Chrome-Entwickler: iOS ist der neue Internet Explorer 6
Die Auswahl an Browsern ist groß, bei den zugrunde liegenden Engines sieht das anders aus: Mit Apples Webkit, Googles Blink und Mozillas Gecko teilen sich gerade einmal drei Renderer den weltweiten Markt. Auf iPhone und iPad allerdings gibt es eine solche Konkurrenz bekanntermaßen nicht, denn alle für Apples Mobilgeräte angebotenen Browser müssen zwingend Webkit nutzen. Unter anderem durch diese Richtlinie behindere Apple die Weiterentwicklung des World Wide Web, meint zumindest ein bei Google tätiger Chrome-Entwickler.
Apple verhindert WettbewerbAlex Russell, der im Chrome-Team des Suchmaschinen-Giganten arbeitet, machte seinem Ärger darüber jetzt auf
Twitter Luft. Sein hauptsächlicher Kritikpunkt: Da Apple alternative Browser-Engines auf iPhone und iPad verbiete, gebe es in dieser Hinsicht keinen Wettbewerb. Das führe dazu, dass die Browser-Hersteller keine neuen Features in ihre Apps integrieren könnten.
Apple investiert zu wenig Zeit und GeldErschwerend kommt Russell zufolge hinzu, dass Apple seiner Ansicht nach zu wenig Zeit und Geld in die Weiterentwicklung von Webkit investiert. Der iPhone-Konzern behindere damit die Entwicklung neuer und anspruchsvollerer Internet-Anwendungen. Die Schuld hierfür weist er allerdings nicht den Webkit-Entwicklern in Cupertino zu, denn diese wünschten sich auch auf iPhone und iPad ein nach modernen Maßstäben funktionierendes Web. Verantwortlich für die Fehlentwicklung sei vielmehr Apples Chefetage, welche die entsprechenden Entscheidungen getroffen habe.
Situation wie zu Zeiten des IE6Russell findet deutliche Worte für diese seiner Meinung nach unhaltbare Browser-Situation auf den iDevices: "iOS ist der neue Internet Explorer 6", schreibt er in einem seiner Tweets. Angesichts der weltweiten Verbreitung von iPhones und iPads müssten Web-Developer stets darauf achten, dass ihre Projekte zu den Geräten aus Cupertino kompatibel seien. Moderne Web-Techniken könnten daher - wenn überhaupt - nur verzögert berücksichtigt werden. Die aktuelle Situation erinnert Russell deshalb an jene Zeiten, als Microsoft mit seinem Desktop-Browser den Markt beherrschte, eigene Standards zu setzen versuchte und die Weiterentwicklung des Internets dadurch für geraume Zeit behinderte.