„Das neue iOS ist nur noch ein ästhetischer Prototyp“ - Apples ehemaliger Design-Partner Hartmut Esslinger im Interview
Hartmut Esslinger gehörte zu den kreativen Köpfen, die
in den 1980er an der Entwicklung eines Design-Konzepts für Apple beteiligt waren. Zu den ersten Produkten, die seine Handschrift trugen, gehörte der Kompaktrechner Apple IIc von 1984. Im Interview mit dem t3n-Magazin kritisiert er die Richtung, die das Apple-Design nach dem Tod des von ihm sehr verehrten Steve Jobs genommen hat.
„Apples hat das Gespür für gutes Design verloren“„Zu Anfangszeiten unter Steve Jobs war iOS noch richtig cool und innovativ“, sagte Esslinger, auf das Thema angesprochen. „Inzwischen ist es aber nicht mehr als eines dieser »Schönmacher-Produkte«. Allein die Schrift ist so klein, ich kann sie schon gar nicht mehr lesen.“ Mit der großen
Design-Änderung seit iOS 7 kann der 71-Jährige offensichtlich gar nichts anfangen. Sehr direkt und unverblümt bestätigt er, dass Apple seiner Meinung nach inzwischen das Gespür für gutes Design verloren habe.
Auch von der ersten großen Produktneuheit unter Tim Cook, der Apple Watch, hält er nicht unbedingt viel. Smartwatches seien ein „modisches Accessoire“ - als solches schlage sich momentan die Smartwatch von Samsung am besten.
„Die Biographie von Steve Jobs ist kompletter Bullshit“Den Wendepunkt in Apples Design-Qualität sieht Esslinger mit dem Tod des langjährigen Apple-CEOs Steve Jobs, mit dem ihn nicht nur eine langjährige Geschäftsbeziehung, sondern auch Freundschaft verband. „Steve war in der Lage, Dinge zu sehen, die andere nicht sehen. Er hat die Philosophie von Einfach und Genial gelebt. Keep it simple. Das war er. Heute wird leider in die Breite gegangen.“ Inzwischen fehle bei Apple jemand, der „sich oben um die Ethik“ kümmere.
An der Biographie des Apple-Gründers von Walter Isaacson lässt Esslinger kein gutes Haar. „Kompletter Bullshit“ und „eine einzige Peinlichkeit“ nennt er das Werk. „Abgesehen von ein oder zwei Kapiteln, wo Walter Isaacson selbst mit Steve durch Sunnyvale fährt, ist alles nur abgeschrieben.“ Auch er sei damals von Mitarbeitern des Buchautors angerufen und befragt worden. „Stimmt dies? Stimmt das? Stimmt jenes? Und ich antwortete nur: Nein, nein und noch mal nein. Ich bin Schwarzwälder und kein Bayer und so weiter.“
Das öffentliche Bild von Steve Jobs als Tyrann an der Konzernspitze lehnt er ab. „Steve war ein netter und unheimlich motivierter Kerl mit dem Ziel, etwas Gutes zu tun. Wenn jemand rumgelabert hat, hat er das nicht akzeptiert. Ganz einfach.“ Jobs’ Umgang mit anderen sei manchmal konfrontativ gewesen, aber „warum soll ich jemanden gut behandeln, wenn er Mist baut? Überhaupt stört mich das ganze Gehabe mit der Political Correctness in der Branche!“ Das gesamte Interview mit Hartmut Esslinger ist in der aktuellen Ausgabe des t3n-Magazins zu lesen. Vor zwei Jahren hatte Hartmut Esslinger das Buch "Genial Einfach - Die frühen Design-Jahre von Apple" vorgestellt (Amazon:
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