Der steinige Weg zur iPhone-Tastatur – neues Buch beschreibt Hintergründe zur iPhone-Entwicklung
Bekanntlich wurde das iPhone nach der offiziellen Vorstellung oft belächelt, denn wie solle ein Smartphone ohne echte Tastatur professionellen Ansprüchen genügen? Hardware- statt Softwaretastaturen galten als Standard und wer schon vor dem Smartphone-Boom ein Mobiltelefon dieser Gattung besaß, wird sich bestimmt noch an die Tastaturfelder erinnern. Apple-intern war zunächst ebenfalls umstritten, wie genau der Nutzer nun Eingaben tätigen solle. Sogar ein virtuelles Clickwheel wie auf den iPods war eine ernstzunehmende Option – übrigens die von Steve Jobs zunächst auch präferierte. Ähnlich eines Wählscheiben-Telefons hätte man darüber dann Zahlen und Buchstaben ausgewählt. Da dieses Konzept aber nicht überzeugte, arbeitete Apple an der Nachbildung echter Tastaturen. Das zentrale Problem blieb aber: Wie kann man alle Tasten auf so wenig Raum unterbringen und dennoch klar visualisieren, was der Nutzer gerade gedrückt hat? Die Suche nach einem funktionierenden Tastaturkonzept war derart in einer Sackgasse angelangt, dass der damalige Projektleiter Scott Forstall sogar die gesamte Entwicklung anhalten ließ.
Anfang September erscheint ein Buch namens "
CREATIVE SELECTION: Inside Apple’s Design Process During the Golden Age of..." – der langjährige Apple-Mitarbeiter Ken Kocienda äußert sich darin zu vielen Abläufen während seiner Zeit im Unternehmen. Ein Kapitel befasst sich mit oben angeführter Tastatur-Diskussion. Um das Platzproblem zu lösen, konzipierte Kocienda verschiedene Systeme. Zu diesem Zeitpunkt (2005) galt es noch immer als nicht durchführbar, einfach eine normale Tastatur mit allen Tasten einzublenden. Die Idee der sich vergrößernden Buchstaben beim Antippen war noch nicht geboren, weswegen nach anderen Lösungen gesucht wurde. Ein Konzept, das sogar in die engere Auswahl kam, orientierte sich am damals populären T9-Eingabeverfahren.
Die Skizzen zum Tastaturkonzept
Eine Taste war jeweils mit mehreren Buchstaben beschriftet. Per Vergleich mit dem integrierten Wörterbuch erfolgte dann die Zusammensetzung des fertigen Wortes. Dieser Mechanismus kann allerdings nur funktionieren, wenn das System auch über eine große Wortsammlung verfügt. Bei nicht unterstützten Sprachen steht man hingegen vor Problemen.
Phil Schiller persönlich testete damals das Tastaturkonzept – und entschied, es zu verwerfen. Seiner Ansicht nach war nicht direkt ersichtlich, warum eine Taste gleich mehrere Buchstaben aufwies. Während sich Phil Schiller etwas Zeit nahm, war die Demonstration gegenüber Tony Fadell noch schneller vorbei. Dieser entschied nach ein bis zwei Worten bereits, dass die Suche nach der iPhone-Tastatur weitergehen müsse.
Ein Konzept, das verworfen wurde
Kocienda musste wieder zurück ans Reißbrett und eine weitere Idee aus dem Hut zaubern. Diese beschrieb eine herkömmliche, flache Tastatur – zusammen mit der Idee, gedrückte Tasten zu vergrößern, entstand damit endlich jenes Konzept, das es dann ins iPhone schaffte. Sowohl Eingabe (alle Tasten vorhanden) als auch Darstellung (der Nutzer sieht was er tippt und die Taste verschwindet nicht unter dem Finger) war gelöst. Außerdem bedurfte es dabei keines Handbuchs oder weiterer Erklärungen, um Texte auf dem Touch-Display einzugeben.
Das Buch "
Inside Apple's Design Process" erscheint am 6. September und lässt sich bereits zum Preis von 18,99 Euro (gebundene Ausgabe) vorbestellen (Amazon:
). Die gezeigten Bilder stammen vom offiziellen Vorabdruck. Da Kocienda gerade auf Werbetour für sein Buch ist, gibt es bis Anfang September sicherlich noch zahlreiche weitere Einblicke in die faszinierende Designwelt Apples.