Corona-Apps in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Meinungen
Mit der
Corona-Warn-App steht ab sofort allen Einwohnern Deutschlands eine Kontakt-Tracing-App zur Verfügung, die der Eindämmung der Corona-Pandemie dienen soll. Andere Länder waren ebenfalls nicht untätig und arbeiten an entsprechenden Anwendungen oder haben diese bereits veröffentlicht. Dieser Artikel legt das Augenmerk auf zwei Nachbarländer Deutschlands, nämlich Österreich und die Schweiz. Wir gehen auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Apps ein und greifen die Frage auf, ob die landesspezifischen Applikationen untereinander kompatibel sind.
Schweiz: SwissCovidDie deutsche Corona-App trägt den Namen
Corona-Warn-App und ist seit 16. Juni verfügbar. In der Schweiz nennt sich die Anwendung SwissCovid und befindet sich gegenwärtig in der Pilotphase. Damit ist
SwissCovid bislang momentan nur bestimmten Personenkreisen vorbehalten, darunter vor allem Angestellte im Gesundheitswesen und öffentlich Beschäftigte. Ungefähr 60 000 Eidgenossen machen derzeit von der App Gebrauch. Am 19. Juni gilt es für die App noch eine letzte parlamentarische Hürde zu nehmen: Beide Kammern, der Ständerat und der Nationalrat, müssen den Release von
SwissCovid absegnen. Das wird mit ziemlicher Sicherheit auch geschehen, somit ist eine Veröffentlichung der App bereits am 20. Juni denkbar.
Österreich: Stopp CovidIn Österreich gestaltet sich die Lage anders: Eine derartige Anwendung könnte für Android-Benutzer bereits am 25. März bezogen werden, wenig später folgte das iOS-Pendant. Der Start der
Stopp Corona genannten App verlief alles andere als reibungslos: Kritiker meldeten datenschutzrechtliche Bedenken an und Politiker stellten die verpflichtende Nutzung der App in Aussicht. Da es an einer entsprechenden API fehlte, mussten Anwender manuelle Handshakes vornehmen, also eigenständig protokollieren, wann und mit welchen Menschen Kontakt bestand. In einigen Tagen soll ein Update erscheinen, das den Zugriff auf die von Google und Apple entwickelte Schnittstelle ermöglicht.
Apropos Schnittstelle: Diese heißt „COVID-19 Exposure Notifications“ und wurde von Apple mit der iOS-Version 13.5 ausgeliefert. Diese Version steht allen iPhones ab dem 6s und dem ersten SE zur Verfügung, Besitzer eines iPhone 6 oder älter bleiben folglich außen vor. Android gilt zwar als fragmentiertes Betriebssystem, allerdings unterstützen alle Smartphones ab Android 6.0 die API.
Unterschiedliche Entwickler, quelloffene AppsDen drei Tracing-Apps sind allerlei Merkmale gemein: Sie verfolgen allesamt einen dezentralen Ansatz, was Datenschützer durchaus gütlich stimmt. Außerdem handelt es sich um Open-Source-Applikationen – der Quellcode der deutschen App kann beispielsweise auf
Github eingesehen werden. Hinter den jeweiligen Apps stehen jedoch sehr unterschiedliche Organisationen. In Deutschland wurden zwei privatwirtschaftliche Unternehmen, die Deutsche Telekom und SAP, mit der Entwicklung der Applikation betraut. Die Schweizer entschlossen sich dazu, zwei Technische Hochschulen mit der Entstehung von
SwissCovid zu beauftragen. Hinter Österreichs
Stopp Corona-App steckt das Österreichische Rote Kreuz, finanziert wird sie von der Privatstiftung eines großen Versicherungskonzerns.