Cook im Interview über FBI-Urteil: „Die Zukunft steht auf dem Spiel“
In einem ausführlichen Gespräch mit David Muir von ABC News legte Tim Cook heute Nacht die Gründe dar, warum sich Apple weigert, dem FBI beim Entsperren eines Terroristen-iPhones zu helfen.
Er befürchtet einen Dammbruch, es werde definitiv nicht bei dieser einzelnen Forderung bleiben. Gleichzeitig häufen sich die Berichte, dass Apple intensiv an neuen Verschlüsselungstechniken arbeitet, die den Zugriff auf iPhone-Daten für die Behörden noch schwieriger machen.
„Software-Äquivalent zu Krebs“ gefordertAuf die Frage, warum Apple nicht in diesem speziellen Fall, in dem es um den Attentäter von San Bernardino geht, kooperiere, sagte Cook: „Es ist ja nicht so, als ob wir die geforderten Daten drüben im nächsten Büro liegen haben. Wir haben keine dieser Daten.“ Der einzige Weg, an sie heranzukommen sei die geforderte neue iOS-Version, die er unmissverständlich als „Software-Äquivalent zu Krebs“ bezeichnete. „Das ist es, worum es hier geht. Die Zukunft steht auf dem Spiel.“
Eine solche Software würde nämlich als Präzedenzfall einen Dammbruch bedeuten und weitergehende Forderungen nach sich ziehen. Die Beteuerungen des FBI-Chefs James Comey, es gehe nur um dieses eine iPhone, glaubt er nicht - auch andere Medien schrieben bereits, dass das US-Justizministerium die geforderte Software auch bei mindestens
einem Dutzend weiterer Geräte verwenden wolle. Außerdem befürchtet Cook, dass nach dem Zugriff auf die Daten als nächstes die Entwicklung einer Abhörsoftware verlangt werde oder der allzeit bereite Zugriff auf die iPhone-Kamera. „Das sollte in Amerika nicht passieren“, appellierte er an die Freiheitsliebe seiner Landesgenossen.
Wäre er sich sicher, dass es in der gesamten Angelegenheit tatsächlich nur um das iPhone des Attentäters Syed Farook und nicht um einen Präzedenzfall ginge, würde er sich anders verhalten. „In einer perfekten Welt, in der keine der genannten Implikationen existieren würde, ja, wir würden es machen. Wir würden es sofort tun. - Aber wir leben nicht in einer perfekten Welt.“
Bemühungen um weitergehende VerschlüsselungUnterdessen berichten sowohl die New York Times als auch die Financial Times von Bemühungen der Apple-Entwickler, die Sicherheitsstandards von iPhones weiter zu erhöhen, um künftige FBI-Forderungen leichter abwehren zu können. Dabei soll es etwa um den Datenschutz in der iCloud gehen: Ein bisher möglicher Weg, um an iPhone-Daten zu kommen, führt über die iPhone-Backups in der iCloud. Auch gesperrte iPhones können ein solches anlegen, wenn sie ein bekanntes WLAN-Signal erhalten. Im konkreten Fall wurde das iCloud-Kennwort allerdings auf Anweisung des FBI
geändert, weswegen diese Möglichkeit ausfiel.
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