Chaos-Veröffentlichung iOS 13 als Anlass: Apple stellt die interne Software-Entwicklung um
iOS 13 war nicht die erste Systemversion, welche durch viele Fehler auffiel, die erst Wochen nach dem Initialrelease abgearbeitet werden konnten. Schon zuvor gab es Systemupdates, die offenkundig bedingt durch den strikten Jahrestakt, nicht wirklich "ready for prime time" waren. Einem Bericht zufolge war aber nicht unbedingt die Terminplanung Wurzel allen Übels, sondern die generelle Planung. Bloomberg
zufolge nimmt Apple momentan große Umstellungen vor, um die Probleme anzugehen und mehr Struktur in die anspruchsvolle Aufgabe zu bringen, ein Major Release auf die Beine zu stellen.
Vorher: Chaos und wenig ÜbersichtDem Bericht zufolge wurden Entwickler bislang dazu angehalten, möglichst viele Funktionen in einen Build zu stopfen, auch ohne diese komplett zu testen. Die internen und teilweise auch externen Testversionen waren daher so derart gespickt mit Fehlern an allen Ecken und Enden, dass sich Testern ein wahrer Albtraum bot. Mit derart vielen, unterschiedlich stabilen Bausteinen im System gab es kaum jemanden, der einen Überblick hatte, auf welchem Stand sich die Entwicklung denn momentan befindet. Aufgrund der schieren Anzahl an Fehlerberichten wurde auch die Koordination zunehmend unmöglich und teilweise war es erst die Erprobung am Kunden, die Aufschluss bot. Dazu kam, dass ein "Alles oder nichts"-Prinzip galt und sich geplante Funktionen nur sehr schwer wieder streichen ließen. Da das iPhone 11 die Freigabe von iOS 13 bedingte, mussten daher unnötigerweise viele verbuggte Funktionen ebenfalls an den Start.
iPadOS kam erst im stabileren Zustand auf den Markt
Jetzt: Nicht mehr alles zeitgleichAngesichts der schlechten Erfahrungen mit dem bisherigen Vorgehen stellte Apple die Entwicklung auf den Kopf und verfolgt nun einen ganz anderen Ansatz. Fortan werden alle "Work in progress"-Funktionen deaktiviert und stehen nicht mehr standardmäßig zur Verfügung. Lediglich über ein spezielles Konfigurationsmenü ist es möglich, diese sichtbar zu machen. Auf diese Weise erhofft sich das Management, schnell einen Eindruck gewinnen zu können, wie es um das Betriebssystem momentan bestellt ist. Sollten es Features nicht in das finale Release schaffen, so lassen sich diese einfach entfernen. Für iOS 14 hat Apple laut Bloomberg bereits komplett auf die neue Arbeitsweise umgestellt. Es wird damit gerechnet, dass iOS 14 viele neue Funktionen mitbringt – allerdings wohl eher nicht direkt zur Freigabe im September 2020, sondern je nach qualitativem Zustand erst nach und nach. Der Grundsatz "wir veröffentlichen, wenn es fertig ist", gilt dann auf Funktionsebene und bezieht sich nicht auf das gesamte System an sich.
Großes Chaos vor iOS 13 – und ein bekanntermaßen fehlerhaftes ReleaseBei iOS 13 sah es hingegen so aus, dass auch bekanntermaßen fehlerhafte Komponenten in die finale Version wandern mussten. Schon vor der WWDC 2019 im Juni sei den Entwicklern bewusst gewesen, dass die neue Systemversion viel zu problembehaftet war und hinter dem Zeitplan lag. Im August dann, also im Monat vor der iPhone-Präsentation, traf man die Entscheidung, sich nicht mehr um die diversen Fehler in iOS 13 zu kümmern. Stattdessen sollte alle Energie in iOS 13.1 investiert werden, obwohl dies bedeutete, iOS 13 trotz aller Probleme und chaotischem Vorlauf an die Kunden zu bringen. Im Falle von iPadOS gab es daher Version 13.0 gar nicht, denn anders als beim iPhone musste Apple nicht Hardware- und Software-Veröffentlichung synchron halten. Apple-intern hieß es gar, erst iOS 13.1 sei das "wirkliche Public Release". Aus diesem Grund fuhr Apple im Herbst auch den ungewöhnlich schnellen Update-Takt und löste iOS 13 bereits nach sehr kurzer Zeit durch iOS 13.1 und anschließend dann iOS 13.2 ab.