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MusicCast: Yamaha bringt Streaming-Protokolle unter einen HutMit AirPlay hat Apple bereits im Jahr 2011 eine praktische Möglichkeit zur kabellosen Übertragung digitaler Daten vorgestellt. Dank AirPlay lassen sich Inhalte ohne Kabelverbindung und vor allem ohne Konfigurationsaufwand von OS X oder iOS an AirPlay-fähige Geräten streamen. Inzwischen gibt es diverse Anbieter von AirPlay-kompatibler Hardware, speziell im Bereich Audiokomponenten.
Aber leider konnte sich AirPlay nicht zu einem marktbeherrschenden Standard entwickeln, was verschiedene Ursachen hat. Darunter die an Apple zu zahlenden Lizenzgebühren, welche die Produkte unbotmäßig verteuern, die große Konkurrenz des kostengünstigen Nahbereich-Funkstandards Bluetooth, sowie Beschränkungen bei der möglichen Audioqualität. Musik wird mit AirPlay stets mit 16 Bit / 44,1 kHz übertragen und die Audiofiles immer in ALAC (Apple Lossless Audio Codec) transcodiert. Niedriger aufgelöste Files werden upgesampelt, höher aufgelöste downgesampelt. Diese und andere Punkte führen dazu, dass sich die Hersteller einfacher Fun- und Lifestyle-Lautsprecher die Kosten für AirPlay lieber sparen und auf Bluetooth setzen. Hersteller von Geräten mit höherem Klanganspruch, bei denen der Preis eine eher untergeordnete Rolle spielt, können wegen der dürftigen Übertragungsraten mit AirPlay hingegen nichts anfangen. Last but not least beklagen viele Anwender gelegentliche Dropouts von mehreren Sekunden bis Minuten mit AirPlay, was natürlich nicht akzeptabel ist.
Aus diesen (und anderen) Gründen haben diverse Hersteller und Konsortien eigene Lösungen für die drahtlose Musikübertragung entwickelt (wie beispielsweise den noch recht jungen
WISA-Standard), was leider dazu führt, dass es nicht DEN EINEN Universalstandard gibt, sondern viele verschiedene, untereinander oft inkompatible Protokolle.
Mit
MusicCast[/url] führt der HiFi-Hersteller Yamaha jetzt einen weiteren Standard ein. Dieser soll vorhandene Protokolle wie AirPlay nicht ersetzen, sondern die meisten und wichtigsten Arten des Streamings zumindest innerhalb der Yamaha-Produktfamilie unter einen Hut bringen. Dazu kombiniert MusicCast netzwerkbasierte Ressourcen wie Apple AirPlay, Bluetooth, Streaming-Dienste wie Spotify (AppleMusic derzeit wohl noch nicht), sowie im heimischen Netzwerk (z. B. auf einem NAS) gespeicherte Musikdaten. Jede MusicCast-Komponente im Haus kann dabei zum zentralen Zuspieler gemacht werden, egal ob der am Receiver angeschlossene CD-Player oder ein Fernseher. Ein MusicCast-System kann über die dazugehörige App (iOS und Android) gesteuert werden.
Yamaha stellte bereits 2003 sein erstes MusicCast-System vor, mit dem Anspruch, Musik unkomprimiert in CD-Qualität in jedem Raum wiederzugeben. Die jetzt vorgestellte neue MusicCast-Generation geht insofern einen Schritt weiter, als dass damit alle mit entsprechender Funktechnik ausgerüsteten Yamaha AV-Produkte arbeiten können – nicht nur eine bestimmte Geräteserie. Dazu gehören Soundbars, klassische HiFi-Komponenten, kompakte Soundsysteme bis hin zum AV-Receiver. Insgesamt 23 Produkte sind zum Start mit MusicCast kompatibel.
Hätte Apple seinem AirPlay etwas mehr Liebe gegönnt, es konsequent weiterentwickelt und die Lizenzkosten auf ein vernünftiges Niveau gesenkt, wären solche proprietären Ansätze wie Yamahas MusicCast heute wahrscheinlich gar nicht nötig und man könnte viel mehr Komponenten unterschiedlichster Hersteller ohne Einrichtungsaufwand und zusätzliche App per Mac, iDevice und vielleicht auch per Android und PC steuern. – Verpasste Chance, Apple!
Seinen Einstand feiert MusicCast auf der IFA Anfang September in Berlin.
Alle Details zu MusicCast, kompatible Geräte und unterstützte Audioformate, finden Sie
hier.