Die "merkwürdige" Beziehung zwischen Cook & Trump – ein Bericht beleuchtet die Hintergründe
Apples sowie Tim Cooks Philosophie widersprechen sich von den Ansichten der US-Regierung in nahezu allen Punkten. Natürlich ist man sich darüber einig, dass es einem der wichtigsten US-Unternehmen gutgehen sollte, bei allen gesellschaftlichen Ansichten ist man sich hingegen komplett über Kreuz. Ein Artikel des Wall Street Journal beleuchtet einige der Hintergründe, wie es Tim Cook dennoch gelang, ein geordnetes Verhältnis mit dem Weißen Haus aufzubauen. Dies ist insofern beachtlich, da Apple sehr oft öffentlichkeitswirksam jene Ansichten scharf kritisiert, welche Präsident Trump verlauten ließ. Dieser reagiert auf Widerspruch jedoch normalerweise nicht präsidial und vermittelnd, sondern aggressiv und oft unter die Gürtellinie gehend. Gegenüber Apple wird aber trotz inhaltlicher Konflikte überraschenderweise ein gänzlich anderer Ton angeschlagen und es gibt sogar regelmäßig Lob. Tim Cook meistert dafür regelmäßig einen Balanceakt.
2016: Alle Gespräche ablehnen oder kooperieren?Dem Bericht zufolge wurde nach der 2016er Wahl in Apples Führungsetage diskutiert, keine Gespräche mit der Regierung zu suchen und auch den einberufenen Tech-Gipfel auszulassen. Zu groß erschien die Gefahr, dass Trump erneut Apple vor der Presse angreifen und Boykotte fordern würde, so wie es im Wahlkamp mehrfach der Fall gewesen war. Cook vertrat hingegen die Ansicht, sich der Herausforderung stellen zu müssen. Apple sei wenig damit geholfen, wenn derart scharfer Gegenwind von höchster US-Stelle käme.
Das Aufeinandertreffen 2016
Cooks BalanceaktCooks Argumentation auf dem genannten Tech-Summit unter Führung von Donald Trump lautete, der Wert eines iPhones entstehe in den USA, von Design bis hin zur Entwicklung. China sei lediglich für die Fertigung zuständig, dies bei einem wesentlich geringeren Lohnniveau als in den USA. Aus diesem Grund könne Cook nicht erkennen, wie der US-Wirtschaft zu helfen sei, verlagere man die Massenfertigung ebenfalls in die USA.
Gespräche, Kooperation, dennoch meist WiderspruchKeine Kompromisse machte Cook in den letzten drei Jahren, wenn es um Werte wie Gleichberechtigung und Klimaschutz oder um wirtschaftliche Themen wie Strafzölle ging. Immer wieder meldete sich Apple zu Wort, kritisierte Regierungsbeschlüsse scharf und kämpfte gegen Vorhaben wie beispielsweise Abschiebung der sogenannten "Dreamer". Zwar lässt Apple dem Weißen Haus schon vorab derlei Stellungnahmen zukommen, sodass die Regierung Apples Eintreten nicht erst aus der Presse erfährt, ansonsten gilt Apple nicht nur als als gesellschaftspolitischer Gegner des US-Präsidenten.
Cook als Berater für wirtschaftliche FragenNoch viel verwunderlicher erscheint daher sogar, dass sich Cook den Ruf als eine Art Berater der Regierung bezüglich Handels- und Wirtschaftsfragen erarbeitet hat. Damit dürfte er einer der handverlesenen Personen sein, die trotz regelmäßiger Kritik und divergierender Ansichten trotzdem immer wieder bei wichtigen Fragen konsultiert wird. Dabei gelang es ihm mehrfach, den geplanten Kurs etwas zu korrigieren und die Tech-Branche aus der Schusslinie zu rücken. Apple-intern scheint Cooks schwierige aber erfolgreiche Mission sehr gut anzukommen: Obwohl im letzten Jahr 97 Prozent aller Spenden von Apple-Mitarbeitern an die Demokraten gingen, gibt es keine hörbare Kritik an Cooks "merkwürdiger Beziehung" mit der US-Regierung.
Senator erklärt, was Cook auszeichnetEine Begründung, warum Tim Cook die Situation sehr viel besser im Griff zu haben scheint als andere Tech-Größen, stammt von einem demokratischen Senator namens Mark Warner: "Es gibt viele Vertreter des Silicon Valleys, die nur Verachtung für die Politik übrig haben. Diese verhalten sich in Diskussionen oft so, als seien sie so viel schlauer als jeder andere. Tim Cook verhält sich hingegen gänzlich anders, er hört nämlich zu". Dass Cook anschließend inhaltlich ebenfalls keinerlei Lob für Regierungspläne übrig hat, wirkt dadurch ziemlich anders. Wie Trump einst sagte: "Cook ist ein guter CEO, weil er mich anruft während andere das nicht tun". Dies ist sicherlich für Cook sehr oft keine angenehme Aufgabe, dennoch schafft er es so, trotz harter Kritik an zentralen Regierungsprojekten nicht zum Feindbild zu werden.