Das Comeback des Macs – Aus Stagnation wurde beeindruckender Aufschwung
Nach der Einführung des iPads vor 11 Jahren ließen Apples Prognosen erahnen, dass man nicht mehr so recht an die große Zukunft herkömmlicher Computer glaubte. Dies traf nicht nur auf Desktop-Rechner zu (2003 war für Apple schon das "Year of the Notebook"), sondern auch auf portable Geräte. Wenn Steve Jobs begründete, dass "Post-PC Era" und iCloud den Mac auf eine Stufe mit sonstigen Devices rücke, bedeutete dies, dem Mac kein besonderes Wachstumspotenzial mehr zuzutrauen. Ein Gerät unter vielen zu sein, beendet die Sonderstellung der Produktkategorie, welche Apple über sehr lange Zeit als Aushängeschild geführt hatte. Viele sahen schon das Ende des Macs gekommen, denn dem iPhone und zunächst auch dem iPad schien Apple sehr viel mehr Energie zu widmen.
Seit 2011: Geringes Wachstum/StagnationDass allerdings keine Absetzung des Macs zugunsten anderer Geräte erfolgte, weiß man inzwischen. Zwar stagnierten die Umsätze über Jahre hinweg, ein Abschwung war aber nicht zu erkennen. Auch wenn der Großteil des Unternehmensumsatzes vom iPhone stammt, schnitt der Mac wesentlich besser ab als in jener Zeit, als Apple noch komplett Mac-zentrisch arbeitete. Einen wesentlichen Sprung nach oben traute man dem Mac hingegen nicht zu, viel eher galt es als Erfolg, wenn sich Apples Computersparte dem Branchentrend entzog und nicht Umsätze einbüßte.
Die Quartalsumsätze nach Finanzquartalen (
Statista)
M1-Macs + Corona = Hohes WachstumDen großen Aufschwung konnte man dann in den letzten Monaten beobachten. Der Wechsel von Intel hin zu hauseigenen Chips war ein klares Bekenntnis zum herkömmlichen Computer, völlig egal dass iPhone und Mac damit wesentlich verwandter als früher sind. Allerdings war die M1-Umstellung mehr als nur der einfachste Weg für Apple, da man die Chips ohnehin schon entwickelt hatte. Stattdessen blickte die Branche mit Erstaunen darauf, welches Performance-Level selbst passiv gekühlte Notebooks erreichen können. Die Berichterstattung der Medien fiel lobend bis euphorisch aus – und an den jüngsten Quartalszahlen ist erneut zu erkennen, welch immenses Wachstum die Mac-Sparte verzeichnet. Selbst wenn die Corona-Pandemie dazu stark beitrug, immerhin können sich auch andere Hersteller über Zuwächse freuen, ist der jetzt erzielte Rekordwert ein klares Indiz gelungener Entwicklung.
Kritik an Mac-Vernachlässigung ist verstummtVon 5,35 Milliarden Dollar Umsatz vor einem Jahr ging es jetzt auf 9,1 Milliarden Dollar nach oben. Apple wies auf diesen Umstand mehr als einmal auf der Quartalskonferenz hin – vergaß aber auch nicht zu erwähnen, dass jeder Vergleich mit dem ersten Jahresquartal 2020 aufgrund der damaligen Lage besonders vorteilhaft erscheint. Noch immer wartet die Mac-Welt zwar auf die ARM-Umstellung des MacBook Pro 16" sowie des großen iMacs und Mac Pro, dennoch sind Stimmen bezüglich einer möglichen Mac-Vernachlässigung weitgehend verstummt. Kaum jemand unterstellt Apple zum aktuellen Zeitpunkt noch, sich nur noch im iPhone, nicht jedoch um den Mac zu kümmern. Vermutlich war aber Apple auch selbst überrascht, wie sehr die klassische Computersparte noch einmal aufblühen sollte – vor zehn Jahren hätte darauf vermutlich niemand aus dem Apple-Management gewettet. Noch ein Vergleichswert zum Schluss: Jene 9,1 Milliarden Dollar sind 50 Prozent mehr als der gesamte Konzernumsatz des Jahres 2004.