Der Kopfhörerhimmel ist offen! – Test Focal ELEAR High End Bügelkopfhörer
Focal ELEAR – Praxis und KlangNach etlichen Stunden Einspielzeit musste der Elear beweisen, dass all die technischen Schlagwörter nicht nur Marketing-bla-bla sind. Und was soll ich sagen? Der Elear ist tatsächlich einer der ganz wenigen Kopfhörer, die meinem Favoriten T 1 das Wasser reichen und ihn teilweise sogar knapp überflügeln können.
In seiner Gesamtabstimmung ist der Elear dem T 1 verblüffend ähnlich. Beide glänzen mit einer wunderbaren Ausgewogenheit, die weitgehend frei von Eigenklang und geschmäcklerischer Effekthascherei sind. Auch die Leichtigkeit ihrer Wiedergabe ist ein Aspekt, den sich beide teilen. Mit „Leichtigkeit“ meine ich, dass sich das gesamte Musikgeschehen praktisch trägheitslos entfaltet. Das Im-Kopf-Gefühl wird man zwar nicht vollständig los, aber die Musikbühne wirkt weit aufgefächert und mit der nötigen Distanz zum Hörer. Es fehlt das Kopfhörer-typische Druckkammer-Gefühl, wodurch sich sonst nur reine Elektrostaten auszeichnen.
Der Bassbereich des Elear wirkt noch etwas mächtiger als der des T 1, ohne dadurch auch nur den Hauch an Präzision einzubüßen oder aufgebläht zu wirken. Insgesamt wirkt er aber auch eine Spur dunkler als der T 1. In Sachen Feinauflösung, Klangfarbentreue, räumliche Abbildung und Dynamik sind sich die beiden Kontrahenden so ebenbürtig, dass ich keinem einen klaren Vorteil zusprechen würde. Selbst aus rein geschmacklicher Sicht fällt es mir schwer, mich für den einen oder anderen zu entscheiden. Wo sich der Elear aber noch mal absetzen kann, ist bei sehr hohen Pegeln. Da wirkt er noch ein wenig entspannter als der T 1.
Auf der Haben-Seite steht auch, dass der Elear, wie der T 1, keinerlei Kabelgeräusche in die Hörmuscheln überträgt. Das ziemlich dicke Kabel macht sich beim Tragen kaum negativ bemerkbar. Allerdings ist das mit einem Gewebemantel verkleidete Kabel des T 1 noch etwas geschmeidiger und glatter. Echte Kopfhörerfreaks können das Kabel aber natürlich auch gegen alternative Leitungen von Drittanbietern und in der für sie optimalen Länge ersetzen.
Auch die Ohrpolster sind austauschbar. Gehalten werden diese durch fünf satt einrastende Clips. Wer mag, kann sich ersatzweise übrigens auch die mit Leder verkleideten und gelochten Ohrpolster des Utopia am Elear montieren. Das dürfte aber zu einer minimal anderen Abstimmung im Bassbereich führen. – Da ist selbst ausprobieren angesagt.
Bleibt noch die Frage zu klären, ob der Elear in der Summe seiner Eigenschaften den Rewind-Referenzthron erklimmen und den beyerdynamic T 1 ablösen kann. Nach reiflicher Abwägung läuft es aber eher auf ein Patt hinaus. Die Unterschiede sind qualitativ nur schwer in „besser“ oder „schlechter“ zu sortieren sondern eher als geschmackliche Nuancen einzuordnen. Der Elear klingt etwas vollmundiger, der T 1 dafür etwas klarer.
Im direkten Vergleich fiel beim Wechsel der Kopfhörer der Gewichtsunterschied ein wenig auf. Der T 1 wiegt fast 100g weniger, wodurch er bei Kopfbewegungen auch etwas sicherer sitzt. Ansonsten sind die Beiden annähernd gleich komfortabel und eignen sich dank ihrer offenen Bauweise für stundenlanges Hören ohne „heiße Ohren“.