Die Gründe für Apples Siri-Probleme: Miese Entscheidungen, Zwist und mangelnde Kommunikation
Es ist kein großes Geheimnis, dass Apples Sprachassistent Siri nicht gerade mit besonderer Flexibilität und Zuverlässigkeit glänzt. Obwohl die erste Version bereits vor sechseinhalb Jahren auf den Markt kam, ist Siri noch immer mi vielen alltäglichen Situationen, die über simple Zwei-Wort-Befehle hinausgehen, maßlos überfordert. Sieht man sich die Keynote von Herbst 2011 an, so ist fast der Eindruck zu gewinnen, Bühnen-Siri von damals sei Live-Siri von heute überlegen. In einem langen Artikel beleuchtet
The Information einige Hintergründe, warum die Weiterentwicklung von Siri so schleppend verläuft und wie es passieren konnte, dass Apples Spracherkennung so ins Hintertreffen geriet.
Siri 1.0 - die Grundlage stimmt einfach nichtDie Wurzel allen Übels lag in den Anfangstagen von Siri begründet. Die ursprünglich gewählte Architektur stellte sich als schlecht skalierbar und für ein Unterfangen dieser Art völlig ungeeignet dar. Als Apple in den Jahren 2010 und 2011 an Siri arbeitete, hatte das Team schlicht nicht damit gerechnet, wie viele Nutzer den Sprachassistenten verwenden wollen. Die erste Implementierung des Dienstes war derart unzureichend und schlecht konzipiert, dass es Jahre dauerte, um die gröbsten Schwachstellen zu beseitigen.
Neben technischen Problemen funktionierte aber auch die Teamleitung hinten und vorne nicht. Zahlreiche Führungswechsel, weitreichende Meinungsverschiedenheiten und Konflikte sowie Konkurrenzdenken zwischen verschiedenen Teams sorgten dafür, dass die Siri-Entwicklung visions- und ziellos vor sich hindümpelte. Dementsprechend langwierig gestaltete es sich, nach und nach die Design-Fehlentscheidung der Anfangszeit zu beseitigen. Geschickte Unternehmensübernahmen in den Jahren 2013 (Topsy) und 2015 (VocallQ) sorgten allerdings dafür, zumindest manche Baustellen zu schließen.
Ende 2014: Der Amazon-SchockAls Amazon mit dem Echo antrat, wurde das Siri-Team kalt erwischt - nicht nur angesichts der Funktionalität, sondern auch aufgrund eines anderen Apple-Produkts, von dem die Siri-Mannschaft gar nichts wusste. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Siri-Abteilung nämlich noch keinerlei Kenntnisse von Amazons Arbeit an einem eigenen Smart Speaker. In den Testberichten zum Home Pod wird Siri meist als zentrale Schwäche genannt, die eindeutig demonstriert, wie viel Nachholbedarf Apple hat. Es bleibt zu hoffen, dass der Personalwechsel an der Spitze Früchte trägt. Seit September 2017 übernahm nämlich Apples Software-Chef Craig Federighi und leitet fortan die Geschicke. Ein bisschen erinnern die Siri-Probleme übrigens an Apples chaotischen iCloud-Start (siehe
) - auch bei iCloud dauerte es Jahre, bis Apple grobe Fehlentscheidungen der Anfangszeit korrigieren konnte.