Corona-Warnsystem: Ehemaliger Apple-Manager spricht über geringen Einsatz
Kontaktverfolgung ist in der Corona-Pandemie sehr wichtig: War man mit einer infizierten Person in engem Kontakt, besteht ein großes Risiko, sich ebenfalls infiziert zu haben. Da heute die meisten Personen über ein Smartphone verfügen, liegt die Idee nahe, diese zur Kontaktverfolgung zu nutzen. Bereits kurz nach Beginn der Pandemie kooperierten Google und Apple mit dem Ziel, Schnittstellen zu entwickeln, um die Kontaktverfolgung via Smartphone anonymisiert zu ermöglichen. Hierbei stand der Datenschutz im Vordergrund: Es sollten keine Standortdaten oder andere persönlichen Informationen übermittelt werden, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen. Denn die Bevölkerung befürchtete, dass die gesammelten Informationen für andere Zwecke verwendet werden könnten.
Myoung Cha, ehemaliger Leiter der Health Strategic Initiatives bei Apple, hat nun gegenüber der
Washington Post ein sehr düsteres Bild der Bemühungen gezeichnet. Apple und Google haben die Schnittstellen in Rekordzeit auf die Beine gestellt, so Cha. Man habe eng mit der Regierung zusammengearbeitet – doch der dezentrale Ansatz stieß bei vielen Regierungsbehörden auf Ablehnung. Auch übt Cha Kritik am aktuell amtierenden US-Präsidenten Joe Biden: Dieser habe seine gesamte Energie in die Impfkampagne gesteckt – aber dabei andere Bausteine wie zum Beispiel Corona-Warn-Apps ignoriert.
Viele US-Staaten ohne Warn-SystemIn den USA entwickelten die einzelnen Bundesstaaten unabhängig voneinander Corona-Warn-Apps basierend auf der Apple/Google-Technologie – doch viele Bundesstaaten entscheiden sich gegen den Einsatz. So verfügen momentan 20 Bundesstaaten über keinerlei Corona-Warn-App – darunter auch große Staaten wie Florida und Texas mit Millionen von Infektionen und zehntausenden Toten.
Geringe MeldequoteAber selbst in Bundesstaaten mit App-basierendem Warnsystem ist die Effektivität ernüchternd: In Kalifornien beispielsweise wurde die Corona-Warn-App auf 15 Millionen Apps installiert – doch nur 3 Prozent der 3,9 Millionen positiven Testresultate wurde jemals in der App geteilt.
Auch in Deutschland geringe MeldequoteAuch in Deutschland ist die Meldequote in der Corona-Warn-App gering: Schaut man sich die gestrigen Zahlen an, wurden knapp 43.000 Neuinfektionen festgestellt – aber nur 8.800 Testergebnisse über die Corona-Warn-App gemeldet. Wirft man einen Blick auf die Gesamtzahlen, ist das Bild noch ernüchternder: Seit Pandemiebeginn wurden in Deutschland über 7 Millionen Infektionen festgestellt – doch laut dem Robert-Koch-Institut nur 538.000 Testergebnisse über die Corona-Warn-App gemeldet. Natürlich stand die App erst im Juni 2020 und nicht zu Beginn der Pandemie zur Verfügung – doch die Relation der Zahlen lässt erkennen, dass sich die wenigsten Nutzer entschließen, ihr Testergebnis zum Schutz anderer Menschen zur Verfügung zu stellen.