CES: Neuheiten und Techniktrends 2018 – Was kommt und was wieder geht
Im Westen wenig neuesAudiotechnik2018 dürfte ein Boom-Jahr für Smart-Speaker werden. Dazu gehört auch der verspätete Apple Home Pod, welcher auf der CES natürlich nicht gezeigt wird, da Apple dort nicht präsent ist. Doch praktisch jeder größere Anbieter von Lautsprechern für den Massenmarkt hat heute schon netzwerktaugliche Lifestyle-Speaker im Programm, die sich mit relativ geringem Aufwand um Sprachassistenz von Google, Amazon oder vielleicht auch Samsungs Bixby erweitern lassen. Über die Nützlichkeit der Sprachsteuerung oder deren Implikationen für den Datenschutz kann weiter munter gestritten werden.
Andere Trends oder neue Audio-Technologien mit einschneidenden Auswirkungen auf den Markt sind derzeit nicht absehbar. Im Digitalsektor wird natürlich stets munter weiter entwickelt, aber das sind derzeit nur evolutionäre Schritte. Wenn überhaupt könnte Anno 2018 der „Exciter“-Technologie zu einem größeren Bekanntheitsgrad verhelfen. Damit werden Oberflächen wie Tischplatten oder Bildschirme durch direkt gekoppelte Schwingungsanreger (besagte Exciter) in Schwingungen versetzt und so als Membranen genutzt. Sony hat auf der Messe beispielsweise mit der Modellserie AF8 TV-Geräte im Programm, bei denen der Bildschirm gleichzeitig als Lautsprecher dient. „Acoustic Surface“-Technologie nennen das die Japaner in diesem Fall.
Für einige Musikstreaming-Anbieter könnte 2018 zu einem Schicksahljahr werden. So gab es bereits Gerüchte, Tidal könnte womöglich vor der Pleite stehen (MTN berichtete:
). Und auch andere Musikdienste, darunter selbst Marktführer Spotify, kommen bislang nicht aus der Verlustzone. Ob und wie lange das noch gut gehen kann, muss sich zeigen.
HeimvernetzungGanz allgemein steht das Thema Haussteuerung oder „Smart Home“ auf der diesjährigen CES natürlich hoch im Kurs. Unzählige Anbieter bringen eine Vielzahl von Lösungen für alle möglichen und unmöglichen Anwendungen für die häusliche Vernetzung. Smart Home wird 2018 daher ganz klar oft Gesprächsthema sein. Doch wie auch in anderen Bereichen im Zuge der unaufhaltsamen Digitalisierung unserer Welt krankt das „Internet of Things“ (IoT) an dem Wirrwarr unterschiedlicher Standards, unterschiedlicher und unübersichtlicher Apps, sowie einem oft sehr fraglichen Nutzen.
Natürlich können auf den jeweiligen Bedarf gut zugeschnittene Smart-Home-Lösungen durchaus einen Mehrwert bieten, aber solange die Technik nicht wesentlich kompatibler und „interoperabler“ wird, unabhängig davon, welches Steuerungsgerät man einsetzen will, bleibt das Smart Home ein Thema für Nerds oder für Leute, die sich etwas haben aufschwatzen lassen, was sie eigentlich gar nicht benötigen.
Immerhin gibt es Ansätze, die Bedienung unterschiedlichster Gerätschaften in Heim und Haus intuitiver und direkter nutzbar zu machen, als ausschließlich über Apps auf dem Smartphone oder Tablet. Wie beispielsweise die zentralen Fernbedienung Twist von Bosch:
„Ob das Alarmsystem, die Lampen im Badezimmer, die Heizkörper im Schlafzimmer oder das Szenario „nach Hause kommen“: Alle wichtigen Geräte, Funktionen und Szenarien, die sich über die Bosch Smart Home App steuern lassen, sind auch über den Bosch Smart Home Twist intuitiv und übersichtlich steuerbar– nur eben ohne Smartphone.“ - Schreibt der Hersteller. Der „weniger ist mehr“-Ansatz muss sich in dem Bereich aber erst noch durchsetzen, damit die Bezeichnung „Smart“ ihre Berechtigung auch wirklich verdient.
SonstigesWenn es nach Tim Cook geht, ist Augmented Reality (AR) das nächste große Ding. Tatsächlich präsentieren auf der CES diverse Anbieter Lösungen, um die reale Umwelt mit virtuellen Objekten über Displays unterschiedlicher Art zu verschmelzen. Beispielsweise in Smartphone-Apps, über spezielle Brillen oder mittels Head-Up-Displays in Autos. Doch über Spielereien sind die meisten Angebote noch nicht hinaus. Die Anwendung von AR in der Automobiltechnik verspricht derzeit den größten Praxisnutzen für Verbraucher. Doch auch hier wird es noch dauern, bis AR die breite Masse erreichen kann. Ganz ähnlich sieht es übrigen auch beim Technologie-Bruder VR (Virtuelle Realität) aus.
Erstaunlich wenig neues gibt es von der CES aus dem Bereich Fotografie zu vermelden. Außer vielleicht der Panasonic LUMIX GH5S, ein paar neuen Objektiven oder eher speziellen Kameras, wie der Ricoh Theta V 360°-Kamera ist nichts für echte Schlagzeilen dabei. Vielleicht sparen sich die Hersteller ihr Pulver aber auch nur für die in diesem Jahr noch anstehenden Fotomessen auf.
FazitViel Getöse um nichts? Die CES ist eine sehr weit streuende Messe für Technikprodukte aus (zu?) vielen Bereichen. Von Fernsehern über Haushaltsgeräte, Audio, Video, Foto, Roboter bis hin zu Automobiltechnik ist fast alles auf der Messe vertreten. – Was die Show allerdings auch immer unübersichtlicher und für manche Besucher unattraktiver macht. Tatsächlich hört man immer häufiger Stimmen, dass sich die (für die meisten) sehr weite Anreise kaum noch lohnt.
Trotzdem ist die CES allein durch ihre schiere Größe nach wie vor ein wichtiges Stimmungsbarometer für die verschiedensten Technikbrachen. Doch echte Highlights blieben diesmal aus. Vielleicht mit Ausnahme von Samsungs „modularem“ Riesenbildschirm mit MicroLEDs. Eine Technik, die sowohl herkömmlichen LCDs als auch OLED-Bildschirmen in nicht allzu ferner Zukunft den Rang ablaufen könnte. Unmittelbare Auswirkungen werden in diesem Jahr deswegen aber kaum zu spüren sein. – Wenn überhaupt.