, hat die Schallplatte nun endgültig die Oberhand gegenüber der CD gewonnen. Neben reinen Umsatzdaten liegen erstmals seit rund 35 Jahren auch die reinen Stückzahlen wieder vor den spiegelnden Silberscheiben.
... noch blieb es bei den niedrigen WertenLaut IRAA brachten es Schallplatten auf einen Jahresumsatz von 1,2 Milliarden Dollar, CDs nur auf 483 Millionen. Mit einem Plus von 17 Prozent gelang es sogar, das Minus von weiteren 18 Prozent bei CDs zu kompensieren, weswegen der Markt für physische Medien erstmals seit langer Zeit wieder wuchs. Blickt man auf die Verkaufszahlen, so stehen 41 Millionen abgesetzte Schallplatten nur noch 33 Millionen CDs gegenüber. Das ist auch deutlich mehr als es Musikdienste mit Kaufangeboten schafften, denn der rein digitale Absatz lag bei nur 23,9 Millionen Alben.
Die Musikwelt ist dennoch weitgehend StreamingDennoch sollten all diese Zahlenspiele nicht über einen wesentlichen Fakt hinwegtäuschen: Die Musikwelt spielt sich in erster Linie in den Streaming-Portalen ab. Diese spielten 2022 13,3 Milliarden Dollar Umsatz ein und verhalfen der Musikbranche zu Werten, wie man sie seit mehr als 15 Jahren nicht mehr gesehen hat. Das Gefühl der Nutzer, Musik viel günstiger als früher zu erhalten, führt im Jahresdurchschnitt dazu, deutlich mehr auszugeben – denn sehr viele Kunden kauften eben nicht jeden Monat Musik im Wert von rund 10 Dollar. Bei allen Zahlen zu beachten ist, dass sich die RIAA lediglich auf den heimischen US-Markt konzentriert.