Covid-Tracing per App: Großbritannien geht anderen Weg
Die "Durchseuchung" der Gesellschaft mit Smartphones kann in Zeiten der Corona-Pandemie außerordentlich wichtige Daten liefern – zum Beispiel wer getestet werden sollte und wer sich im Umkreis von infizierten Personen aufhielt. Daten entscheiden im Endeffekt darüber, welche Maßnahmen verschärft und welche gelockert werden – nur mit ausreichend Daten können Behörden richtige Entscheidungen treffen, welche Personen getestet werden sollten und welche nicht.
Zentral vs. DezentralGrundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Modelle: Zentrale oder dezentrale Datenspeicherung. Bei der zentralen Speicherung werden alle verfügbaren Daten wie zum Beispiel Bewegungsprofile und Informationen zu möglichen Kontakten in einer zentralen Datenbank gespeichert. Ein dezentraler Ansatz speichert nur anonyme Schlüssel auf einem Server – die Smartphones der Nutzer merken sich, mit welchen in der Nähe befindlichen anonymen Schlüsseln der Nutzer Kontakt hatte. Ist ein Schlüssel als Infiziert markiert, gleicht das Smartphone die lokalen Schlüssel mit denen als Infiziert gemeldeten ab – und alarmiert gegebenenfalls den Nutzer.
Vor- und NachteileBeide Ansätze haben Vor- und Nachteile: Bei einem zentralisierten Ansatz lassen sich mehr Daten auswerten, da die Kontaktinformationen in einer zentralen Datenbank vorliegen. So wäre es zum Beispiel denkbar, herauszufinden, ob ein Risiko-Nutzer mit einer Gruppe von Nutzern in kurzzeitigem Kontakt stand. Auch ist es möglich, die Anzahl der Kontakte einer Person zu ermitteln. Der dezentrale Ansatz bringt vor allem Vorteile bei der Privatsphäre mit: Behörden können die Daten nicht für Bewegungsprofile oder zur Anordnung von Bußgeldern verwenden. Außerdem ist diese sicherer bezüglich Hacker-Angriffen, da keine verwertbaren Informationen in der zentralen Datenbank gespeichert werden.
Großbritannien will zentrale DatenbankDeutschland schwenkte am Wochenende um und will nun doch einen dezentralen Ansatz verfolgen und dabei die von Apple und Google bereitgestellten Schnittstellen umsetzen. Anders in Großbritannien: Dort
will die Regierung nun eine zentrale Datenbank aufbauen. Großbritannien verspricht sich hier hauptsächlich bessere Analysemöglichkeiten, da in der zentralen Datenbank mehr Informationen vorliegen als beim dezentralen Ansatz.
Doch hierbei könnten die Engländer Probleme bekommen: Da sich die App zu bestimmten Zeitpunkten automatisch aktivieren muss, verbraucht diese deutlich mehr Strom als die von Apple und Google favorisierte Lösung. Auch widerspricht eine solche App dem Datenschutz-Gedanken von Apple, da Tracking-Apps nur im Ausnahmefall den Apple-Richtlinien entsprechen.