Cook vor dem Kongress: Das komplette Statement – mit teils wackeliger Argumentation
Bekanntlich muss auch Tim Cook vor einem Ausschuss des US-Kongresses Rede und Antwort zu Apples Geschäftspraktiken im App Store stehen. Vorab veröffentlicht wurde bereits die
offizielle Stellungnahme, welche Apple gegenüber dem "Subcommittee on Antitrust, Commercial and Administrative Law" abgab. Wir fassen die wichtigsten Aussagen stichpunktartig zusammen und werfen einen Blick darauf, welche Verteidigungslinie Tim Cook versucht. An einigen Stellen haben wir Kommentare eingefügt, denn manche Argumente erscheinen wackelig und halten eingehender Überprüfung nicht stand.
Einleitende Worte- Cook preist Apples Bestreben, das Leben von Menschen bereichern zu wollen – mit der Überzeugung, nicht die meisten, sondern die besten Produkte zu erschaffen
- Apple ist ein einzigartiges amerikanisches Unternehmen mit einer Erfolgsgeschichte, welche nur in den USA möglich sei
- Mit dem iPhone schuf Apple ein einzigartiges Ökosystem, dessen Abstimmung von Hardware, Software, Bedienung und Einfachheit von Anfang an zu den höchsten Zufriedenheitsraten unter Mobiltelefonen führte
- Dennoch sei der Smartphone-Markt heiß umkämpft, mit teils ganz unterschiedlichen Geschäftsmodellen (z.B. Google, Huawei, Samsung)
Apples Grundüberzeugungen- Privatsphäre und Sicherheit stehen bei Apples Entscheidungen immer im Vordergrund
- Auch beim App Store galt von Anfang an, eine vertrauenswürdige Plattform erschaffen zu wollen – für Nutzer und Entwickler
- Dazu zähle auch, die Qualität durch genaue Vorgaben und Überprüfung einer jeden App hochzuhalten
- Wer als Nutzer eine App beziehe, müsse sich darauf verlassen können, dass diese sicher und zuverlässig ist
So hatte es 2008 begonnen
App Store: Keine Regalmiete, Zugang für alle- Entwickler bestimmen die Preise selbst und bezahlen keine "Regalmiete"
- Apple unterstützt mit mehr als 150.000 Entwicklungs-Schnittstellen um es jedem zu ermöglichen, Apps für den App Store zu entwickeln
- Die Richtlinien sind laut Apple transparent und gelten für jeden ungeachtet der Größe des Unternehmens
- In Stein gemeißelt sind die "App Store Guidelines" hingegen nicht, regelmäßig gebe es Anpassungen, wenn sich der Markt verändert
- Sofern Änderungen erforderlich sind, arbeite Apple mit Entwicklern zusammen, um diese bei erforderlichen Umstellungen zu unterstützen
Die 2008er Charts
Merkwürdige Argumentation: Kaum ein Entwickler muss bezahlen?- Bei der überwiegenden Mehrzahl der Apps behalte der Entwickler 100 % des Geldes, das er erzielt (Anm.: Ein etwas schiefer Vergleich, denn kostenpflichtigen Inhalte haben über Apple zu laufen)
- Nur dann, wenn der Entwickler einen Kunden über ein Apple-Gerät gewinne und Dienste anbiete, die auf dieser Plattform genutzt werden, fallen Gebühren an (Anm.: Also bei jeglicher verkauften App und jedem abgeschlossenen Abo – die Behauptung ist irreführend)
- Jene Gebühren seien von Apple noch nie erhöht, stattdessen bei verlängerten Abos sogar reduziert worden
- Vor dem App Store herrschten Distributionsmethoden wie Packungsversionen in Shops vor, dies mit hohen Produktions- bzw. Verkaufskosten. Physische Medien mussten verschickt werden, Updates waren umständlich (Anm.: 2008 war Online-Vertrieb von Software längst etabliert)
Apple befürwortet Wettbewerb- In der Stellungnahme ist ausführlich die Rede davon, wie sehr es Apple Kontrolle des Marktes begrüßt, um gegen Missbrauch vorzugehen
- Apple teilt die Auffassung, dass Wettbewerb ein Grundpfeiler ist, um Innovation zu fördern, neue Ideen entstehen zu lassen und dem Kunden Auswahl zu bieten
- Seit der Gründung Apples waren dies Werte, die das Unternehmen definierten
- Vorwürfe bezüglich wettbewerbswidrigen Verhaltens will Apple nicht gelten lassen
- Natürlich gilt Apple im App Store als "Türsteher": Allerdings wolle man möglichst viele Apps anbieten – und nicht möglichst viele ausschließen. Apple verschloss keine Türen, stattdessen wurde diese überhaupt erst geöffnet