Die Ahnen des iPads – fast 50 Jahre Tablet-Geschichte
"2001 – Odyssee im Weltraum" (1968)": Im Kino schon in den 1960er-Jahren RealitätSamsungs Anwälte hatten ganz genau hingeschaut. Im langjährigen Gerichtsstreit mit Apple um Urheberrechtsverletzungen bei Smartphone- und Tabletdesigns wollte der südkoreanische Konzern mit allen Mitteln beweisen, dass Apple-Ingenieure nicht als erste die Idee für das Aussehen des iPads hatten. Dafür führte Samsung sogar fiktive Tablet-Rechner ins Feld.
Stanley Kubricks Weltraumepos „2001 – Odyssee im Weltraum“ sorgte 1968 für teils euphorische Kritiken und gilt heute als einer der besten Science-Fiction-Filme überhaupt. Das alles war den Anwälten von Samsung allerdings herzlich egal – interessant war für sie nur eine Minute des Films. Dort ist zu sehen, wie die beiden Astronauten Frank Poole und Dave Bowman auf ihrer Weltraumfahrt im Raumschiff etwas essen und währenddessen einem Interview zwischen dem intelligenten Bordcomputer HAL und Journalisten auf der Erde lauschen.
Das Gespräch verfolgen sie allerdings nicht etwa über ein Telefon oder ein Funkgerät – stattdessen liegt auf dem Tisch ein flaches rechteckiges Gehäuse mit Display, das das Gespräch als Videostream abspielt. Arthur C. Clarke, Autor des gleichnamigen Romans, beschreibt die Funktionsweise des Ur-Tablets sogar genauer: Über das Drücken von Knöpfen auf dem „Newspad“ können die Astronauten die neuesten Zeitungsartikel von der Erde abgreifen und bestimmte Artikel auswählen; eine Touchbedienung gab es allerdings noch nicht.
Grund genug für Samsung, den Clip vor drei Jahren als Beweis vor Gericht zu präsentieren. Demnach habe Regisseur Stanley Kubrick schon in den 1960er-Jahren das Aussehen für moderne Tablet-Rechner erfunden und Apple daher keinen Anspruch auf das im Prozess vorgebrachte Designpatent. Apple und Samsung einigten sich erst 2014 auf eine weitgehende Beendigung des Patentkriegs außerhalb der USA.
Übrigens ist es in den USA keineswegs ungewöhnlich, dass Filme oder Literatur in Patentstreitigkeiten als Beweismittel aufgeführt werden. Zum Beispiel wurde einem Hersteller ein Patent auf Wasserbetten versagt, weil Science-Fiction-Autor Robert A. Heinlein schon in den 1950er- und 1960er-Jahren in Werken wie „Double Star“ und „Stranger in a Strange Land“ Wasserbetten ausreichend detailliert beschrieben hatte und diese laut Gerichtsentscheid damit automatisch Stand der Technik seien.