Praxis und KlangViel besser hätte KEF die Aufgabe zur Aktivierung der LS50 kaum lösen können. Nicht, dass es sich hier um den perfekten, nicht weiter optimierbaren Lautsprecher handelt, aber jegliche Kritik wirkt ein wenig wie die Suche nach dem berühmten Haar in der Suppe.
Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass manche Nutzer speziell mit den WiFi-Features gewisse Schwierigkeiten haben. In meinem Test gab es keinerlei Probleme, aber ein Leser berichtete mir im Vorfeld, dass er es nur mit externer Hilfe geschafft hat, die LS50W im 5GHz-Band mit seiner extra dafür angeschafften FritzBox zu verbinden. Was, wie sich später herausstellte, offenbar daran lag, dass für das 2,4- und 5GHz-Band identische Namen vergeben waren. Dieses Beispiel zeigt, dass die Netzwerkkonfiguration trotz aller Fortschritte nach wie vor die Achillesferse moderner Unterhaltungselektronik und deren Usability ist.
Einmal eingerichtet, angeschlossen und verbunden sind die LS50W so komfortabel wie nur irgend möglich zu nutzen: Fernbedienung zur Hand nehmen, einschalten, Quelle wählen und Wiedergabe starten. Zwar dauert es nach dem Drücken der Power-Taste zwei, drei Sekunden, bis der Einschaltton ertönt und die Boxen spielbereit sind, aber mit so etwas wie einem langen Bootvorgang muss man sich hier nicht plagen. – Für streamingfähige Komponenten ist das beileibe keine Selbstverständlichkeit.
Wer WLAN nutzen will, sollte dringend KEFs Empfehlungen berücksichtigen und einen schnellen, dualbandfägigen Router nutzen und die Boxen im 5GHz-Band verbinden. Der Empfang sollte – selbstverständlich – möglichst optimal sein.
Für TV-Geräte bietet sich TosLink an und am Desktop oder im Studio die USB-Verbindung.
Ein kleiner Kritikpunkt ist vielleicht die fehlende Signalerkennung. Eingänge müssen immer manuell umgeschaltet werden. Aber das ist nichts, was man von herkömmlichen HiFi-Verstärkern nicht gewohnt wäre. Schon etwas störender finde ich den Umstand, dass man die Einstellungen per App nur dann vornehmen kann, wenn als Eingang „WiFi“ ausgewählt ist. Ist ein anderer Eingang gewählt, besteht keine Verbindung zur App. Es ist zwar nur logisch und technisch auch durchaus vernünftig, dass WLAN ausgeschaltet ist, wenn ein anderer Eingang gewählt ist, aber in der Praxis bedeutet das eben, dass nur an einem einzigen Eingang (eben „WiFi“) App-Steuerung möglich ist. Während der Wiedergabe über USB am Mac kann man also nicht mal eben zur App greifen und den Speaker EQ anpassen.
Doch alles in allem gibt es für die Praxistauglichkeit der LS50W von mir einen fetten Daumen hoch!
KlangNun zur alles entscheidenden Frage: Wie klingt es? Kurz gesagt: Ausgezeichnet! Die LS50W haben alle klanglichen Vorzüge ihrer passiven Ahnen ohne Einschränkungen geerbt und können dank der wohldurchdachten Aktiv-Elektronik in einigen Punkten sogar noch etwas zulegen. Vor allem profitiert der Bassbereich dank aktiver, digitaler Anpassung durch noch mehr Volumen und Tiefgang. Die LS50W können deutlich größer klingen, als ihre kompakten Gehäuse vermuten lassen. In Räumen bis ca. 30m² vermisst man in der Regel nichts an Körperhaftigkeit und Wucht – sofern man es mit dem Pegel nicht übertreibt. Wer stärkeren Punch in der Magengrube verspüren will, kann einen Subwoofer hinzufügen, was bei entsprechender Freqenzweicheneinstellung die Mitten zusätzlich entlastet, wodurch diese noch feiner und unbeschwerter aufspielen können.
Dass KEF auf digitalem Wege das Impulsverhalten und damit das Timing gegenüber der passiven LS50 nochmals verbessert hat, merkt man in der Praxis kaum. Die Uni-Q-Treiber allein machen schon einen ausgezeichneten Job in dieser Hinsicht.
Die schon mit den passiven LS50 erlebte holografische Abbildung der Räumlichkeit und das präzise Timing ist demnach auch für die LS50W eines der hervorstechendsten Merkmale. Ihr sehr homogenes und weites Abstrahlverhalten sorgt zudem im Hörraum für mehr Bewegungsfreiheit. Zwar ist auch hier der Sweetspot im klassischen Hördreieck eindeutig der beste Platz, doch bewegt man sich aus dem Sweetspot heraus, kippt das Klangbild nicht so stark in andere Klangfarben und die Räumlichkeit bricht nicht gleich völlig zusammen. Aus diesem Grund eignen sich die LS50W auch sehr gut für extreme Nahfeldanwendungen, also am Desktop oder am Mischpult.
Ihre Neutralität und die hervorragende Auflösung und Durchhörbarkeit machen die LS50W zu einem der besten aktiven Monitorlautsprecher, die ich kenne. Die ähnlich teuren und gewiss nicht schlechten Genelec 8330A SAM (
Test) können in der Summe aller Eigenschaften mit der KEF nicht mithalten. Trotz Raumeinmessung über Genelecs „SAM“ sind die LS50W für mich die deutlich natürlicheren und noch besser für das Nahfeld geeigneten Abhörmonitore. Inzwischen setzt Genelec übrigens auch verstärkt auf Koax-Treiber, aber dazu ein anderes mal mehr.
In einem weiteren Vergleich mit den
hier getesteten ELAC BS312 Passivlautsprechern an meinem Referenzverstärker
T+A PA 2500 R mussten die LS50W erstmals ein paar Federn lassen. So schaffte es das Gespann aus T+A und ELAC, vor allem die Höhen noch feiner und differenzierter abzubilden, sowie im Nahfeld eine offenere und tiefere Bühne zu erzeugen. Alles in Allem wirkte das Klanggeschehen mit den ELACs noch eine Spur natürlicher und überzeugender. Allerdings in Kombination mit besagtem T+A-Verstärker auch zu einem deutlich höheren Preis.
Damit geht das All-in-One-Konzept der LS50W bestens auf. Viel mehr kann man beim heutigen Stand der Lautsprechertechnik wohl nicht von einem Aktivsystem dieser Größe und Preisklasse erwarten.