Canon EOS R – FazitDieser Test war schon etwas ungewöhnlich und mit etwas anderen Schwerpunkten, als bei anderen Rewind-Kameratests. Auch wenn ich nicht auf sämtliche Vor- und Nachteile der Kamera und des R-Systems eingegangen bin, habe ich mir in den vergangenen Wochen ein sehr gutes Bild von Canons neuem Vorzeigeprojekt machen können.
Die Kamera ist toll, aber nicht frei von Kritikpunkten und gegenüber der direkten Konkurrenz in einigen Belangen leicht im Hintertreffen. Trotzdem: Würde ich mich für eine Rückkehr zum Vollformat entscheiden (was zur Zeit nicht der Fall ist), wäre die Canon EOS R ein heißer Kandidat. Mit Sony Kameras bin ich bisher nie so gut klargekommen, wie mit Canon, Nikon oder aktuell Olympus. Nikons neue Z-Serie ist beeindruckend, aber auch demgegenüber gefällt mir das Konzept der EOS R eine Spur besser. Und nicht zuletzt ist das zum Start verfügbare Objektivangebot der „R“ aus meiner Sicht deutlich attraktiver, als das der Nikon.
Ich komme mit der EOS R einfach sehr gut klar. Über die aktuellen Schwachpunkte kann ich hinweg sehen. Dazu zählen vornehmlich der fehlende In-Body Stabi (was in der Tat ein deutlicher Nachteil gegenüber der Konkurrenz ist), die wenig nützliche „Multi Function Bar“ und die Tatsache, dass der Sensor der R nicht ganz mit den Besten am Markt mithalten kann. Dass die Kamera nur einen SD-Slot hat, geht mir gänzlich am Allerwertesten vorbei. Für andere könnte es ein K.O.-Kriterium sein. Absolute Bildqualität auf Pixelniveau oder gewisse Features wie eine hohe Serienbildgeschwindigkeit sind mir persönlich nicht mehr ganz so wichtig. Eher Dinge, wie die Ergonomie, das Menüsystem und wie unkompliziert man mit den Möglichkeiten zum gewünschten Ziel kommt. Also Prospektdaten vs. Praxistauglichkeit. Letzteres ist mir mehr wert. Mit der EOS R ist natürlich auch noch nicht das letzte Wort gesprochen. Da geht noch was!
Nun muss sich zeigen, was Canon daraus macht. Werden sie ihr Versprechen halten und künftig häufiger per Firmware-Update Funktionalität ergänzen? Wird es ihnen gelingen, den Rückstand in der Sensortechnologie gegenüber Sony aufzuholen? Wann wird es eine „EOS 1 R“ geben, die in allen Bereichen Bestmarken setzt? Wann kommt eine günstige „R“ für deutlich unter 2.000 Euro?
Guter Anfang. Mach was draus, Canon!
Auf der folgenden Seite finden Sie viele Beispielfotos.
Plus/Minus Canon EOS R+ sehr guter, hochauflösender EVF, großer Augenabstand (23 mm)
+ solide und sehr saubere Verarbeitung
+ fast unhörbarer Lens-IS bei RF 24-105 (IBIS oft mit Geräuschen verbunden)
+ gute Ergonomie (Griff für manche vielleicht etwas zu groß)
+ übersichtliche Menüs
+ praktischer Control Ring
+ Bluetooth und WLAN (Geo-Tagging über verbundenes iDevice möglich)
+ USB-C (auch zum Aufladen geeignet)
+ externes Ladegerät mitgeliefert
+ gute Kompatibilität mit nahezu allen EF-Objektiven
+ beeindruckende Objektive
+ gute Touchbedienung über Display
+ gute AF-Performance bei schlechtem Licht
+ Canon C-RAW Format (weniger Speicherbedarf)
– vergleichsweise schwer für eine SLM
– AF bei waagerechten Linien unzuverlässig
– ausgerechnet My Menu kann nicht auf eine Taste gelegt werden
– Kamera- und Individual-Einstellungen lassen sich nicht sichern (siehe Text)
– Manche Tasten und Schalter nicht optimal positioniert (AF-ON, Power)
– Sensor nicht ganz auf dem Niveau der Konkurrenz
– unausgegorene Multi Function Bar
– nur ein SD-Card-Slot
– recht niedrige Serienbildgeschwindigkeit
Sonst noch aufgefallen:- Status-Display nett, aber irgendwie auch verzichtbar
- Gute Gesichtserkennung und Eye-AF
- AF auf feine horizontale Linien (z.B. Jalousien/Plissees) funktioniert schlecht; Dual-Pixel-AF bietet keine Kreuzsensoren
- Dank 22 mm Eye Point ist der Sucher der "R" auch mit Brille bis in die Ecken gut einsehbar.
- Verschluss ist bei ausgeschalteter Kamera geschlossen; auch bei abgenommenem Objektiv. Schützt den Sensor etwas vor Staub.