Craig Federighi: Der Mac ist iOS bei Sicherheit unterlegen – inakzeptabel viel Malware kursiert
Apple muss vor Gericht beweisen, dass der App Store und die damit verbundenen Regelungen einzig der Tatsache dienen, Nutzer zu schützen und die Plattform frei von schädlicher Software zu halten. Keinesfalls darf Apple hingegen den Eindruck erwecken, mit allen Mitteln eigene Interessen zu verteidigen – beispielsweise durch Behinderung von Konkurrenten oder Maximierung von Umsätzen in Form der Store-Gebühren. Um dies zu unterstreichen hat Software-Chef Craig Federighi überraschend kritische Töne gegenüber dem Mac
angeschlagen. Dieser könne iOS in Fragen der Sicherheit nicht das Wasser reichen, zeige aber gleichermaßen, welche Gefahren für iPhone und iPad lauern.
App Store 2008: Schutz vor "Verseuchung" der PlattformTatsächlich war es zum Zeitpunkt der Eröffnung des App Stores im Jahr 2008 das Ziel, die Plattform sauber zu halten und von Anfang an Malware und schlechte Software zu verhindern. Zu jenem Zeitpunkt war kaum abzusehen, was für ein Milliardengeschäft die Store-Gebühren in Höhe von 30 Prozent einst werden sollten. Die Frage im Verfahren lautet jedoch, ob die damals etablierten Bestimmungen heute immer noch aktuell sind – und ob Apple diese weiterhin im Sinne der damaligen Konzepte fortführt.
Viel zu viel Mac-Malware, in Apples AugenLaut Federighi sehe man am Mac-Markt, wo die Gefahren lauern. Angesichts der sehr viel höheren Verbreitung von iOS-Geräten sei aber mit noch wesentlich mehr Malware zu rechnen, könnten Nutzer Apps aus beliebigen Quellen installieren. Man würde geradezu in Schadsoftware untergehen, so Federighi. Es wäre schlicht unmöglich, eine "Review Policy" zu etablieren, um die Anwender zu schützen und Malware zu verhindern. Auf dem Mac sei die Menge an Malware derzeit "schlicht nicht akzeptabel", iOS würde ohne den Store-Zwang noch viel Schlimmeres blühen.
Android: Eigentlich sicher, doch Malware-verseuchtAls weiteren Beleg führt Federighi den Android-Markt an. Zwar gebe es generell keine großen Unterschiede bezüglich der Systemsicherheit, dennoch seien Android-Nutzer 30x häufiger von Malware betroffen. Mit iOS und dem App Store schaffte es Apple somit, in Fragen der Plattformsicherheit große Vorteile zu erarbeiten. Dies sei in der "Security Community" ein gut bekannter Fakt – Federighi zitiert außerdem eine
Nokia-Studie zur Verbreitung von Schadsoftware für Android.
Mac vs. iOS-SoftwareAnders als von manchen befürchtet, lässt Apple auch zehn Jahre nach der Einführung des Mac App Stores noch den "freien" Software-Markt zu. Entwickler müssen den Store nicht nutzen, allerdings dennoch Vorgaben einhalten. In den Standard-Einstellungen von macOS starten Programme beispielsweise nicht, die der Entwickler nicht signiert bzw. notarisiert hat. Letzteres ist eine automatisierte Prüfung und unterscheidet sich damit vom manuellen Review-Prozess im App Store. Was Notarisierung im Detail bedeutet, hatten wir damals in diesem Artikel näher dargelegt und die Konsequenzen diskutiert:
. Angesichts der jetzt angestoßenen Töne scheint es wohl recht sicher, dass Apple die Schrauben für Mac-Software weiter anziehen will. Den Mac App Store als einzige Plattform vorzuschreiben, klingt weniger wahrscheinlich – doch die Regeln bezüglich Sandboxing und anderen Verfahren könnten über den Umweg der Notarisierung dennoch durchgesetzt werden.