Craig Federighi erklärt die stufenweise Einführung von Apple Intelligence
Es ist Ende Oktober, das iPhone 16 ist im Handel, Anwender können iOS 18 seit einem Monat installieren – lediglich Apple Intelligence lässt auf sich warten. In einem Interview mit Craig Federighi fragte Joanna Stern vom Wall Street Journal nach dem Grund für Verzögerungen. Der Senior Vice President of Software Engineering gab zudem Einblicke in die Strategie, nach der Apple Intelligence gestaltet werde.
Federighi betonte, dass Apple sich von der Konkurrenz absetzen wolle, indem die Antworten auf persönliche Informationen der Anwender zugeschnitten sein sollen. ChatGPT sei sehr gut geeignet, um Fragen zu Quantenmechanik zu beantworten und dann ein Gedicht darüber zu schreiben. Apple nutze hauptsächlich lokale LLMs, welche Zugriff auf private Daten auf dem iPhone haben. Damit gehe eine große Verantwortung einher; Apple lege viel Wert auf Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung.
Siri kann bereits viel – und soll besser werdenJoanna Stern konfrontierte Federighi mit ChatGPTs Advanced Voice Assistant, die umfangreiche Erläuterungen zu seiner Frisur liefert, während Siri nur eine magere Liste von Suchergebnissen aus dem Netz ausspuckt. Federighi verteidigte Apples nunmehr dreizehn Jahre alte Sprachassistenz: Siri sei bereits sehr nützlich, etwa um Timer zu stellen oder Garagen zu öffnen. Über das nächste Jahr wird Apple deren Fähigkeiten in mehreren Stufen erweitern. Konkret auf die Konkurrenz angesprochen, verdeutlichte Federighi: Überschneidungen zum Angebot von OpenAI sind ein erklärtes Ziel.
Gemischter Erfolg mit ZusammenfassungenDie öffentliche Beta-Version von iOS 18.1 fasst in den USA bereits mehrere Nachrichten zusammen – mit wechselndem Erfolg. Jüngst wurde ein Fall publik, in der eine iOS 18.1-Beta das in zwei Nachrichten überbrachte Beziehungsende zusammenfasste. Darauf angesprochen, verwies Apples Software-Chef auf die Herausforderungen, welche sich beim Gestalten einer KI-Assistenz offenbaren. In bestimmten Fällen soll Apple Intelligence eigenständig entscheiden, Nachrichten nicht zu exzerpieren – etwa wenn es um lange Nachrichten oder komplexe Inhalte geht. Bei dem konkreten Beispiel sei das Resultat eine beinahe klinisch anmutende Zusammenfassung gewesen – kein fürchterliches Ergebnis, wie er findet. Vor allen Dingen möchte niemand per Textnachricht einen Laufpass bekommen, fügt er hinzu.
Die Beta von iOS 18.1 fasst ein via Textnachricht angekündigtes Beziehungsende zusammen. (Screenshot aus
YouTube-Video)
Bei Fotos: Aufräumen, aber nichts dazu erfindenTrotz großer Nachfrage und entsprechenden Angeboten der Konkurrenz hat sich Apple dazu entschieden, lediglich minimale Werkzeuge zur KI-gestützten Retusche anzubieten. Anwender werden Elemente wie ins Bild hängende Mikrofone oder Wasserflaschen neben einem Stuhl entfernen können. Das Hinzuzeichnen von Löwen oder Explosionen, wie es beispielsweise Google Reimagine bietet, wird mit iOS-Bordmitteln nicht möglich sein. Es sei Apple wichtig, die Authentizität fotografischer Abbildungen zu erhalten. Bei KI-gestützter Nachbesserung stelle der Konzern deshalb sicher, dass jede Veränderung in den Metadaten erkennbar sei.
"Große Aufgabe"Joanna Stern fragte zudem nach dem Zeitplan für Apple Intelligence, insbesondere dem Grund für die Verzögerungen bei Einführung von Apple Intelligence. Federighi erklärte, die Entwicklung der hauseigenen KI sei eine große Aufgabe, und es koste Zeit, es richtigzumachen. „Apples Sichtweise ist: Lass uns versuchen, jede Komponente fertigzustellen – und zu veröffentlichen, wenn sie fertig ist.“ Apple Intelligence sei kein einmaliger Aufwand, sondern ein mehrjähriger, vielleicht sogar Dekaden überspannender Prozess, und Apple wolle ihn verantwortungsvoll umsetzen. Das Wall Street Journal behält das vollständige
25-minütige Interview zahlenden Abonnenten vor; auf YouTube veröffentlicht die amerikanische Tageszeitung eine elfminütige Zusammenfassung.