Die Ahnen des iPads – fast 50 Jahre Tablet-Geschichte
Kindle (2007): Amazon startet den E-Book-MarktReduktion statt Feature-Schwemme. Amazon setzte 2007 die in den 1990er-Jahren von Palm-Entwickler Jeff Hawkins propagierte Losung, sich möglichst auf Kernfunktionen eines PDAs zu konzentrieren, noch radikaler um. Der erste E-Book-Reader für die Masse bot eben auch fast nur das: Die Möglichkeit, digitale Bücher zu erwerben und lesen. Oder sich Literatur als Audiobook vorlesen zu lassen, wobei der Nutzer auch normale MP3s mit dem Gerät abspielen konnte. Das war’s.
Mangels sonstiger Funktionen konnte das Gerät also kompromisslos auf das Leseerlebnis optimiert werden – inklusive extrem langer Akkulaufzeit und vergleichsweise geringem Gewicht (292 Gramm). Star des Readers war aber zweifellos das E-Paper-Display, welches die Augen im Gegensatz zu konventionellen hintergrundbeleuchteten Displays nicht ermüdete und Buchstaben wie auf Papier gedruckt erscheinen ließ.
Der Erfolg war beachtlich. Schon Stunden nach dem Verkaufsstart in den USA meldete Amazon, dass der Kindle restlos ausverkauft sei. Danach hatte der Versandhändler noch monatelang mit Lieferengpässen zu kämpfen, da die Nachfrage höher war als erwartet.
Im Gegensatz zu neueren Modellen hatte der Ur-Kindle unter dem 6-Zoll-Display noch eine Tastatur, was das Gerät größer machte als spätere Versionen. Die 250 MB Speicher konnten per SD Card erweitert werden. Dazu gab es kleine Lautsprecher im Gehäuse und ein Kopfhöreranschluss. Der Preis betrug 399 US-Dollar. Wo Apple mit dem iTunes Store zuvor bereits den Musikvertrieb ins 21. Jahrhundert geführt hatte, bot Amazon ab 2007 ebenso Bücher in einer kundenfreundlichen digitalen Variante.
Zwar ist der Kindle kein herkömmliches PDA oder Tablet – er etablierte das Konzept des flachen Rechenbretts aber schon bei einer großen Schar an Privatkunden. Nicht umsonst bewarb Apple das iPad von Beginn an auch als hervorragenden E-Book-Reader.