Das Ende der Spiegelreflexkamera? – Canon bereit, sein SLR-Geschäft zu „kannibalisieren“
Warum ich die SLR vermissen werdeAlle Fakten sprechen für die technische Überlegenheit der CSC und für ein Aussterben der SLR. Selbst wenn die marktbeherrschenden SLR-Hersteller derzeit noch beachtliche Mengen Klappspiegelkameras verkaufen, ist deren Ende abzusehen.
Aus rein technischer Sicht ist das auch völlig ok. So wie der Klappspiegel wird auch der mechanische Verschluss irgendwann das zeitliche Segnen (siehe:
„Globale“ Fotorevolution im Anmarsch) und viellicht wird sogar irgendwann die
Irisblende durch ein nichtmechanischen Ersatz aus den Objektiven verschwinden, wenn Sensoren die Belichtung auf der Pixelebene steuern können. Jedes Bauteil weniger bedeutet eine mögliche Fehlerquelle weniger. Und doch hat diese an und für sich positive Entwicklung einen faden Beigeschmack, bzw. einen sehr traurigen Aspekt.
Wie in anderen Bereichen der vollkommenen Digitalisierung verschwindet auch in der Fotografie mehr und mehr das ganzheitliche Erlebnis, das sämtliche Sinne anspricht. Damit sind vor allem haptische Erlebnisse gemeint. Bei einer Spiegelreflexkamera bekommt man mit jeder Auslösung ein deutliches taktiles und akustisches Feedback. Man hört das Klappen des Spiegels, spürt den Spiegelschlag durch das Gehäuse, sieht einen kurzen Blackout im Sucher. Bei rein digitalen Kameras ohne mechanische Komponenten, wie heute schon in Smartphones üblich, oder bei Digitalkameras, die mit vollelektronischem Verschluss arbeiten, gibt es solche Rückmeldungen nicht mehr. Inzwischen gibt es sogar schon die ersten Kameras, die während der Auslösung nicht mal mehr eine kurze Unterbrechung im elektronischen Sucher zeigen. Drückt man auf den Auslöser, muss man sich einfach darauf verlassen, dass tatsächlich eine Aufnahme erfolgt, denn ein natürliches Feedback gibt es nicht. Es sei denn, man erzeugt es künstlich.
Aus dem Grund geben Smartphone-Kameras beim Auslösen auch stets ein Geräusch über den Lautsprecher aus, das sich interessanterweise meist nach einem mechanischen Klappsiegel plus einem Motor-Transportgeräusch für einen analogen Film anhört! Aber das ist längst nicht dasselbe wie das haptische Erlebnis beim Auslösen einer echten SLR, die zudem mit ihrem Volumen und Gewicht plus ergonomischer Form ein viel verbindlicheres Gefühl bei der Handhabung vermittelt. Genau wie Musikwiedergabe von der Festplatte oder Online-Streaming nicht dasselbe Rundum-Erlebnis bietet wie das Auflegen einer Schallplatte – was auch einer der Gründe dafür ist, warum die LP nie wirklich ausgestorben ist.
Bei allem, was wir an technischen Vorzügen durch mechanikbefreite Kameras gewinnen, verlieren wir leider auch ein Stück
Menschlichkeit in der Fotografie. Ich schreibe das bewusst kursiv, weil die genannten haptischen Elemente eigentlich nichts zur Fotografie oder zur Qualität unserer Bilder beitragen, sondern rein subjektive, irrationale Komponenten sind. Pure Nostalgie, wenn man so will. Aber auch das spielt eine Rolle! Darum bin ich mir Sicher, dass auch die SLR, genau wie die LP, nicht ganz aus unserem Leben verschwinden wird. Und sei es auch nur, dass sie als Retro-Spielzeug eine Renaissance erleben wird. Jetzt bleibt erst mal abzuwarten, ob Canon und auch Nikon es tatsächlich wagen, ihre bisherigen Cash-Cows durch spiegellose Systemkameras zu ersetzen.