Cortana und Skype-Übersetzer: Auch bei Microsoft werten Mitarbeiter Sprachaufnahmen aus
Ebenso wie Apple, Google und Amazon setzt auch Microsoft auf menschliche Unterstützung bei der Auswertung von gesprochenen Texten. Um die Fähigkeiten sowohl von Cortana als auch des Skype-Translators zu verbessern, überprüfen Mitarbeiter des Unternehmens deren Erkennungs- und Übersetzungsleistung. Dabei kommen ihnen gelegentlich intime Details zu Ohren.
Aufnahmen von fünf bis zehn SekundenDem Magazin
Motherboard wurden jetzt Dokumente, Screenshots und Audioaufnahmen zugespielt, aus denen hervorgeht, dass externe Mitarbeiter des Softwarekonzerns Teile von Gesprächen auswerten. Dabei handelt es sich um kurze Ausschnitte mit einer Länge von fünf bis zehn Sekunden, allerdings können die Aufnahmen auch länger sein. Gleichzeitig mit den Audiodateien erhalten die Mitarbeiter vom System erstellte Übersetzungsvorschläge, aus denen sie dann den treffendsten auswählen sollen.
Intime Details und privateste UnterhaltungenZwangsläufig enthalten die Aufnahmen des Skype-Übersetzers mitunter Teile von äußerst privaten Unterhaltungen. In dem Motherboard vorliegenden Material ist etwa Liebesgeflüster zu hören, aber auch Gespräche über Gewichtsverlust oder Beziehungsprobleme sowie Unterhaltungen mit eindeutig sexuellem Bezug. In Befehlen an Cortana tauchen darüber hinaus zuweilen vollständige Adressen auf.
Kryptische Erklärungen von MicrosoftMicrosoft weist im englischen Original der
FAQ zum Skype-Translator zwar darauf hin, dass gesprochene Sätze und automatische Transkriptionen analysiert und Korrekturen ins System eingegeben werden. Allerdings ist nicht ausdrücklich die Rede davon, dass dies durch Mitarbeiter geschieht. Die
deutsche Version des gesamten FAQ-Textes ist weitgehend unverständlich, da es sich bei dieser um eine der bei Microsoft häufig vorkommenden automatischen Übersetzungen handelt.
"Stets mit Zustimmung der Nutzer"Die Mitarbeiter, welche die Transkriptionen anfertigen, arbeiten teilweise von zu Hause aus. Microsoft erklärte gegenüber Motherboard, man bemühe sich bei der Auswertung von Sprachdaten um größtmögliche Transparenz. Die Analyse von Aufnahmen geschehe darüber hinaus stets mit der Zustimmung des Nutzers. Zudem würden die Daten anonymisiert und die Mitarbeiter erhielten die Audiodateien ausschließlich über ein spezielles gesichertes Online-Portal.
Apple und Google setzen Auswertung ausMicrosoft ist nach Apple, Google und Amazon das vierte Unternehmen, von dem bekannt wird, dass es Sprachaufzeichnungen von Mitarbeitern analysieren lässt. Der iPhone-Hersteller und der Suchmaschinen-Konzern haben diese Praxis mittlerweile bis auf Weiteres ausgesetzt. Der Onlinehändler gibt den Nutzern seines Sprachassistenten in der Alexa-App seit kurzem die Möglichkeit, die Auswertung abzuschalten. Ob Microsoft ähnliche Schritte für den Skype-Übersetzer und Cortana in Erwägung zieht, ist nicht bekannt.