Corona-Apps in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Meinungen
Noch keine internationale SolidaritätFür Reisende wie Grenzgänger stellt sich die Frage, ob sie mehr als eine Kontakt-Tracing-App auf ihrem Gerät installieren müssen oder die Daten untereinander kompatibel sind. Die Antwort fällt ernüchternd aus: Das deutsche Bundesgesundheitsministerium bestätigte, dass die
Corona-Warn-App mit keiner anderen europäischen Applikation dieser Art kompatibel sei. Die österreichische und die eidgenössische App sind bis dato ebenfalls nur Insellösungen. Das soll sich nach Plänen der EU bald ändern: Unionsbürger sollen zukünftig neben ihrer heimischen Tracing-App keine weitere nationale Anwendung herunterladen müssen. Deutschlands Gesundheitsministerium betont, mit Hochdruck an der Kompatibilität zu arbeiten. Das erscheint durchaus opportun: Bis jetzt können manche ausländische Corona-Apps im Inland nicht einmal heruntergeladen werden.
Was sagen Experten?Grundsätzlich loben Experten die Datensicherheit und Transparenz der Apps. Der dezentrale Ansatz zur Speicherung der Daten und die Veröffentlichung der Quellcodes wird zumeist überaus positiv gewürdigt. Der Chaos Computer Club veröffentlichte
zehn Prüfsteine für eine Kontakt-Tracing-App; dass eine Warnung vor der Installation der
Corona-Warn-App bis jetzt unterblieb, darf als Erfolg gewertet werden. Österreichs
Stopp Corona-Anwendung war anfangs massiver Kritik ausgesetzt, allerdings nahmen sich die Entwickler der berechtigten Beschwerden an und optimierten die Anwendung beträchtlich. Namhafte Experten, darunter der Datenschutzjurist Max Schrems, erachten die App als datenschutzkonform.
In der Schweiz ist das Stimmungsbild ein ähnlich positives, wenngleich Serge Vaudenay, Professor für Kryptographie an der ETH Lausanne, Kritik anmeldet. Pikanterweise ist die ETH Lausanne eine der Hochschulen, die sich für die Entwicklung der eidgenössischen Corona-App verantwortlich zeigen. Gegenüber der
Netzwoche beanstandet Vaudenay die über Bluetooth ausgesendeten IDs. Da sich diese nur alle zwölf Minuten änderten, in der Zeit aber enorme 2000 Mal gesendet werden, könne ein Smartphone mithilfe eines Bluetooth-Scanners verfolgt werden.
Andere Länder, andere AppsFreilich sind auch Staaten abseits des DACH-Raums mit der Entwicklung oder Bewerbung ihrer nationalen Corona-Apps beschäftigt. Eine vollständige Aufzählung all dieser Bemühungen würde allerdings den Rahmen dieses Artikels sprengen. Einige Beispiele seien an dieser Stelle dennoch genannt: Italiens Corona-App nennt sich
Immuni und gleicht in ihrem Funktionsprinzip sehr den Anwendungen der DACH-Länder. Großbritannien setzt auf die zentrale Speicherung der Daten; die britische App befindet sich noch im Testbetrieb und weist allerlei Probleme auf. Ein Umstieg auf den dezentralen Ansatz wird mittlerweile ernstlich in Erwägung gezogen. Frankreich wiederum veröffentlichte eine entsprechende App bereits Anfang Juni – und entschied sich für eine zentrale Speicherung der Daten.