Deutsche Corona-Warn-App ist ab sofort verfügbar
Italien und die Schweiz haben vorgelegt, jetzt zieht die Bundesrepublik nach: Die deutsche Corona-Warn-App für iPhone und Android-Geräte wurde heute im
iOS App Store und im Google Play Store veröffentlicht. Die Tracing-Anwendung soll es den Gesundheitsämtern ermöglichen, Infektionsketten schneller nachvollziehen zu können. Damit dieses Ziel erreicht wird, müssen allerdings möglichst viele Smartphone-Besitzer die App installieren.
App fußt auf der API von Apple und GoogleDie von SAP und Deutscher Telekom erstellte
Open-Source-App fußt auf der von Apple und Google gemeinsam entwickelten Schnittstelle namens "COVID-19 Exposure Notifications", welche es seit iOS 13.5 gibt. Der Quellcode der Apps für iOS und Android sowie der vom rosa Riesen beigesteuerten erforderlichen Server-Anwendung ist auf
Github einsehbar. Die deutsche App erfüllt die strengen Datenschutzauflagen, welche der iPhone-Konzern und der Suchmaschinengigant für die Nutzung der API zur Voraussetzung gemacht haben. Dazu gehört unter anderem das Verbot, die Kontaktinformationen zentral zu speichern, die Daten für andere Zwecke als die Verfolgung von Infektionsketten zu verwenden oder Standortdaten zu erheben und zu nutzen. Die Softwareprüfer des Unternehmens
TÜV Informationstechnik bescheinigen der App, sie laufe nicht nur sicher und stabil, sondern spioniere die Anwender auch nicht aus.
So funktioniert die Corona-Warn-AppUm zu ermitteln, ob ein Nutzer der Corona-Warn-App sich möglicherweise über einen längeren Zeitraum in unmittelbarer Nähe zu einer positiv auf COVID-19 getesteten Person aufgehalten hat, sendet die Anwendung in regelmäßigen kurzen Abständen über Bluetooth LE eine ID aus. Diese Kennung ändert sich alle zehn bis zwanzig Minuten, damit sie nicht einem Gerät beziehungsweise Nutzer zuzuordnen ist. Gleichzeitig scannt die Corona-Warn-App ständig die Umgebung nach Signalen anderer Smartphones ab, die Reichweite ist aufgrund der Charakteristik von Bluetooth LE eingeschränkt. Empfangene IDs werden verschlüsselt auf dem Smartphone gespeichert und nicht an einen Server geschickt.
Keine Preisgabe persönlicher DatenFalls ein Nutzer der App innerhalb von 14 Tagen positiv auf COVID-19 getestet wird, kann er dies in der Anwendung eingeben, hierbei kommt ein Verifikationsprozess zum Einsatz, der falsche Positivmeldungen verhindern soll. Anschließend werden die bis dahin nur auf dem Smartphone des Infizierten vorhandenen gesendeten IDs - wiederum anonym und verschlüsselt - an einen Server übermittelt und dort gespeichert. Sämtliche installierten Apps fragen diese Informationen in regelmäßigen Abständen ab. Sollte sich eine der in den vergangenen 14 Tagen empfangenen Kennungen in der Datenbank befinden, weist die Corona-Warn-App den Benutzer darauf hin, dass er sich möglicherweise angesteckt hat. Darüber hinaus gibt sie Empfehlungen zu den Schritten, welche der oder die Betroffene anschließend unternehmen sollte. Zu keinem Zeitpunkt erhalten App-Entwickler, Serverbetreiber, Behörden oder Dritte persönliche Informationen der Nutzer. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber kommt zu der
Einschätzung, dass die Anwendung hinsichtlich des Datenschutzes einen "soliden Eindruck" mache.
Nutzung der Corona-Warn-App ist freiwilligDie Nutzung der Corona-Warn-App ist freiwillig, es liegt also im Ermessen jedes Einzelnen, ob er die Anwendung auf seinem Smartphone nutzt. Zudem lässt sich das Kontakt-Tracing jederzeit auch nach der Installation deaktivieren. Auf dem iPhone geschieht dies in den Einstellungen des Geräts unter "Health". Dort kann die Verwendung des COVID-19-Kontaktprotokolls abgeschaltet werden. Außerdem ist es natürlich jederzeit möglich, die App auf die bekannte Art und Weise wieder zu deinstallieren. Die Bundesregierung und die Gesundheitsbehörden der Länder hoffen allerdings, dass möglichst viele Smartphone-Besitzer die Corona-Warn-App einsetzen. Damit nämlich die Verfolgung von Infektionsketten signifikant erleichtert wird, sollte die Anwendung nach Einschätzung einiger Experten auf mindestens 60 Prozent aller Geräte aktiv sein. Einer
Studie der Universität Oxford zufolge können allerdings bereits niedrigere Akzeptanzraten zum Erfolg führen.
Corona-Warn-App im iOS App Store
Corona-Warn-App im Google Play Store
Funktionsweise im Comic-Stil erklärt: Wie es möglich ist, Infektionsketten ohne Personenerfassung zu ermitteln
Interaktive Simulation der Funktionsweise