Die ersten Tage mit dem Mac App Store
Welche Erfahrungen bislang gemacht wurden ...
Seit Donnerstag lässt sich der Mac App Store betreten und schon nach dem ersten Tag konnte Apple vermelden, mehr als eine Million Programme abgesetzt zu haben. Zu Anfang profitierte der Dienst sicherlich auch von genereller Neugierde, den Ablauf beim Programmkauf zu erleben. Wie hoch die Downloadzahlen sind, wenn erst einmal ein paar Monate ins Land gegangen sind, lässt sich derzeit noch schwer abschätzen. Jetzt ist aber bereits deutlich abzulesen, wie Kunden und Entwickler auf den Dienst reagieren, wo die Stärken liegen und an welchen Stellen Apple dringend nachbessern muss.
Wer sich in den Verkaufscharts unter den ersten 50 befindet, kann momentan bis zu 1000 Programme pro Tag verkaufen, unter den Top 100 sind es immer noch mehrere Hundert. Apple hat also eine Plattform geschaffen, die zumindest in den Anfangstagen hohe Umsatzzahlen ermöglicht. Damit einher gehen auch viele Kundenanfragen an die Hersteller der jeweiligen Programme, aus denen sich entnehmen lässt, auf welche Schwierigkeiten Kunden treffen.
Ein großes Problem ist momentan noch, dass Programme sehr häufig als "installiert" angezeigt werden, selbst wenn sich der Anwender nur eine kostenlose Demoversion heruntergeladen hat. Möchte man das Programm dann im Mac App Store erwerben, so geht das nicht, ohne das Programm erst aus dem Programmeordner zu löschen. Ebenfalls nicht klar ist vielen Anwendern, warum man denn auf herkömmlichem Wege erworbene Programme nicht über den Mac App Store erwerben kann oder wieso der Vollpreis fällig wird, obwohl man doch bereits eine Vorversion besitzt und auf den Produktseiten von Upgrades gesprochen wird.
Im Gegensatz zum bislang eingesetzten Geschäftsmodell, Seriennummern zur Freischaltung zu verkaufen, entfällt diese Notwendigkeit beim Mac App Store. Im Anschluss keine E-Mail mit den gewohnten Registrierinformationen zu erhalten, verunsichert ebenfalls zahlreiche Kunden. Im Fall der von uns angebotenen Applikationen (MacFamilyTree, iFinance, Screenium, Chronories und Foodurama) gingen daher viele Anfragen ein, wie man jetzt an die Seriennummer komme.
Eine weitere Frage beschäftigt Anwender: Erste Software-Hersteller gaben bereits bekannt, in Zukunft nur noch über den Mac App Store verkaufen zu wollen. Wie bereits erwähnt ist es im Mac App Store aber nur möglich, Vollversionen anzubieten bzw. dort erworbene Programme kostenlos mit Updates zu versehen. Daher macht sich die Befürchtung breit, keine Updates mehr zu erhalten, wenn nicht ein erneuter Kauf im Mac App Store getätigt wird. Hat man keinen Mac, auf dem Mac OS X 10.6.6 läuft, so bleibt allerdings auch dieser Weg versperrt. Entscheidet sich der Hersteller zudem, das Programm nicht mehr zu verkaufen (oder Apple entfernt die jeweilige App), so steht gar keine Download-Option mehr zur Verfügung.
In den Rezensionen zeigte sich bereits nach kurzer Zeit rege Aktivität. Wie schon im App Store für iOS ist es Entwicklern weiterhin nicht möglich, auf Kommentare zu antworten. Entspricht eine Rezension absolut nicht den Tatsachen oder enthält eine dringend zu beantwortende Frage, so kann der Entwickler höchstens bei Apple um Entfernung bitten, jedoch in keinem Fall direkt antworten.
Dass die oben angeführten Punkte in erster Linie von Schwierigkeiten und Problemen handeln liegt auch daran, dass Kunden-Rückmeldungen via Mail-Support meistens eher Probleme thematisieren, denn die positiven Seiten darstellen. Einige Stimmen melden dennoch, sehr zufrieden damit zu sein, weniger Aufwand beim Auffinden, Kauf und Registrieren von Software zu haben. Aus Entwicklersicht werden zudem Kunden erreicht, die man zuvor nur mit großem Aufwand auf seine Produkte aufmerksam machen konnte.
Gerade Computer-unerfahrene Anwender, denen häufig Download und Installation schon große Probleme bereiten, müssen sich nicht länger damit herumschlagen, wie mit einem Disk Image zu verfahren ist, wie man das Programm findet oder wie die Freischaltung funktioniert. Auch die Problematik vergessener Seriennummern wird mit dem Mac App Store der Vergangenheit angehören. Ebenfalls von Vorteil ist für Nutzer, ein gekauftes Programm auf mehreren Macs benutzen zu können. Prinzipiell ging das auch schon vorher, war jedoch häufig nicht von den Lizenzbedingungen abgedeckt. Eine Grauzone bleibt weiterhin die gewerbliche Nutzung von Applikationen. In den AGB ist die Rede davon, die Inhalte seien für private Nutzung freigegeben. Diese Klausel stammt noch aus der Zeit, bevor Programme über den App Store verkauft wurden.