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Der Streit um die „Apple Tax“ im iOS App Store: Wer hat Recht? – Die Schlacht eskaliert

Die Prämisse hat vermutlich jeder aufmerksame MTN-Leser und Apple-Fan längst mitbekommen. Ganz neu ist der Streit auch nicht. Es geht um die sogenannte „Apple Tax“, also eine vermeintliche Steuer, die Apple als Beteiligung für jede in seinem iOS App Store getätigte Transaktion erhebt. Und die ist mit (meistens) 30% verdammt hoch. Wer eine App im App Store verkaufen, oder weitere In-App-Käufe anbieten will, muss für jede einzelne dieser geschäftlichen Transaktionen besagte Abgabe an Apple entrichten.

Die grundsätzliche Frage ist, ob das recht und gerecht ist.

Der iOS App Store ist, ebenso wie vergleichbare Stores anderer Anbieter (z. B. Google Play Store), ein Handelsplatz. Man könnte es also mit realen Marktplätzen vergleichen, wie etwa einem Flohmarktgelände oder einer Messehalle, wo sich Hersteller/Händler versammeln, um größere Mengen potenzieller Interessenten und Kunden zu versammeln.


In der realen Welt müssen hierfür Standgebühren entrichtet werden, die, je nach Größe und Bedeutung der Veranstaltung, wenige Euro (Flohmarkt) bis zu mehreren Millionen Euro an Gebühren und zusätzlich nötigen Investitionen kosten können. Etwa ein großer Stand auf einer international bedeutsamen Fachmesse. Für dort getätigte Geschäftsabschlüsse müssen allerdings keine Abgaben an den Betreiber des Marktplatzes bzw. die Messegesellschaft entrichtet werden. Das wäre technisch auch äußerst schwierig, denn es gibt keine Möglichkeit, an jedem Stand zu überwachen, welche Abschlüsse dort hinter teils geschlossenen Kabinentüren getätigt werden.

Anders online: Die Teilnahme am iOS App Store an sich ist vergleichsweise günstig. Da jedoch jede ein- und ausgehende Aktion zwangsweise durch das Portal des Anbieters läuft und somit jeder Abschluss registriert wird, herrschen andere Verhältnisse. Der Vergleich mit realen Markt- und Handelsplätzen, wie zuvor genannt, ist also nur bedingt haltbar. Auch deshalb, weil reale Märkte und Messeplätze räumlich und zeitlich begrenzt sind. Flohmärkte können beispielsweise nicht größer werden, als der zur Verfügung stehende Veranstaltungsplatz. Online hingegen gibt es keine Teilnehmergrenzen.


Aus dem Grund sind riesige Online-Marktplätze wie der iOS App Store, der hunderttausende oder gar Millionen von „Ausstellern“ beherbergt, vielleicht eher mit Staaten vergleichbar. Und Staaten erheben Steuern. Ausnahmslos und auf zahllose verschiedene Arten und in teils erheblicher Höhe. Staatliche Steuern fallen dabei selbstverständlich auch für Handeltreibende an.

Das „Steuersystem“ des Apple iOS Store ist demgegenüber noch sehr überschaubar. Es gibt fast ausnahmslos nur einen Steuersatz und der beträgt 30%. Doch wie in realen Staaten entwickeln sich auch online gewisse Ausnahmen. Zum Beispiel verlangt Apple von Amazon nur 15 Prozent und für Netflix und Spotify gibt es ebenfalls Sonderregelungen. Dies sehen einige Anbieter als Ungleichbehandlung an und klagen dagegen. Allerdings gibt es auch in der realen Welt unterschiedliche Steuersätze und individuelle Handelsabkommen zwischen Staaten (als die man Apple, Google und Amazon in der Online-Welt durchaus ansehen könnte).

Im kürzlich eskalierten Fall des kooperative Survival-Spiels Fortnite von Epic Games (siehe MTN-Bericht) wird die Situation unübersichtlicher. Offenbar will der Spielehersteller grundsätzlich gegen hohe Abgaben in den Stores vorgehen und lieber alle Umsätze für sich behalten, dabei aber trotzdem weiter die Vorteile der riesigen Online-Handelsplätze der Tech-Giganten nutzen.

Epic Games ruft zum Widerstand gegen die "Apple Tax" auf

Auch Facebook hat sich inzwischen auf die Seite der „Revoluzzer“ gegen das System Apple geschlagen, weil Zuckerberg über seinen Dienst ermöglichen möchte, dass Nutzer kostenpflichtige Veranstaltungen wie Kochkurse anbieten können. Die Erlöse von über Facebook organisierten Veranstaltungen sollen voll und ganz bei den jeweiligen Anbietern landen. Wird Facebook jedoch auf iOS genutzt, gehen 30% an Apple. Natürlich hat Facebook hier aber auch ganz eigene Hintergedanken, denn mit dem Angebot soll vor allem der neue eigene Bezahldienst Facebook Pay gepusht werden.

Übrigens: Auch Google verlangt in seinem Store 30%, jedoch mit dem wesentlichen Unterschied, dass sich Android-Apps auch aus anderen Quellen laden lassen.

Natürlich ist die Sache im Detail noch sehr viel komplizierter als hier dargestellt. Sonst würden sich nicht teure Anwälte und Gerichte damit beschäftigen müssen. Es geht hier hier schließlich auch um die Klärung sehr grundsätzlicher Fragestellungen: Kann der in sich geschlossene iOS App Store noch länger wie ein begrenzter, lokaler Messe- oder Handelsplatz mit „Hausrecht“ betrachtet werden? Das würde Apple natürlich gerne durchsetzen, weil dann nur die selbst gemachten Regeln (und Gebühren) gelten, was aber angesichts der riesigen Teilnehmerzahl der repressiven Natur einer Diktatur gleich käme. Oder müssen den Anbietern für ihre Online-Stores, allen voran Apple, Regeln und Limits von außen aufdiktiert werden, was gewissermaßen den Kontrollverlust über Firmenbesitz bedeuten würde? Genau diesen Kampf erleben wir offenbar gerade.


Und wo führt das hin?
Aktuell ist die „Apple Tax“ ein vergleichsweise einfaches und – zumindest formal gesehen – gerechtes Konstrukt. Bis auf wenige Ausnahmen, die wir als Abkommen zwischen „Online-Handelszonen“ betrachten könnten, werden alle Anbieter gleichermaßen zur Kasse gebeten. Und es gibt, ganz im Gegensatz zu staatlichen Steuern, praktisch keine Hintertüren zur Steuervermeidung. Genauso ist es aber ein sehr hartes, kompromissloses System: Wer nicht spurt, fliegt raus.

Zu klären wäre natürlich auch noch die Höhe der „Steuern“. Sind 30% auf jede Transaktion wirklich gerechtfertigt, oder ist das eine brutale Ausnutzung der Marktmacht? Also ein Monopolmissbrauch? Steve Jobs himself erklärte noch 2008 bei der Vorstellung des App Store, dass die Abgabe nur die Kosten der Plattform decken solle. Bei den gewaltigen heutigen Umsätzen im iOS App Store ist man darüber aber schon weit hinaus und der Dienst ist mit dem 30%-Obolus zur Gelddruckmaschine geworden. Unter diesen Voraussetzungen grenzen 30% an Wucher.

Entweder, die Anbieter leben mit der jetzigen Situation, erstreiten vielleicht allgemein gemäßigtere Abgaben und haben weiterhin ein vergleichsweise einfaches und gerechtes „Steuersystem“. Oder in Zukunft wird durch juristische Kompromisse und gesetzliche Vorgaben alles sehr viel komplizierter. Es ist zu befürchten, dass Plattformen wie der iOS App Store mittel- bis langfristig äußerst komplexe Regelwerke entwickeln müssen, die an das inzwischen für normalsterbliche kaum durchschaubare Steuersystem von Staaten erinnert. Ob diese dann tatsächlich gerechter sind und dadurch nicht neue Streitpunkte oder gar Hintertürchen entstehen, die es mächtigeren Parteien erlauben, weniger als „der kleine Mann“ zu bezahlen, bleibt abzuwarten.

Ein Ergebnis steht aber schon fest: Am Ende zahlt der Verbraucher die Zeche.

Kommentare

zephirus
zephirus22.08.20 09:14
Es geht im Kern um den Zwang zur Nutzung der Dienste. Der Zugang (Die Apps) ja auch durchaus streng reglementiert bzw zensiert. Es gibt keine Möglichkeit für Entwickler dies zu umgehen.
Smartphones und Tablets sind die neuen Computer - Das iPad wird ja durchaus so beworben und auch beim iPhone wurde seinerzeit das grundlegende MacOsX als vollwertiges Betriebssystem hervorgehoben. Ein alleiniger Zweck wie Telefonie (iPhone) bzw. ‚Medienbetrachtung’ (iPad) gilt schon länger nicht mehr (im Unterschied zu anderen Storesystemen wie bei Spielekonsolen oder Smart-TV).
Wäre man bereit die Store Einschränkungen auch auf seinen Rechner unter macos hinzunehmen?
Das der App Store gerade bei den ‚iDevices‘ ein ganz wesentlicher Teil des Sicherheitskonzepts ist, erschwert das Ganze natürlich; Und das diversen Firmen die Dollarzeichen im Auge blinken (Das Geld das die Nutzer für den Store ausgeben könnten sie ja selbst einsacken) natürlich auch…
Das man aber auf seiner gekauften Hardware nur (zensierte) Software aus einer vorbestimmten Quelle installieren kann, ist unter der Entwicklung, die diese ‚iDevices‘ genommen haben schon kritisch zu betrachten - eine Lösung wie unter macos (andere Quellen neben den AppStore mit vorgeschalteter Warnung zulassen) wäre technisch wohl problemlos machbar - der Store könnte ja so auch unverändert (mit all seinen Vorteilen gerade für kleinere Entwickler und Nutzer) weiterlaufen. Die Wahl läge dann aber beim User...
+17
PaulMuadDib22.08.20 09:21
Zu klären wäre natürlich auch noch die Höhe der „Steuern“. Sind 30% auf jede Transaktion wirklich gerechtfertigt, oder ist das eine brutale Ausnutzung der Marktmacht?
30% sind marktüblich. Nintendo, Sony, Amazon oder Google. Alles das Gleiche. Mir ist völlig unklar, warum einzig Apple hier in der Schusslinie steht.
+14
Urkman22.08.20 09:26
zephirus
Die Wahl läge dann aber beim User...

Und genau da liegt doch das eigentliche Problem...
Viele Nutzer wissen doch garnicht, was sie sich damit für Probleme einhandeln könnten...
Für mich ist mein iPhone immer noch das bei weiten persönlichste Gerät, auf dem fast mein ganzes Leben abgelegt ist. Und da hätte ich gerne die maximale Sicherheit...
Ist aber natürlich nur meine Meinung...
+18
mustangberlin
mustangberlin22.08.20 09:33
PaulMuadDib
30% sind marktüblich. Nintendo, Sony, Amazon oder Google. Alles das Gleiche. Mir ist völlig unklar, warum einzig Apple hier in der Schusslinie steht.

Das stößt bei mir auch sehr sauer auf, die 30% hat sich nicht Apple ausgedacht, sondern sind und waren der Standart bei solchen Märkten. Ganz vorne dabei Microsoft mit dem xBox Store oder Sonys Playstation. Und besonders diese beiden Unterstützt der CEO Tim Sweeney lauthals auf Twitter und akzeptiert dort die Abgaben!
Und nimmt man kurz den Taschenrechner zur Hand, gibt Fortnite nur 20% Rabatt, wenn man über Ihren eigenen Dienst bezahlt.
An *apple* a day, keeps Windows away!!
+8
Wiesi
Wiesi22.08.20 09:46
Apple bietet mit dem Appstore und der Bereitstellung einer Entwicklungsumgebung eine Dienstleistung an, mit der die SW-Entwickler hier sehr zu frieden sind. Für dies Rundum-Sorglos-Paket darf Apple selbstverständlich Gebühren erheben. Darüber gibt es nichts zu Diskutieren.

Diskutieren kann -- und sollte -- man aber über die Höhe der Gebühren. Insbesondere weil Apple bei den iGeräten eine Monopolstellung hat und diese durchaus missbrauchen kann.

Zunächst: Bei einer kostenlosen App auch gebührenfreie In-App-Käufe zu verlangen ist unverschämt.

Also Gebühren ja, aber sind diese zu Hoch? An den Kosten gemessen kann man diese Frage durchaus mit ja beantworten. Das gilt natürlich auch für Google & Co. Denn die Gebühren fallen pro Stück an, die Kosten aber nur einmal pro Update. (Die Kosten für die Server und die Finanztransaktionen gehen bei 30% ja wohl im Rauschen unter.) Hinzukommt, daß Apple große Teile des Dienstleistungspakets auch im eigenen Hause benötigt und benutzt.

Apple und Co haben es mit dem Gebühren wohl übertrieben, so daß die Rebellion trotzt des unfairen Ansatzes auf große Sympathien stößt und zumindest auf dem SW-Markt für iGeräte nun auch die bisher schlafenden Kartellbehörden wecken kann.

Wie kommt es überhaupt zu dem weit verbreiteten 30%? Haben die Großen schon lange ein Kartell gebildet? Das wird nicht nachzuweisen sein, denn die Margen sind -- anders als im Versandhandel -- öffentlich bekannt.
Everything should be as simple as possible, but not simpler
+7
Peter Longhorn22.08.20 10:02
Urkman
zephirus
Die Wahl läge dann aber beim User...

Und genau da liegt doch das eigentliche Problem...
Viele Nutzer wissen doch garnicht, was sie sich damit für Probleme einhandeln könnten...
Für mich ist mein iPhone immer noch das bei weiten persönlichste Gerät, auf dem fast mein ganzes Leben abgelegt ist. Und da hätte ich gerne die maximale Sicherheit...
Ist aber natürlich nur meine Meinung...

Na wie schön, dass die maximale Sicherheit ja auch weiterhin erhalten bleibt wenn du zwar die Möglichkeit erhältst etwas selbst zu installieren, diese Möglichkeit jedoch nicht nutzt...
-6
Peter Longhorn22.08.20 10:08
mustangberlin
PaulMuadDib
30% sind marktüblich. Nintendo, Sony, Amazon oder Google. Alles das Gleiche. Mir ist völlig unklar, warum einzig Apple hier in der Schusslinie steht.

Das stößt bei mir auch sehr sauer auf, die 30% hat sich nicht Apple ausgedacht, sondern sind und waren der Standart bei solchen Märkten. Ganz vorne dabei Microsoft mit dem xBox Store oder Sonys Playstation. Und besonders diese beiden Unterstützt der CEO Tim Sweeney lauthals auf Twitter und akzeptiert dort die Abgaben!
Und nimmt man kurz den Taschenrechner zur Hand, gibt Fortnite nur 20% Rabatt, wenn man über Ihren eigenen Dienst bezahlt.

7,99$ zu 9,99$ sind aber ziemlich genau 30%...
Genau 30% wären 7,68$

Nicht vergessen, dass 9,99$ ja 130% sind und nicht 100% so wie wohl von dir angenommen... Vergleich "Wir schenken dir die Mehrwertsteuer": Das ist auch nicht genau 16 bzw. 19 Prozent sondern weniger wenn man falsch rechnet.
+1
becreart22.08.20 10:16
Wo “eskaliert” jetzt was?
-5
Zerojojo22.08.20 10:25
Ich verstehe die Diskussion nicht ganz. Apple wird immer wieder vorgeworfen, sie würden zu viel Profit machen oder seien zu gierig. Seit wann diktiert man denn einem Unternehmen seine Marge? Wirft man Louis Vuitton vor, dass die Handtaschen zu teuer sind und geht dann gerichtlich dagegen vor? Jeder weiß, dass die Handtaschen maßlos überteuert sind, aber man redet dann von einem Luxus-Segment.

Selbst wenn Apples Gebühr höher wäre als die von anderen - was sie ja nicht einmal ist - könnte man das mit dem Luxus-Segment begründen, in dem sich Apple eindeutig bewegt. Apple hat auch viel Geld und Zeit investiert, um ein luxuriöses Markenimage zu generieren. Davon profitieren Entwickler, indem sie kaufkräftigere Kunden bekommen.

Als Apple mit dem iOS Store auf den Markt kam, waren die Stimmen, dass 30% eher günstig wären. Apple hat die Gebühr von Anfang an gleich gehalten. Kein Entwickler kann argumentieren, dass sein Geschäftsmodell aufgrund von zu hohen Gebühren auf einmal nicht mehr funktioniere. Die Rechnung ist seit jeher gleich.

Dass Apple heute durch Volumen mehr Profit damit generiert als zu Anfangszeiten kann kein Argument für eine erzwungene Bevorteilung der Entwickler sein. Das halte ich für einen zu großen Eingriff in die freie Marktwirtschaft und würde einen Präzedenzfall schaffen, der nahezu jedes erfolgreich wachsende Unternehmen angreifbar machen würde. Ersetzt man das Wort "Entwickler" durch "Zulieferer", ließe sich der Fall auf jedes Produkt übertragen. Sollte man jeden Konzern dazu zwingen können, seinen Zulieferern mehr zu zahlen, wenn sie mit einem Produkt erfolgreich sind und Marge generieren können?
+15
PaulMuadDib22.08.20 10:32
Peter Longhorn
Na wie schön, dass die maximale Sicherheit ja auch weiterhin erhalten bleibt wenn du zwar die Möglichkeit erhältst etwas selbst zu installieren, diese Möglichkeit jedoch nicht nutzt...
Der Affentanz geht spätestens dann los, wenn zu viele Entwickler meinen, Geld einsparen zu können wenn sie nur noch außerhalb anbieten. Irgendwann muß man dann gezwungernermaßen diese Möglichkeit nutzen. Ich wüsste nicht, was ich dann mache. Ich werde mit Sicherheit nicht für jede App einen digitalen Striptease hinlegen, um eine App auszuprobieren.
+9
heubergen22.08.20 10:34
Ich befürchte das jede Lockerung der strengen Massnahmen (z.B. das alternative Zahlungssysteme erlaubt wären) die Nutzer-Erfahrung (UX) verschlechtern würde da ich dann wieder 15 mal meine Kreditkarte hinterlegen muss und jedes Mal die Bezahlung anders funktioniert. Bei der Hälfte der Apps würde vermutlich TouchID/FaceID nicht funktionieren und die andere Hälfte wäre voll mit Bugs. Für mich ist es daher ein klares Nein für jede Lockerung.
+11
PaulMuadDib22.08.20 10:58
Nicht zu vergessen, daß es dann überhaupt keine Kontrolle mehr gibt, ob solche Apps jeden Trick verwenden und genau das zu erreichen, was Apple versucht zu verhindern: Tracking und Absaugen von Daten. Fakt ist: der Store bietet zumindest ein gewisses Mindestmaß an Qualität. Und selbst da schaffen es immer wieder welche vorbeizumogeln. Ganz zu schweigen von diesen "Apps" die scheinbar mit irgendwelchen Cross-Plattform-Schrott zusammengeklöppelt wurden und sich nicht im mindestens am Look&Feel von iOS halten. Hatte da zuletzt einen Kandidat. Da konnte ich in der Eingabezeile nicht mal meine Zwischenablage einfügen. Was habe ich gekotzt.
+3
athlonet22.08.20 11:02
Die Hersteller sollen sich mal daran erinnern, wieviele Prozent ihnen übrig geblieben sind, als sie Spiele und Software noch auf Datenträgern über den Einzelhandel verkauften (Herstellung der Datenträger, Marge für den Großhandel, Marge für den Einzelhandel, Transportkosten).

Mit den 70%, die ihnen jetzt bleiben, können sie sich eh glücklich schätzen.

Und die 30% „Apple Tax“ schiebt ja Apple nicht alleine ein. Apple muss ja die Kreditkartengebühren tragen (ok, ist vermutlich nur ein sehr geringer Teil).
Und bei den Guthabenkarten verdient der Einzelhandel kräftig mit (und produziert und transportiert müssen die auch werden, auch wenn es Cent-Artikel sind).

Ich finde die 30% gerecht.
+4
Peter Longhorn22.08.20 11:05
PaulMuadDib
Peter Longhorn
Na wie schön, dass die maximale Sicherheit ja auch weiterhin erhalten bleibt wenn du zwar die Möglichkeit erhältst etwas selbst zu installieren, diese Möglichkeit jedoch nicht nutzt...
Der Affentanz geht spätestens dann los, wenn zu viele Entwickler meinen, Geld einsparen zu können wenn sie nur noch außerhalb anbieten. Irgendwann muß man dann gezwungernermaßen diese Möglichkeit nutzen. Ich wüsste nicht, was ich dann mache. Ich werde mit Sicherheit nicht für jede App einen digitalen Striptease hinlegen, um eine App auszuprobieren.
Sieht man ja bei Android wo alle den PlayStore meiden und ausschließlich die APK-Datei zur Verfügung stellen.
+3
gegy22.08.20 11:06
Hab vorhin mal den Schriftverkehr zwischen Epic und Apple gelesen, welcher schon am 30. Juni stattgefunden hat. Und wie ich schon vermutet habe, Epic wollte, dass Apple einen eigenen Epic Store zulasse und dass sie diesen ohne über Apple gehen zu müssen Updaten können. Hier sehe ich ein riesiges Sicherheitsproblem.
Apple antwortete, wie ich finde korrekt, damit, dass Epic die komplette Infrastruktur von Apple genutzt hat (Apple führt im Email alles Mögliche an Tools und Services auf) und somit auch dafür zahlen muss. Ich sehe hier Epic absolut im Unrecht.

Falls jemanden der Schriftverkehr interessiert:
+13
Unwindprotect22.08.20 11:10
Was oft vergessen wird ist der Mehrwert den Apple Entwicklern durch Frameworks und Dienste bietet. Viele Apps sind einfache GUIs über von Apple entwickelten Features oder Diensten. Beispiele:

- TouchID/FaceID
- iCloud Sync
- iCloud Data (inklusive 1PB, Petabyte = 1000 Terabyte pro App!)
- Anonymisierte Lokalisierungsdienste
- Apple RAW Encoding (bei Fotos)
- Kamera-Features
- Kalender & Mailprotokolle/APIs
- Diverse UI Features (inkl. Multiwindowing, Darkmode usw.)
- Push Notifications
- Zugriff auf Apple Music Daten
- Zugriff auf iCloud Fotos
- Objekterkennung in Fotos
- AR
- Dokument-Scan
- Sprachsynthese
- Spracherkennung
- Siri (Einbindung von Drittanwendungen wie z.B. Messengern)
- APIs für Maschinelles Lernen
- uvm...

Natürlich könnten Entwickler einzelne oder gar all diese Features und Dienste selbst implementieren. Teilweise ist das auch so geschehen, weil das Apple-Äquivalent noch nicht verfügbar war. Viele Apps haben z.B. probiert einen Cloud-Sync-Mechanismus zu implementieren und sind teilweise Monate und Jahre daran gescheitert das stabil zu kriegen. Die "Plattform" von der Jobs sprach ist ja nicht nur die reine AppStore-Distribution sondern all der Mehrwert den iOS-Entwickler durch die Plattform von Apple erhalten. Natürlich nutzt nicht jeder Entwickler alle Dienste und Features, aber durch die einheitliche Abgabe von 30% wird das Ökosystem für alle finanziert - auch für Anbieter von vielen tatsächlich kostenlosen Apps.

Ich würde wetten, sobald es externe AppStores für iOS gäbe und dort nicht ebenso all die oben genannten Dienste und Features möglich sind, würde es wieder Entwickler geben die das als ungerechte Benachteiligung empfinden.

Google ist auch ein AppStore-Anbieter, der viele Dienste und Features bietet. All diese Dienste sind jedoch in Google-APIs gekapselt die auf einem Android-Handy nur zur Verfügung stehen, wenn die Gerätehersteller einen streng reglementierten Vertrag unterzeichnen. Amazon ist da beispielsweise davon ausgeschlossen. Das geht soweit, dass Auftragsfertigern verboten wird Android-Geräte herzustellen die nicht vertraglich an die Google-APIs gebunden sind wenn gleichzeitig auch Aufträge für andere Geräte mit vertraglicher Bindung bestehen. Das macht es mitunter Amazon schwer Auftragsfertiger für den Kindle zu finden.

Epic bietet mit der Unreal Engine selbst ein Entwickler-SDK an und lässt sich dafür bezahlen wenn der Entwickler damit Geld verdient. Ob es wohl für Spieleentwickler dann auch legitim wird zu sagen - hey Epic, wir verdienen zwar mit Deiner Engine Geld, aber wir wollen dafür jetzt nichts mehr zahlen?
+11
PaulMuadDib22.08.20 11:10
Peter Longhorn
Sieht man ja bei Android wo alle den PlayStore meiden und ausschließlich die APK-Datei zur Verfügung stellen.
Genau. Hat Epic ja auch schon gemerkt. Weswegen sie ja gegen Google vorgehen wollen. Womit die ganze App-Store-Zwang-Argumentation für mich bereits gestorben wäre. Aber offenbar sehen das viele anders.

Eine Option, Pakete von außen klingt zwar verlockend, aber auf meinem Telefon ist mir das Risiko einfach zu hoch. Zu viele persönliche Daten auf einem sehr handlichen Raum.
+6
zephirus
zephirus22.08.20 11:11
Ja, der AppStore hat durchaus Vorteile - Nicht nur das einheitliche Bezahlsystem, die Sicherheit geprüfter Software, auch Updates werden gebündelt und sehr bequem angezeigt; Von der fehlenden Notwendigkeit sich für jede einzelne App registrieren zu müssen ganz abgesehen...
Sieht man sich sich den AppStore unter macos an, dann ist dies ja ein ziemlich attraktives Modell - Viele Entwickler sind ja darauf angesprungen, haben den Eigenvertrieb ihrer Software eingestellt und nutzen die Vorteile die der Store bietet. Manche bieten ihre Software auch parallel an, aus meiner Übersicht heraus oft zu gleichen Preisen…Wieso sollte es unter iOs anders laufen - wieso sollte ein Großteil dann abspringen?
Einige Apps schaffen es nicht in den (iOS) Store, sei es, weil sie zu tief ins System eingreifen, oder weil Apple (nicht die Gesetzgebung) sie wegzensieren. - Der Sicherheitsaspekt würde ja für beide Plattformen gelten…
Unter macos hat man ja noch (traditionell?) eine Wahl - aus welchen Gründen aber bei den iDevices nicht?
Gerade im Hinblick auf die Veränderungen im Mac-Bereich dürfte der Ausgang wohl weitreichende Konsequenzen haben…
+5
gfhfkgfhfk22.08.20 11:17
Zerojojo
Seit wann diktiert man denn einem Unternehmen seine Marge?
Sobald ein Unternehmen ein Monopol hat, wird es extrem schwierig. Und in den USA hat man Erfahrung Monopole zu zerschlagen – siehe Standard Oil.
+2
Zerojojo22.08.20 12:12
gfhfkgfhfk
Sobald ein Unternehmen ein Monopol hat, wird es extrem schwierig. Und in den USA hat man Erfahrung Monopole zu zerschlagen – siehe Standard Oil.

Nunja, iOS hat ca. 23% vom weltweiten Marktanteil der Smartphones. Das ist weit von einer Monopolstellung entfernt. Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass Apple innerhalb seiner Plattform ein Monopol errichtet hat, aber dann muss man das Gleiche auch Sony für die PS oder Microsoft für die XBOX vorwerfen. Versuch mal ein PS4 Spiel auf deiner Webseite zum Download anzubieten...

Und dann muss man ja noch argumentieren, dass sie ihre Marktmacht missbrauchen. Indem sie die Gebühren von Anfang an konstant gehalten haben und auf dem gleichen Niveau der Konkurrenz liegen?
+5
Nekron22.08.20 12:15
gfhfkgfhfk
Zerojojo
Seit wann diktiert man denn einem Unternehmen seine Marge?
Sobald ein Unternehmen ein Monopol hat, wird es extrem schwierig. Und in den USA hat man Erfahrung Monopole zu zerschlagen – siehe Standard Oil.

Wo hat Apple eine Monopol? Dieser Punkt kommt immer wieder auf. Sowohl als Nutzer als auch Programmierer kann ich jederzeit auf Android umsteigen und dort Software am Play:Store vorbei kaufen / vertreiben. Ja, zwischen Apple und Android gibt es Unterschiede, aber diese sind bei weitem nicht groß genug um eine Monopolstellung zu begründen.

Bei einem Monopol muss es echte, fast unüberwindbare Hindernisse geben, die Verbraucher von einer alternativen Quelle abhalten. Z.B. wenn alle Wasserleitungen eines Landes im Besitz einer Firma wären, dann wäre das ein Monopol, auch wenn man theoretisch mit Eimern zu einer Quelle gehen kann und das Wasser selbst transportieren könnte.

Bei einem Wechsel zu Samsung finde ich zwar eine andere UI vor, und meine Bilder werden sich nicht mehr so einfach mit meinem Laptop synchronisieren, aber dies ist ein überwindbares Hindernis.
+1
Wiesi
Wiesi22.08.20 12:28
Die ganze Diskussion über die Preisgestaltung läuft auf zwei Alternativen raus: Nimm was Du kriegen kannst oder nimm was Du brauchst. Ich glaube jeder kann sehen, welche Alternative Apple gewählt hat und welche ich (als Kunde) bevorzuge.

Die freie Wahl zwischen beiden oder einer Mischung von beiden, nennt man unternehmerische Freiheit und diese ist ein Grundpfeiler unseres Wirtschaftssystems. Und jedermann hier glaubt, daß wir gut damit fahren.

Aber es gibt häßliche Nebenwirkungen. Angewendet auf die Güter des täglichen und unabdingbaren Bedarfs führt das zu Spaltung der Gesellschaft und die ist im vollen Gange. Natürlich gehören die Güter, welche Apple produziert bzw. verkauft nicht dazu. Aber man denke nur an den Wohnungsmarkt und das Gesundheitswesen. Deswegen habe ich die eine Alternative rot eingefärbt.

Auch wenn Apple hier getrost außen vor bleiben kann, so gibt diese Firma doch ein schlechtes Beispiel ab. Das Ganze ist eine Sache der Moral und die ist leider heute nichts mehr Wert.
Everything should be as simple as possible, but not simpler
-2
Radetzky22.08.20 12:45
PaulMuadDib
Nicht zu vergessen, daß es dann überhaupt keine Kontrolle mehr gibt, ob solche Apps jeden Trick verwenden und genau das zu erreichen, was Apple versucht zu verhindern: Tracking und Absaugen von Daten.

Über solche Schweinchen schlau hatte auch Golem in der Vergangenheit schon berichtet.
Selbst wenn Apple 5% nähme, würden doch Einige lieber diese 5% selber behalten.
+2
Radetzky22.08.20 12:53
Wiesi
Die ganze Diskussion über die Preisgestaltung läuft auf zwei Alternativen raus: Nimm was Du kriegen kannst oder nimm was Du brauchst. Ich glaube jeder kann sehen, welche Alternative Apple gewählt hat und welche ich (als Kunde) bevorzuge.

Man korrigiere mich, aber ich habe nicht gelesen, dass Epic UNS niedrigere Preise bieten möchte.

Wenn ich mir den Trend so anschaue, wo etliche Hersteller Abos (Adobe, nur noch Abo!!), in app Käufe für höhere Waffen oder Bauarbeiter oder inzwischen eigene "Club"-Mitgliedschaften (= Abo) anbieten, dann geht es wohl nur noch uns eigene Geld.
Je größer desto gieriger, so scheint es mir.
-1
sierkb22.08.20 13:14
The Verge (21.08.2020): WordPress founder claims Apple cut off updates to his completely free app because it wants 30 percent
This sounds ridiculous
0
NFK22.08.20 13:36
Man kann sich auch fragen: möchte man eher, dass es für MacOS so wird wie auf iOS, also keine Wahlmöglichkeit in der Wahl des Stores, aber mehr Sicherheit?
Oder möchte man, dass es für iOS so wird wie für MacOS?
Oder gibt es gute Gründe, dass beide Welten unterschiedlich gehandhabt werden? Und würden diese Gründe auch in Zukunft noch gelten (es gibt ständige Veränderung, das iPadOS ist hinzugekommen, es könnte in Zukunft Apple Produkte geben, die die scharfe Trennung zwischen iOS und MacOS überbrücken).
0
Zerojojo22.08.20 14:04
Wiesi
Die ganze Diskussion über die Preisgestaltung läuft auf zwei Alternativen raus: Nimm was Du kriegen kannst oder nimm was Du brauchst.

Und wer bestimmt, was man braucht oder was moralisch vertretbar ist? Im Falle Apple vs Epic wäre das derjenige, der am lautesten schreit. Sicher kein gutes Prinzip. Also berufen wir eine staatliche Institution ein, die das festlegt? Das nennt sich dann Planwirtschaft.

Moralische Preisgestaltung ist ein Schlagwort ohne Grundlage. Welcher Preis ist für einen Liter Wasser moralisch? Aus der Leitung kostet er knapp 1 Cent. Die Aldi-Flasche kostet ca 25 Cent. Evian will dafür über 1€ und das Fidschi Wasser beim Käfer kostet 8€. All diese Produkte werden gekauft. Wo ist die absolute, moralische Grenze?
+4
deus-ex
deus-ex22.08.20 14:34
Ziel von Epic ist der Epic Games Store auf jeder Plattform. Inkl. Exclusiv Deals!

Wenn die Festung iOS fällt, sind Nintendo, Sony PSN , MS Xbox und Co. als nächstest dran.
+3
ilig
ilig22.08.20 14:37
Wiesi
Ist es für Epic Games eine Sache der Moral? Ist es überhaupt eine Sache der Moral? Für mich geht es um ein Geschäftsmodell. Die Vertragsregeln des Geschäftsmodells »AppStore« sind allgemein bekannt. Man könnte auch sagen, dass Epic Games sich hier eine super PR-Aktion ausgedacht hat. Und man könnte auch fragen, ob Epic Games das moralisch für korrekt hält.
+4
subjore22.08.20 16:07
Vor über 10 Jahren hat Apple die distributionskosten für Entwickler stark reduziert.
Die Welt hat sich allerdings in den Jahren stark verändert. Man bräuchte vielleicht nochmal ein Apple um die Distributionskosten nochmals stark zu reduzieren. Vielleicht so vor 30 auf 20%?
Allerdings würde dass den Börsenkurs von Apple um 5% einbrechen lassen.
(Momentan machen die ja 50 mrd. Dollar Umsatz im store. Bald bestimmt 100 mrd. Dann wären 10% weniger „Steuer“ über 10 Jahre 100 mrd. Dollar die ansonsten als Gewinn an die Aktionäre ausgeschüttet worden wären)
+1
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