"Der Hackintosh liegt auf dem Sterbebett" – das Ende einer inoffiziellen Ära
"Wir werden es nicht verhindern, auf seinem Mac Windows zu installieren" – so hatte eine offizielle Aussage nach der Ankündigung des Umstiegs auf Intel-Prozessoren vor fast 20 Jahren gelautet. Später bot Apple mit "Boot Camp" sogar offizielle Treiber an, damit Windows von der Mac-Hardware bestmöglich Gebrauch machen konnte. Was Apple allerdings nicht unterstützte, war der Weg in die entgegengesetzte Richtung: Mac OS X installieren, dazu aber handelsübliche Hardware verwenden.
Verschiedene Tools machten es möglich, das System auf solchen Computern zu betreiben, die nicht von Apple hergestellt waren. Da im Intel-Zeitalter Standard-Prozessoren zum Einsatz kamen, wie man sie bei anderen Herstellern genauso fand, bedurfte es nur mancher Hacks, um sich (unter Missachtung der Nutzungsbedingungen) einen Wunsch-PC mit Mac OS X zusammenzustellen. Die Bezeichnung dafür lautete "Hackintosh".
Schon vor dem ARM-Umstieg wurde die Zukunft unsichererSpätestens mit der Ankündigung, auf hauseigene Prozessoren umzusteigen, war ziemlich klar, dass die Zeit der Selbstbau-Macs dem Ende entgegengeht. Schon die Einführung des T2-Chips zeigte, inwiefern Apple viel tiefergehende Kontrolle über alles ausüben kann, was auf einem Mac bzw. unter macOS vor sich geht. Mit den M-Chips kommt jedoch noch die simple Tatsache hinzu, im freien Handel keine Apple-Prozessoren samt kompatibler Boards zu erhalten.
Selbst für fähigste Hacker nahezu unmöglichDazu kommen chipseitige Sicherheitsfunktionen, welche sich kaum bis gar nicht überwinden lassen. Apple verzahnt Hardware und Software stärker, dies bedeutet gleichzeitig eine viel stärkere Abhängigkeit der Komponenten untereinander. Sich beispielsweise aus iPad-Ersatzteilen ein System zusammenzustellen, auf welchem dann macOS läuft, wird nicht funktionieren. Von Display-Anbindung über Ports bis hin zu speziellen CPU-Funktionen – die Bandbreite an kaum zu überwindenden Klippen ist fast endlos.
Doch auch für Intel-Systeme ist es schwierigIgnoriert man die Mac-Architektur der letzten drei Jahre und will weiterhin Intel-basierte Hackintoshs bauen, so steht man ebenfalls vor Problemen.
Allzu lange wird Apple keine Unterstützung mehr für Intel-Systeme bieten. macOS 15 läuft ganz sicher noch auf solchen Geräten, macOS 16 oder allerspätestens 17 dürften jedoch zwingend einen ARM-Mac voraussetzen. Gleichzeitig beginnt die Uhr zu ticken, wie lange es noch Sicherheitsupdates für ältere Systeme gibt.
Es verschwinden Treiber – vor allem WiFi ist kritischSonoma beseitigte bereits die Unterstützung für ältere WiFi- bzw. Bluetooth-Chips, mit Ventura waren die Ethernet-Treiber verschwunden. Das alles macht es ungleich schwieriger, Treiber für Hackintoshs zu entwickeln. Noch immer kann man darum herumarbeiten, doch "Out of the Box" funktionieren Nachbauten nicht mehr – was vor allem auf die verschiedenen Apple-Dienste wie Nachrichten, FaceTime, AirDrop und weitere zutrifft. Apple hat natürlich kein Interesse daran, nicht mehr benötigte Komponenten einfach weiterhin mitzuliefern, weswegen es mit jedem System zu weiteren Kahlschlägen dieser Art kommt. Jüngstes Beispiel: macOS Sonoma 14.4 ging die Funktionsweise des USB-Subsystems an – und legte damit bisherige Wege lahm, einen Hackintosh zu aktualisieren.
Einer der namhaften Köpfe der "Hackintosh-Bewegung" führt aus, wie seine Erwartungen
eintrafen: Nicht CPU- oder GPU-Änderungen, sondern das Fehlen von WiFi-Treibern machen den Hacks ein Ende. So viel wie bei macOS von ganz speziellen WiFi-Chips abhänge, sei genau dies die Bruchstelle. Allerdings könne man Apple wahrlich nicht vorwerfen, ganz bewusst Hackintoshs zu verhindern, denn die Haltung Cupertinos sei von Anfang an eher gewesen, besagte Szene zu ignorieren.
Das Sterbebett ist erreichtDer Hackintosh liegt auf dem Sterbebett, so Aleksandar Vacić in seinem
Blogbeitrag. Für manch einen funktionieren entsprechende Systeme sicherlich noch für Monate oder gar Jahre, doch inzwischen sei das Konzept fast tot. Beschweren und allzu viel trauern will er jedoch nicht. Zu Zeiten des schlechtestmöglichen Preis-Leistungs-Verhältnisses von Intel-Macs habe der Hackintosh als wichtige Überbrückung gegolten, inzwischen gebe es aber sehr gute Optionen innerhalb des M1-, M2- und M3-Sortiments.