Canon EOS R im Praxistest – Spiegellos in die Vollformat-Zukunft
Canon EOS R – Fortsetzung KameraeigenschaftenSehr schön ist auch, dass die EOS R über einen USB-C-Anschluss verfügt. Darüber kann der Akku in der Kamera aufgeladen werden und Bilder z.B. auf den Mac übertragen werden. Überraschenderweise funktioniert die Bildübertragung darüber auch mit dem neuen iPad Pro! Man braucht also nur ein USB-C- oder Thunderbolt-3-Kabel ohne Adapter für Mac und iPad Pro.
Verbindet man Kamera und iPad via USB-C, kann man die Bilder von der Karte direkt in die iOS Foto-App importieren.
Falls die Frage aufkommt: Ein externes Ladegerät wird zum Glück trotzdem mitgeliefert.
Dank Bluetooth und WLAN lassen sich die Bilder auch drahtlos per App auf iDevices beamen. So kann man das iPhone oder iPad in der Fototasche lassen und jede Aufnahme automatisch von der Kamera ins iDevice übertragen lassen. Für die Übertragung größerer Bildbestände auf einmal geht es aber schneller (und mit weniger Akkuverbrauch) über das Kabel. Außerdem braucht man mit Kabel keine zusätzliche App (Canon CameraConnect). Natürlich kann man auch einfach die SD-Karte herausnehmen und in einen schnellen Card-Reader am Mac stecken.
Die Kamera lässt sich umfangreich individualisieren, Tasten können umprogrammiert werden und es gibt in der Modus-Umschaltung drei Custom-Positionen, über die man umfangreiche Kamera-Settings aufrufen kann. Beispielsweise, um schnell von einem One-Shot-Szenario zu Action-Einstellungen wechseln zu können. Es gibt aber ein paar unverständliche Lücken bei den Individualisierungsmöglichkeiten. So kann man beispielsweise ausgerechnet das „My Menu“, in dem man eigene, oft benutzte Menüpunkte ablegen kann, nicht für den Schnellzugriff auf eine Taste legen. Oder das Aktivieren/Deaktivieren von WLAN mit nur einem Tastendruck erledigen. Zum Löschen von Bildern im Wiedergabemodus muss man mindestens zwei unterschiedliche Tasten drücken. Andere Hersteller vereinfachen das beispielsweise über zweifaches Drücken der Löschen-Taste. (Olympus gesteht seinen Nutzern sogar soviel Eigenverantwortung bzw. Risikobereitschaft zu, Bilder mit einfachem Druck der Löschen-Taste ins Nirvana zu befördern.)
Sehr bedauerlich ist auch, dass sich die individuellen Settings nicht auf der SD-Karte oder in der App auf dem iDevice sichern lassen. Eine solche Funktion bleibt unsinnigerweise auch weiterhin nur Canons Topmodellen vorbehalten. Canon sagte mir auf Nachfrage zwar, dass die Einstellungen bei Firmware-Updates (von denen es bisher keins gab) „normalerweise“ nicht verloren gehen sollen, aber nach einem "ganz sicher nicht" hörte sich das nicht an. Bei Factory-Updates gehen die Einstellungen mit ziemlicher Sicherheit verloren.
Das waren jetzt nur ein paar Aspekte, die mir während meiner Testphase mit der EOS R aufgefallen sind. Die Quintessenz aus dem mehrwöchigen Praxistest ist aber, dass ich mit der Bedienung der Kamera insgesamt ausgezeichnet klar komme. In manchen Dingen besser als mit der Olympus (u.a. dank des Control Ring und der besseren Touchscreen-Bedienung), in wenigen anderen hingegen nicht so gut. So fehlen an manchen Stellen bestimmte Funktionen, die mir inzwischen selbstverständlich erscheinen, wie beispielsweise, dass sich Fotos im Display automatisch drehen, wenn man die Kamera hochkant hält (Firmware-Update bitte!), oder zügigere Funktionen zum löschen einzelner Bilder, formatieren der Karte und andere Dinge.
Da ich Kameras vieler Hersteller aus der Praxis kenne, bleibt festzuhalten, dass ausnahmslos jede irgendwo irgendwelche kleinen Schwachstellen in der Bedienung hat. Die Canon EOS R zeigt an einigen Stellen noch ihren frühen Entwicklungsstand. Die meisten Schwachpunkte lassen sich per Firmware ausbügeln. Da bleibt zu hoffen, dass Canon sein versprechen wahr macht und ähnlich wie Fuji Kundenpflege durch sinnvolle Funktionsverbesserungen per Firmware betreibt. Und das nicht nur ein oder zwei mal pro Modellgeneration. Gerade jetzt in der Anfangsphase sollten Optimierungen schneller bereit gestellt werden. Bis jetzt ist leider noch kein
Firmware-Update für die EOS R erschienen, aber für Anfang 2019 hat Canon eines in Aussicht gestellt, das einige funktionale Verbesserungen mitbringen soll.