Das schmutzige Geschäft mit den Bewegungsdaten der Smartphone-Nutzer
Smartphones produzieren Bewegungsdaten, das ist allgemein bekannt. Diese Informationen wecken Begehrlichkeiten sowohl bei Geräteherstellern als auch App-Anbietern und Betreibern von Internetdiensten, aber auch bei Mobilfunkprovidern. In den Vereinigten Staaten will die zuständige Aufsichtsbehörde von Letzteren nun wissen, wie sie es mit der Privatsphäre ihrer Kunden halten.
Google seit Jahren in der KritikInsbesondere der Suchmaschinenriese und Android-Produzent Google steht wegen seiner umfangreichen Datensammelei seit Jahren dauerhaft in der Kritik. Aber auch Apple wird immer wieder einmal - wenn auch wohl zu Unrecht - unterstellt, beispielsweise die Standortdaten von iPhone-Besitzern für eigene Zwecke zu nutzen. Die wenigsten Handybesitzer allerdings sind sich bewusst, dass die Mobilfunkprovider seit jeher die Standorte ihrer sämtlichen Kunden kennen, und zwar ohne auf die GPS-Sensoren der Mobiltelefone angewiesen zu sein. Die Telekommunikationsunternehmen erhalten die Bewegungsdaten automatisch von den Basisstationen, in denen die Handys eingebucht sind.
Deutsche Provider stehen nicht unter VerdachtIn Deutschland werden diese Standortdaten wohl zwar eine Zeitlang gespeichert, die Mobilfunkprovider dürfen sie aber nicht an Dritte verkaufen. Bislang ist auch noch kein Unternehmen in den Verdacht geraten, dies getan zu haben. Anders ist die Situation in den Vereinigten Staaten: Auf der westlichen Seite des Atlantiks wurden die Provider Verizon, T-Mobile, AT&T und Sprint vor einigen Monaten dabei erwischt, dass sie Bewegungsdaten sogar in Echtzeit an andere Unternehmen verkauften. Nach einer Intervention der Federal Communications Commission sagten sie zu, diese auch in den USA illegale Geschäftspraxis zu beenden.
US-Behörde verlangt detaillierte AuskunftDen Worten folgten aber offenbar keine hinreichenden Taten: In einem Brief forderte die Aufsichtsbehörde jetzt die vier Unternehmen auf, ihr Auskunft über weitere Details zu den Datenverkäufen zu erteilen. Unter anderem will die FCC wissen, ob den Käufern der Standortdaten in der Vergangenheit erlaubt worden sei, die Daten zu speichern. Außerdem sollen die Provider darlegen, wie sie die Löschung von eventuell gespeicherten verkauften Informationen sicherstellen wollen. Antworten der Unternehmen auf diese Frage stehen einem
Bericht des Nachrichtenportals Motherboard zufolge noch aus.
Bewegungsdaten sind ein begehrtes GutAuch wenn dieser Vorgang zunächst nur in den Vereinigten Staaten von Bedeutung sein mag, so macht er doch wieder einmal deutlich, dass Bewegungsdaten ein sensibles und gleichzeitig heißbegehrtes Gut sind. An diesem sind nicht nur Unternehmen, sondern auch staatliche Stellen interessiert. Die Geschäftspraxis der vier US-amerikanischen Provider zeigt darüber hinaus, dass der Datenschutz und das Recht auf Privatsphäre nicht nur durch Internetriesen und Gerätehersteller in Gefahr geraten können. Es empfiehlt sich also, dies immer im Hinterkopf zu behalten, wenn man ein Smartphone benutzt.