Datenschützer melden sich: Apples Fiebermessungen in Ladengeschäften auf dem Prüfstand
Wie viele andere Einzelhändler auch hat Apple die deutschen Ladenfilialen wieder geöffnet. Nachdem die Apple Stores wegen der Corona-Pandemie zuvor längere Zeit geschlossen waren, sind die Geschäfte inzwischen wieder für Kunden zugänglich. Im Vergleich zu vielen anderen Einzelhändlern setzt Apple erweiterte Corona-Schutzmaßnahmen durch. Zusätzlich zu der obligatorischen Bedeckungspflicht für Mund und Nase sowie den geltenden Abstandsregeln messen Mitarbeiter im Schnellverfahren die Körpertemperatur jedes Kunden, bevor dieser den Laden betritt. So sollen Anzeichen eines viralen Infektes erkannt werden. Die Maßnahme ruft jetzt den hessischen Datenschutzbeauftragten auf den Plan. Der Grund: Das Unternehmen verstößt mit den Messungen unter Umständen gegen geltende Datenschutzregeln in Hessen und anderen Bundesländern.
Hessen prüft Verbot von Apples TemperaturmessungenDas Büro des hessischen Datenschutzbeauftragten Michael Ronellenfitsch befasst sich momentan mit einem Prüfverfahren bezüglich Apples Maßnahme, die Körpertemperatur von Kunden per Infrarot-Thermometern zu ermitteln, so die
FAZ. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung stellte dazu eine entsprechende Anfrage. Ronellenfitsch bestätigte zwar die Untersuchung, nannte mit der Begründung des „laufenden Verfahrens“ jedoch keine Einzelheiten. Der Fall soll bei der nächsten Konferenz aller Datenschutzbeauftragter der 16 Bundesländer vorgebracht und besprochen werden.
Am Montag überzeugten sich Mitarbeiter des Datenschutzbeauftragten incognito im Apple Store an der Frankfurter Fressgass’ von dem Vorgang, den jeder Besucher eines Ladengeschäfts des Unternehmens über sich ergehen lassen muss. Zu prüfen sind die Verhältnismäßigkeit des Verfahrens und eine etwaige Nutzung von Messdaten.
Datenschutzbeauftragter sieht Apples Maßnahme kritischRonellenfitsch äußerte sich zuvor bereits kritisch zu Apples Temperaturmessungen. In einem Radiointerview mit
HR Info kündigte er an, Maßnahmen einzuleiten, um entsprechende Fiebermessungen zu untersagen. Infrarot-Thermometer sorgen laut Ronellenfitsch für eine Scheinsicherheit, obwohl es längst andere adäquate Maßnahmen gebe. Der Datenschutz eines Menschen sei zwar nicht wichtiger als die Gesundheit der Bevölkerung, doch Apples Vorgehen bedeute schlicht einen zu großen Eingriff in die Privatsphäre des Kunden. Das Unternehmen hat sich noch nicht zur laufenden Untersuchung geäußert. Apple betont jedoch per Aushang an jedem Ladengeschäft, keine entsprechenden Daten zu speichern.