Deshalb sind ÖPNV-Netze und Fahrpläne in den Apple-Karten noch so rar
Nach dem mehr als holprigen Start hat Apples eigener Kartendienst, der zunächst vor allem durch unvollständige oder gar falsche Daten glänzte, inzwischen funktionell und von der Nutzerbasis her zum großen Konkurrenten Google Maps aufgeschlossen. Um die Attraktivität weiter zu steigern, stellte Apple vor einem Jahr mit iOS 9 die Implementierung von Daten des öffentlichen Nahverkehrs vor, der die Routenplanung noch lebensnaher gestalten sollte.
Kaum neue ÖPNV-Daten seit der EinführungNach und nach sollten immer mehr Regionen auf der Welt mit den Transitdaten ausgestattet werden - die europäischen Hauptstädte Berlin und London gehörten zu den ersten Metropolen, die versorgt wurden. Heute, fast ein Jahr später, sind sie weiterhin europaweit die einzigen - keine einzige kam hinzu. Weltweit liegt die Zahl der mit ÖPNV-Daten ausgestatteten Städte erst bei 21, von denen allein 15 in den USA liegen (China als Ganzes ist ebenfalls versorgt, allerdings auf einer anderen Grundlage als der Rest der Welt und daher auch nicht von Nutzern außerhalb Chinas einsehbar).
Erster Grund: Qualität der DatenVerantwortlich für den Einbau der ÖPNV-Verbindungen der Welt ist bei Apple Ellis Verosub. Dieser
erklärte nun, warum die Datenexpansion so langsam vonstattengeht. In erster Linie sei Qualität ein Grund. Der Blick fürs Detail sei wichtig, überlappende Verkehrsverbünde und unterschiedliche Verkehrsmittel für die gleichen Gegenden müssen berücksichtigt werden, ebenso regional unterschiedliche Bezeichnungen, die 1 zu 1 mit den ortsüblichen Namen zu korrespondieren haben. Was hier »Tram« heißt, wird dort »Streetcar« genannt; eine »U-Bahn« ist dasselbe wie eine »Metro«, heißt aber anders.
Zweiter Grund: Quantität der DatenAuch die Quantität sei ein wesentlicher Grund für die langsame Ausweitung. Im Augenblick seien Daten von 250 verschiedenen Verbänden im Pool, mehr als 16.000 Bahnhöfe und Haltestellen. Außerdem umfassen die Transitdaten einzelner Städte auch den Fernverkehr, sodass von Berlin aus beispielsweise die Bahnstrecken bis Hamburg und Posen zur Verfügung stehen - nicht aber das gesamte Schienennetz der Deutschen Bahn. In den USA dagegen ist etwa an der Ostküste im Bereich von New York die Dichte der versorgten Städte so dicht, dass sie fast flächendeckend genannt werden könnte.
Verlässlichkeit sehr wichtigSchließlich und endlich wolle man mit den ÖPNV-Daten nicht den gleichen Fehler machen wie vor vier Jahren, als der Kartendienst als Ganzes sofort global verfügbar war und es aufgrund von Qualitätsmangel Kritik hagelte. Deswegen sei eine behutsame, aber verlässliche Datenfreigabe zu bevorzugen. Mit iOS 10 ist übrigens die Freigabe von Transitdaten für weite Teile Japans geplant.
Wo die Apple-Karten inzwischen über Transitdaten verfügenDie vollständige
Liste der bisher verfügbaren ÖPNV-Daten umfasst folgende US-amerikanische Städte: Atlanta, Austin, Baltimore, Boston, Chicago, Denver, Los Angeles, Miami, New York City, Philadelphia, Portland, Sacramento, San Francisco, Seattle und Washington D.C. Außerhalb der USA finden sich in Europa wie gesagt nur Berlin und London, ansonsten noch Mexiko-Stadt, die kanadischen Städte Toronto und Montréal, das australische Sydney sowie Rio de Janeiro in Brasilien.
Offizielles Dokument nicht sehr aktuellÜbrigens: Apples offizielles Verzeichnis von regional verfügbaren Features in den Apple-Karten hinkt weiterhin deutlich hinter der wahren Implementierung zurück. Beispielsweise wurde erst heute offiziell eingetragen, dass Leipzig mit einer 3D-Ansicht versorgt wurde - wir hatten bereits
vor knapp zwei Monaten darüber berichtet.