Die Ahnen des iPads – fast 50 Jahre Tablet-Geschichte
Newton MessagePad (1993): Apples PDA-VersuchNoch bis zu Steve Jobs’ Tod 2011 glaubten einige hartgesottene Newton-Fans, dass der Apple-Mitbegründer den kleinen Organizer eines Tages entgegen aller Dementis doch wieder neu auflegen wird. Der Newton war 1993 die Gerät-gewordene Vision des damaligen Apple-CEOs John Sculley und sorgte von Beginn an für Kontroverse – das Apple-Lager spaltete sich schnell in Fans und Skeptiker. Der Newton war die letzte Hoffnung des öffentlich und unternehmensintern umstrittenen Sculley. Der Apple-CEO ließ es sich daher nicht nehmen, das Gerät kurz vor der Veröffentlichung persönlich in der US-Show Good Morning America zu zeigen.
Das Newton MessagePad war eines der ersten PDAs (Personal Digital Assistant) und sollte Nutzern bisher nur von vollwertigen PCs gekannte Funktionen buchstäblich in die Hand geben. Ein ARM-Chip mit 20 MHz und 640 KByte RAM sorgte für Leistung, die Auflösung des monochromen LCD-Displays betrug 336 x 240. Apple verlangte für das Device 700 US-Dollar.
Der Name „Newton“ erinnerte an das erste Apple-Logo von 1976, auf dem Isaac Newton unter einem Apfelbaum sitzt. Die Idee des persönlichen digitalen Assistenten übernahm das Unternehmen aus Cupertino vom fiktiven Apple Knowledge Navigator. Heute für jedes Smartphone selbstverständliche Funktionen wie Kontakte und Kalender waren damals völlig neu für dieses Größenformat.
Auffälligstes Feature des Newtons war aber die Handschriftenerkennung, womit Apple auch kräftig warb. Das Problem an der Sache: Die Funktion war unzuverlässig und produzierte immer wieder Fehler, was sich schnell herumsprach und dem Newton sogar zu einem unfreiwilligen Auftritt bei den Simpsons verhalf. Obwohl Apple die Handschriftenerkennung in späteren Softwareversionen verbesserte, konnte sich das Gerät nie ganz vom PR-Desaster der Anfangszeit erholen.
Eine der ersten Amtshandlungen von Steve Jobs nach seiner Rückkehr zu Apple war dann folgerichtig die Abschaffung Apple-PDAs. Rückblickend muss man feststellen, dass der Newton zwar eine gute Idee und seiner Zeit voraus war, aber auch etwas zu überambitioniert für die damals verfügbare Technik. Der hohe Preis tat sein übriges. Apple „beerdigte“ die letzten 30.000 unverkauften Newtons übrigens auf der gleichen Müllhalde in Utah, wo schon in den 1980ern tausende Modelle des Ladenhüter-Rechners Lisa landeten.