Das iPhone von Toten entsperren - wie Ermittlungsbehörden mit Touch ID und Face ID umgehen
Ein Bericht beleuchtet die Vorgehensweise von Ermittlungsbehörden, wenn das iPhone eines Verstorben untersucht wird. Im Forbes-Artikel ist nur von US-Behörden die Rede, weswegen unbekannt bleibt, ob auch in anderen Ländern derlei Versuche zum Einsatz kommen. Wenn ein Mensch verstirbt, bleibt nur noch ein kurzes Zeitfenster, um dessen Fingerabdruck zur Entsperrung eines Smartphones zu verwenden. Nach maximal 48 Stunden ist dies nicht mehr möglich und der Fingerabdruck funktioniert nicht mehr. Ein Forensik-Experte des FBI erläutert, wann die Behörden davon Gebrauch machen. In den meisten Fällen handelt es sich um Personen, die in Folge einer Überdosis starben. Auch ohne Suchbefehl dürfen Ermittler dann den Finger auflegen. Allerdings ist die rechtliche Lage nicht wirklich eindeutig, denn es liegen zahlreiche widersprüchliche Einschätzungen von verschiedenen Gerichten vor. Mal lautet die Tendenz, ein Richter müsse die Entsperrung anordnen, mal schlägt das Pendel in Richtung einfacher Ermittlungsarbeit aus. Wenn hingegen klar ist, dass ein iPhone nicht dem Toten, sondern einer anderen Person gehöre, dann dürfen Ermittler ganz explizit nicht einfach zur Tat schreiten.
Face ID bringt ganz neue AnforderungenDie Umstellung von Touch ID zur Face ID macht die gesamte Situation nicht gerade einfacher für Ermittler. Zwar könnte man das iPhone einfach vor das Gesicht einer Person halten - allerdings ist damit noch nichts erreicht. Face ID überprüft nicht nur, ob es sich auch wirklich um das Gesicht des Nutzers handelt, sondern auch, ob dieser "aufmerksam" ist. Dazu muss der Nutzer in die Front-Kamera blicken - und klappt die Erkennung nicht nach drei Versuchen, so ist Face ID vorerst deaktiviert. Was ein Sicherheits-Experte von Cloudflare einwirft, ist hingegen fraglich. Laut Marc Rogers haben Bilder von offenen Augen bereits funktioniert. Face ID lässt sich bekanntlich nicht mit Fotos entsperren - anders als Samsungs Gesichtserkennung. Sicherheitsforscher hatten vor wenigen Monaten zwar demonstriert, dass eine aufwändig angefertigte Maske Face ID austricksen kann - mit simplen Fotos gelang bislang aber noch niemandem die Entsperrung. An einer Maske, die Aufmerksamkeit vortäuschen konnte, hatten Sicherheitsforscher wochenlang gearbeitet (siehe
). Von "einfach" kann hier also nicht die Rede sein.
Dem Bericht zufolge untersuchen Ermittlungsbehörden derzeit sehr genau, wie sich die Gesichtserkennung nutzen lässt. Wie erwähnt gibt es nur drei Versuche, beliebiges Herumprobieren scheidet daher aus. Dem oben genannten Forensik-Experten Bob Moledor zufolge sei bislang noch kein Fall bekannt, in dem tatsächlich bereits Face ID zur Entsperrung des iPhone X eines Verstorbenen verwendet wurde..