Das Chaos der Macintosh-Produktion in den USA – und der Grund für Apples internationale Produktion
Steve Jobs war begeistert von der Art und Weise, wie in Japan Massenproduktion von (elektronischen) Artikel stattfand. Kaum Lagerbestände, angelieferte Materialien werden direkt verbaut und nach Fertigstellung sofort abgeholt, kaum Elektroschrott durch Fertigungsfehler. Die komplette Herstellung war "Just in time" konzipiert, hochmodern und mit vergleichbar geringen Kosten zu betreiben. Genau dies wollte Jobs auch für die Produktion der frühen Macintosh-Computer – lange bevor Apple das "intosh" offiziell aus dem Computernamen strich. Der langjährige Apple-Mitarbeiter und Gründer von Be Incorporated, Jean-Louis Gassée, erinnert sich für einen ausführlichen Artikel
der New York Times an die damalige Zeit – und wie es in Apples Fertigungsanlagen tatsächlich ablief.
USA ist kein FertigungslandDie USA haben einfach keine Fertigungs-Kultur, führt Gassée aus. Dies beginne ganz unten, setze sich bei der Ausbildung und Weiterbildung fort und betreffe auch alle Zulieferer. Apples Macintosh-Produktion sei daher schlicht "blamabel" abgelaufen. Die konkreten Auswirkungen des Experiments "Computerproduktion im Silicon Valley" waren zwar zunächst geringe Personalkosten, denn fast alles sollte den Vorstellungen von Steve Jobs zufolge automatisiert ablaufen. Sehr schnell zeigte sich aber, wie viel Wunschdenken vorherrschte. Gassée selbst musste teilweise, mit einem Schraubendreher bewaffnet, Displays wieder mit dem Gehäuse verbinden. Gleichzeitig war eine normale Tätigkeit in der Werkshallen, sämtliche Bauteile aufzukehren, die permanent von den Bändern fielen.
Die Fertigungshalle für den Macintosh
NeXT: Selber Versuch, selbes DesasterTrotz der schlechten Erfahrungen setzte Steve Jobs auch bei seiner späteren Firma NeXT selbiges Produktionsverfahren durch – mit identisch miserablen Ergebnissen. Beim dritten Versuch, nämlich nach seiner Rückkehr zu Apple, hatte Steve Jobs gelernt und ließ nach neuen Wegen suchen. Dass Apples ruinös teure Lagerhaltung und ineffiziente Handhabung nach kürzester Zeit der Vergangenheit angehörte, war dabei Tim Cooks Verdienst. Die Produktion wurde fortan international vorangetrieben – und zwar weniger aufgrund der günstigen Arbeitskräfte, sondern um in Länder mit ausgeprägter Fertigungskompetenz zu gehen.
Jahre später: NeXT-Computer laufen vom Band
Die Flugziele änderten sich raschTony Fadell, meist mit dem Zusatz "Vater des iPods" versehen, schilderte die Umstellung folgendermaßen: "Als ich bei Apple anfing, gingen die meisten Flüge nach Japan. Anschließend waren die wichtigsten Orte aber Korea, dann Taiwan, dann China". Apple und viele andere Größen des Silicon Valleys fanden dort rundum bessere Bedingungen vor: Mehr Expertise, niedrigere Kosten – und hohe Flexibilität, wenn kurzfristige Umstellungen erforderlich waren. All das suchte man auf heimischem Boden nämlich vergebens.