Chartposition und Umsatz im Mac App Store - was die Charts bedeuten
"Der Mac App Store ist eine Geisterstadt" - unter dieser nicht nur
polemischen, sondern auch weitgehend unsinnigen Überschrift kursieren seit einigen Monaten meist falsch interpretierte Meldungen durch die Mac-Nachrichtenlandschaft. Auslöser war der Entwickler einer 4,99 Dollar teuren App. Nachdem er sein Programm in den Charts des Mac App Stores wiederfand, war er der Meinung, nun das ganze große Los gezogen zu haben. Die Realität sah etwas anders aus - die Positionierung brachte ihm gerade einmal 302 Dollar Tagesumsatz. Auf zahlreichen Seiten ist seitdem zu lesen, wie einfach man daher in die Charts des Mac App Stores komme, wie wenige Kunden der Mac App Store habe, niemand dort Software kaufe und dass der Downloaddienst daher in Wirklichkeit gar kein Umsatzbringer sei. Diese Folgerung ist allerdings, gelinde gesagt, vollständiger Quatsch und fußt auf falsches Verständnis der Funktionsweise von Apples Charts. MacTechNews.de bringt etwas mehr Klarheit in die Sache.
1) Die Top Charts lassen wenig Rückschlüsse auf den Umsatz zu Ist man in den Top 10, so hat man lediglich von den reinen Stückzahlen her viele Apps abgesetzt. Die 999,- Euro teure App kann daher viel mehr Umsatz machen als die 99-Cent-App, nur letztere wird aber in den Top 10 sichtbar sein. Dass nun besagte 4,99$-App in die Charts kam, zeugt daher erst einmal nur von höheren Stückzahlen. Sehr häufig lassen sich daher sehr günstige Titel in den Charts finden - in der Aufstellung "Umsatzstärkste" sucht man sie hingegen vergebens. Mit einer teureren App in die Top 10 zu gelangen ist außerordentlich schwierig - schafft man es hingegen, so bedeutet dies sehr viel Umsatz. 59 Downloads einer 49$-App sind schon knapp 2900 Dollar Umsatz. Dauerhaft Platz 10 zu halten ist damit also durchaus lukrativ.
2) Konkrete Umsatzzahlen am Beispiel von Logoist (
)
Nach der Vorstellung von Logoist 2 und dem von Apple verliehenen "Editor's Choice" hatte die App 1100 Verkäufe pro Tag in den USA. Dies bedeutete Rang 2 bei den Stückzahlen und einen täglichen US-Umsatz von rund 16.500 Dollar. Version 2.5 verkaufte sich in den USA am ersten Tag 300 Mal - Rang 7 in den Stückzahlen entsprach damit 4500 Dollar Umsatz in den USA. Weltweit gesehen war Logoist 2.0 mit 2500 verkauften Lizenzen pro Tag auf den Rängen 2-5. Ist man also mit einem für 14,99 Dollar angebotenen Programm vorne in den Charts, so sind einem mehr als 35.000 Dollar Umsatz (minus Apples 30%) pro Tag sicher. Dies als "kaum jemand kauft im Mac App Store" zu bezeichnet ist ziemlicher Unsinn - zumal dies unter "Top Grossing" gerade einmal für Platz 8 reichte und die Plätze weiter vorne ein Vielfaches des Umsatzes bedeuten.
3) Nur "Top Grossing", nicht aber "Top (Paid)" ist aussagekräftigDie Rechenbeispiele zeigen aber auch, dass zur Abschätzung des täglichen Umsatzes nur die ganz unten positionierten Charts "Umsatzstärkste" Aussagekraft haben. Wenn oben erwähnter Entwickler daher der Meinung war, Rang 10 in den Stückzahlen-Charts bei einer günstigen App sorge für ein volles Konto, so hat er wohl keinen Blick auf die Aufstellung "Top Grossing" geworfen. Dort wäre eine Platzierung unter den Top 10 nämlich alles andere als enttäuschend.
Noch ein Wort zum Ranking-AlgorithmusDie Funktionsweise der Chart-Berechnung hat Apple in den vergangenen Jahren mehrfach angepasst. Noch 2013 war es möglich, sich per Hauruck-Aktion kurzfristig in den oberen Bereich der Charts zu bringen - was das Programm für Besucher des Stores oft erst sichtbar macht. Die Verkaufszahlen wurden stündlich berechnet und angepasst, weswegen ein Programm auch ebenso schnell wieder in der Versenkung verschwinden konnte (was wiederum zwielichtigen Rank-Boosting-Diensten Tür und Tor öffnete, die gegen Geldzahlung ein Programm in die Charts brachten). Anfang 2014 erfolgte die erste größere Umstellung und Apple mittelte die Downloadzahlen auf 1-2 Tage. Hohe Platzierungen wurden damit schwieriger, allerdings halten sich Apps auch länger in den Charts. Ende des Jahres machte Apple den Algorithmus dann noch träger - seitdem erfolgt die Glättung fast auf eine ganze Woche gerechnet. Apple belohnt damit kontinuierlich hohes Interesse an Apps und macht es Rank-Fälschern immer schwieriger (und den Auftraggebern immer teurer).