China macht Druck wegen Hongkong-Protesten: Apple entfernt populäre Apps aus dem App Store
Apple gerät ohne eigenes Zutun zunehmend zwischen die Fronten der Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Behörden in Hongkong. Das kalifornische Unternehmen sah sich jetzt gezwungen, zwei Apps aus dem chinesischem iOS App Store zu entfernen. Diese verstoßen nach Auffassung der Pekinger Führung gegen Gesetze des Landes und gefährden angeblich die öffentliche Sicherheit.
Karten-App bei Demonstranten beliebtEine der beiden entfernten iPhone-Anwendungen ist HKMap.live. Die Karten-App erfreute sich insbesondere bei den Demonstranten in Hongkong großer Beliebtheit. Diese nutzten den digitalen Stadtplan angeblich, um die Aufenthaltsorte von Polizeieinheiten zu markieren und mit anderen zu teilen. Darüber hinaus informierten die Nutzer mit der Crowdsourcing-App über weitere Vorkommnisse in der Sonderverwaltungszone. Die App war bereits vor einigen Tagen einmal aus dem chinesischen App Store entfernt worden, Apple hatte sie nach einer Intervention der Entwickler allerdings vor kurzem wieder freigegeben. Jetzt wurde sie endgültig verbannt.
"Einwohner und öffentliche Ordnung gefährdet"Das kalifornische Unternehmen teilte zur Begründung mit, HKMap.live sei in einer Art und Weise genutzt worden, welche sowohl die Einwohner Hongkongs als auch die öffentliche Sicherheit gefährde. Zudem habe die App nach Angaben der Hongkonger Behörde "Cybersecurity and Technology Crime Bureau" (CSTCB) den Demonstranten dazu gedient, Polizisten ausfindig zu machen und anzugreifen. Kriminelle hätte sie darüber hinaus zur Ausübung von Straftaten eingesetzt. "Die App verstößt gegen unsere Richtlinien und lokale Gesetze", so Apple in einer Erklärung, "wir haben sie daher aus dem App Store entfernt."
Entwickler widersprechen AppleDie Entwickler widersprachen Apples Stellungnahme. Es gebe keinerlei Beweise für die Anschuldigungen der CSTCB, erklärten sie. Sie hätten die Nutzer der App niemals zu kriminellen Aktivitäten ermuntert oder gar dazu aufgerufen. Chinesische Staatsmedien hatten Apple hingegen zuvor beschuldigt, "Randalierer zu unterstützen". Man müsse annehmen, hieß es etwa in der Zeitung "People's Daily", dass Apple Geschäft mit Politik und illegalen Handlungen verbinde.
Nachrichten-App ebenfalls entferntDarüber hinaus entfernte Apple die
App des Nachrichtenportals
Quartz aus dem chinesischen App Store. Dieses veröffentlicht unter anderem laufend Berichte über die anhaltenden Proteste in Hongkong. Die chinesischen Behörden hatten Apple zuvor mitgeteilt, dass in der App regelmäßig Inhalte zu finden seien, welche gegen die Gesetze des Landes verstoßen, und das Unternehmen aufgefordert, die Verbreitung der Anwendung einzustellen. Quartz-CEO Zach Seward erklärte nach der Entfernung der App, das Unternehmen verabscheue jede Form staatlicher Zensur und kenne genügend Mittel und Wege, wie die Nutzer derartige Verbote und Sperren überwinden könnten.
Ständige Gratwanderung für AppleApple ist in China immer wieder mit dem Problem konfrontiert, einerseits den westlichen demokratischen Prinzipien wie Meinungsvielfalt so weit wie möglich treu zu bleiben und andererseits die Gesetze des diktatorisch geführten Landes einhalten zu müssen. Diese Gratwanderung stellt für das Unternehmen eine ständige Herausforderung dar. Immerhin besteht bei Verstößen gegen die Regularien des kommunistischen Landes durchaus die Gefahr, dass Apple unter Umständen seine Produkte und Dienstleistungen in China nicht mehr anbieten dürfte.