Chrome: Mogelpackung "Inkognito" – Google möchte private Daten löschen und wehrt Milliardenklage ab
Es geht um den Inkognito-Modus des beliebten Chrome-Browsers aus Mountain View. Dieser schien auf den zweiten Blick nicht so funktionieren, wie es der Name vermuten lässt. Statt sich völlig anonym durch das World Wide Web zu bewegen, sendeten ahnungslose Nutzer ihre privaten Browseraktivitäten weiter an Google. Zwar war man am heimischen Rechner oder am Arbeitsplatz gegenüber seinen Mitmenschen anonym unterwegs, doch der Großkonzern lauschte fleißig weiter. Nachdem dies ans Licht gekommen war, versuchte die Alphabet-Tochter zunächst keinen großen Wind um die Sache zu machen, doch es war bereits zu spät. Milliarden an privaten Browserverläufen befinden sich im Bestand und es wurden Forderungen laut, diese zu löschen.
Google gelobt BesserungAus der Sicht der Anwälte hätte eine Sammelklage den Konzern zwischen 4,75 und 7,8 Milliarden Dollar gekostet, was jedoch nur auf den Daten beruht, die bisher freiwillig erhoben wurden. Stattdessen erklärte sich Google bereit, die gesammelten Daten aus der Vergangenheit zu löschen. Ferner soll eine kürzlich eingeführte Änderung beibehalten werden, die es Nutzern des Inkognito-Modus gestattet, Drittanbieter-Cookies standardmäßig abzulehnen. In einer Erklärung, die
Ars Technica vorliegt, bezeichnete Anwalt David Boies, der stellvertretend für die Google-Nutzerschaft steht, den getroffenen Vergleich als einen „historischen Schritt“. Er würde zeigen, dass man durchaus „Ehrlichkeit und Verantwortlichkeit von einem marktbeherrschenden Technologieunternehmen“ erwarten und auch verlangen dürfe.
Umsetzung bereits erfolgtDie Anwälte beabsichtigen somit sicherzustellen, dass zukünftig vermehrt Wert auf Datenschutz vonseiten Google gelegt und die Menge an Daten, die der Konzern abgreift, „begrenzt“ wird. Die Klageschrift formuliert dies zumindest für die nächsten fünf Jahre. Ferner stimmte Google zu, die „Entscheidung der Anwender, privat zu surfen, nicht mehr weiter verfolgen wird“. In der Google-Chrome-Hilfe liest es sich fortan folgendermaßen: „Chrome informiert Websites und auch Google nicht darüber, wenn Sie im Inkognitomodus privat surfen.“ Keine dieser Entscheidungen dürfen zu einem späteren Zeitpunkt durch das Unternehmen rückgängig gemacht werden.
Schadensersatz „auf Null“ begrenzt – vorerst Eine gesammelte Schadensersatzklage bleibt durch die schnelle Reaktion aus Mountain View allerdings aus. Im Vergleich ist nur die Rede vom „Recht, Google individuell auf Schadensersatz zu verklagen“, was ein Schiedsgericht erfordere. Hiervon möchten sich die Anwälte jedoch nicht abschrecken lassen. Es ist daher davon auszugehen, dass zeitnah einige individuelle Schadensersatzansprüche gegenüber Google ausdiskutiert werden. Google-Sprecher José Castañeda sagte, die gelöschten Daten seien „nicht so bedeutend“, wie es Boies darzustellen versuche. Es handele sich lediglich um ein paar alte technische Datensätze. Weiterhin freue man sich bei Google, die Klage auf diese Weise beizulegen, denn ursprünglich seien „5 Milliarden Dollar“ verlangt worden und die Kläger „erhalten nun nichts“. Obwohl der Suchmaschinengigant zu Beginn der Verhandlungen verlauten ließ, die Daten seien „unmöglich zu löschen“, erhob man nun keinerlei Einspruch, woraufhin vermutlich am 30. Juli Richterin Rogers eine endgültige Genehmigung ausspricht.