Sie hat mich rund um die Welt begleitet, war in den letzten beiden Jahren stets mein Begleiter - die Apple Watch. In der doch relativ langen Zeitspanne zeigten sich zahlreiche Vorteile, allerdings wurde auch deutlich, woran Apple noch arbeiten muss. Die Smartwatch hat Potential, das war schon vor dem Kauf meine Überzeugung. Ob sich meine Meinung geändert hat, soll diese Bilanz zeigen.
Persönliches AnwendungsszenarioNach langem Hadern bestellte ich mir im Frühjahr 2014 die Apple Watch mit Edelstahl-Gehäuse und Gliederarmband. Aufgrund meiner relativ großen Handgelenke entschied ich mich dazu, zur größeren 42-mm-Variante zu greifen. Seither trage ich die
Apple Watch täglich von morgens bis abends.
Design und TragekomfortMeine Apple Watch hat mittlerweile wenig mit den Bildern auf Apples Webseite gemeinsam. Trotz der Displayabdeckung aus Saphirglas sind dort, seit einer unsanften Bewegung gegen ein Keramik-Waschbecken, zwei tiefe Kratzer entstanden. Auch das matt-gebürstete Gliederarmband und das hochglanzpolierte Gehäuse der Uhr sind mit größeren und kleineren Kratzern übersät. Was mich bei iPhone und iPad extrem stört, empfinde ich bei der Uhr als deutlich weniger schlimm. So sahen alle meine bisherigen Uhren nach längerer Tragedauer ähnlich aus. Meiner Meinung nach erzählen die vielen Kratzer auch eine Geschichte und zeigen auf, dass die Uhr schon einiges miterlebt hat. Seit einigen Monaten habe ich mich überwinden können und dusche mit der Apple Watch am Arm. Dadurch reinigen sich die Glieder deutlich einfacher, als wenn man die verschiedenen Elemente auseinanderbauen und manuell reinigen würde. Auch nach den zwei Jahren kann ich den Bildschirm noch gut ablesen und keinerlei unnatürliche Farben feststellen, alles wirkt sehr ausgewogen und natürlich.
Den Tragekomfort empfinde ich als sehr hoch, da das Gliederarmband keine allergischen Reaktionen auslösen kann und die Rundungen der Uhr gut auf der Haut liegen. Nach einiger Zeit mit der Apple Watch am Arm bemerkt man sie auch kaum noch. Die ziemlich häufig kritisierte Bauhöhe des Gehäuses empfinde ich nicht als störend. Durch das runde Design schmiegt sich die Uhr gut an den Arm an. Auch engere Hemden lassen sich ohne größere Probleme über die Uhr ziehen.
Genutzte FunktionenVorweg: Die meisten Funktionen der Apple Watch habe ich selten bis nahezu nie genutzt. Für mich war die Apple Watch bisher tatsächlich in erster Linie eine Uhr. Das Ablesen der Zeit und des Datums klappten so wie immer, auch wenn ich mich bis heute noch auf kein finales Zifferblatt festlegen konnte und dieses ungefähr im Wochenrhythmus wechsele. Durch den verbauten OLED-Bildschirm ist die Zeit-Anzeige auch im Dunklen möglich, da die Technik allerdings ohne Hintergrundbeleuchtung funktioniert, stört man beim Sehen nach der Uhrzeit niemanden.
Die zweite von mir genutzte Funktion sind die Benachrichtigungen. So kommen auf meiner Apple Watch täglich unzählige Notifications an, für die ich früher immer das iPhone aus der Tasche geholt habe. Durch die Benachrichtigungen auf der Apple Watch gibt es nun noch zwei Szenarien. Die erste Option ist, dass ich eine Mitteilung sehe, sie als unwichtig einstufe und lösche. Bei der anderen erachte ich eine Benachrichtigung als dringlich und zücke das iPhone, um zu antworten oder interagieren zu können.
Etwas seltener nutze ich die Möglichkeit, Musik über die Uhr zu steuern. Allerdings ist mein Setup in Verbindung mit den Apple AirPods im Alltag sehr nützlich. Meine Lieblingsfunktion, welche ich aber nur unbewusst nutze, ist die Aufzeichnung der Aktivitäten und des Ruhepulses. Durch die kleinen Status-Updates der Bewegungsziele konnte mich die Uhr bereits an einigen Tagen dazu überreden, eine kurze Auszeit zu nehmen und bei einem Spaziergang die frische Luft zu genießen. Dies ist zwar sicher nicht der Gipfel der sportlichen Betätigung, aber immerhin ein Anfang. Auch die Wochen- und Monatsübersicht der aufgezeichneten Daten auf dem iPhone ist interessant. So bilde ich mir ein, dass man stressige Tage durch einen erhöhten durchschnittlichen Ruhepuls erkennen kann. Die Atmen-Funktion zur täglichen Entspannung habe ich jedoch noch nie genutzt. Entweder aus Zeitgründen oder aus fehlendem Interesse.
Mehrwert im AlltagJa, man schaut öfter auf die Apple Watch als man dies früher beim iPhone gemacht hat. Dafür ist die jeweilige Dauer relativ kurz und dadurch, dass man einige Benachrichtigungen als unwichtig einstuft und direkt auf der Uhr entsorgt, sinkt auch die Nutzungsdauer des iPhones erheblich. Und darin liegt für mich auch ein großer Vorteil der Uhr. Diese kurzen Benachrichtigungen können schnell und dezent gelesen und eingestuft werden, ohne dass es viel Zeit kostet. Natürlich lenkt die Uhr durch die Mitteilungen ab und zu ab, aber für Situationen, in denen man konzentriert arbeiten muss, gibt es immer noch den „Nicht Stören“-Modus, mit dem sämtliche Benachrichtigungen stumm geschaltet werden können.
Der kleine Bildschirm am Arm hat aber noch weitere Vorteile. So kann man die Wetterprognose ansehen oder am Flughafen einchecken, ohne das iPhone aus der Tasche holen zu müssen. Für alle weiteren Funktionen, wie zum Beispiel der Nutzung von größeren Anwendungen, fehlt oft der Platz. So macht Instagram auf der Uhr wenig Sinn, da man auf den einzelnen Fotos wenig erkennen kann. Aber hierfür ist die Uhr wohl auch nicht gedacht.
NegativesFür mich gab es an der Uhr in den letzten zwei Jahren wenig auszusetzen. Trotz einiger Systemabstürze zeigte sich die Apple Watch als ziemlich zuverlässig und hatte nie mit größeren Problemen zu kämpfen. Auch der viel kritisierte Akku war bei mir nie ein negativer Punkt. Wobei die Laufzeit nach zwei Jahren Dauernutzung langsam abfällt, was aber bei der verbauten Akku-Technologie zu erwarten war. Trotzdem komme ich mit einer Akkuladung noch gut über einen Tag. Mehr als 24 Stunden normale Nutzung sind allerdings nicht mehr möglich.
Was seit watchOS 3.0 deutlich auffällt, ist die stark ruckelnde Benutzeroberfläche und die langen Ladezeiten von Apps und Menüs. Dieser Umstand ist sicherlich dem S1-Chip geschuldet. Bei der Apple Watch Series 2 setzt Apple auf den neueren S2-Chip, welcher deutlich potenter sein soll. Bleibt abzuwarten, wie sich die Geschwindigkeit der ersten Uhren-Generation mit künftigen System-Versionen entwickelt.
Fehlende FunktionenZu den Dingen, die ich bei der Apple Watch schmerzlich vermisst habe, zählt an erster Stelle ein eigener Mobilfunkchip. Oft ist man zu weit vom iPhone entfernt, um eine gute Verbindung zu haben und Nachrichten senden und empfangen zu können. Gerade beim Sport haben viele Anwender mittlerweile nur die Apple Watch dabei und würden trotzdem gern Up-To-Date bleiben. Den GPS-Sensor, welcher mir ebenfalls etwas fehlt, hat Apple bereits in die Apple Watch Series 2 eingebaut.
Auch würde ich mir eine kleine Kamera wünschen, mit der man Bilder noch deutlich mobiler machen könnte, als das mit dem iPhone möglich ist. Zudem könnte die Apple Watch mit einer Kamera auch für Facetime-Gespräche nützlich sein. Ob es alltagstauglich ist, seinen Arm dafür permanent und starr auszurichten, sei mal dahingestellt.
Blick in die ZukunftAller Voraussicht nach wird Apple im kommenden September die dritte Generation der Apple Watch vorstellen. Ob diese dann ein neues Design bekommt und welche technischen Neuerungen zu erwarten sind, ist derzeit noch nicht bekannt. Bislang gab es nur vereinzelt Berichte über die Uhr und ein mögliches neues LTE-Modul. Wenn das Gesamtpaket der Uhr passt, könnte dies der Durchbruch der Apple Watch werden. Bislang schweigt Cupertinos Technikkonzern zu den Verkaufszahlen der intelligenten Uhr, was Prognosen zu dem Erfolg der Geräte deutlich schwieriger macht.
Dass die Apple Watch irgendwann einmal das iPhone ersetzt, ist ebenfalls möglich, könnte aber noch viele Jahre dauern. Aktuellen Berichten zufolge arbeitet Apple derzeit mit Hochdruck an einer Augmented-Reality-Brille, die eher in die Fußstapfen des iPhones treten könnte. Aktuell gehen Beobachter davon aus, dass die nächsten Generationen der Uhr autark gegenüber dem iPhone werden könnten. Diese Strategie verfolgt der Konzern bereits bei den Updates des watchOS-Betriebssystemes.
FazitTrotz des hohen Preises bereue ich den Kauf der Apple Watch auch nach zwei Jahren nicht. Apples Uhr ist die beste, die ich je besessen habe. Sie hat sich in der Zeit an meinem Arm als treuer Begleiter gezeigt, auf den immer Verlass war. Aktuell würde ich natürlich niemandem empfehlen noch eine Apple Watch der ersten Generation zu kaufen. Die Modelle der Series 1 und Series 2 kann ich jedoch jedem wärmstens ans Herz legen. Ich selbst werde wahrscheinlich bei der nächsten Generation wieder zuschlagen. Bis dahin ist meine Apple Watch dann knapp zweieinhalb Jahre alt und hat ihren Dienst geleistet.
Die Eingewöhnungsphase mit der Apple Watch hat bei mir sehr lange gedauert, allerdings möchte ich sie heute nicht mehr missen. Habe ich die Uhr einmal nicht an, merke ich dies zwar nicht direkt. Aber sobald ich auf mein iPhone schaue und die zahlreichen unwichtigen Benachrichtigungen lösche, fehlt mir der kleine Helfer am Arm. Auch die Taptic Engine fühlt sich deutlich akkurater und präziser als ein herkömmlicher Vibrationsmotor an. Apple warb damit, dass sich eine Benachrichtigung anfühlt, als würde man von einer Person angetippt. Dieses Gefühl habe ich bis heute und es gehört zu den Dingen, die mich immer wieder aufs Neue überraschen.
Ob die Apple Watch für einen Nutzer nützlich ist oder nicht, lässt sich nicht pauschalisieren. Dafür sind die Nutzungsverhalten der Anwender zu verschieden. In mein Alltagsszenario passt die Uhr sehr gut.
Preis und VerfügbarkeitMit Einführung der Series 1 und Series 2 ist die Apple Watch deutlich erschwinglicher geworden. So ist die kleinere 38-mm-Version der Series 1 bereits für 319 Euro erhältlich. Die größere 42-mm-Variante schlägt mit 349 Euro zu buche. Für die Series 2 berechnet Apple zwischen 419 Euro (38-mm-Version, Sport-Variante mit Aluminium-Gehäuse) und 1499 Euro (42-mm-Version, Apple Watch Edition, Keramik-Gehäuse). Alle aktuellen Modelle sind im Apple Online Store sofort verfügbar.
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