Diskussion: Sollten Netflix, YouTube, Apple und Co. für die Infrastruktur bezahlen?
Die Diskussion darüber, ob Anbieter in beliebigem Maße auf öffentlich geförderte Infrastruktur setzen dürfen, ist alles andere als neu. Vor mehr als einem Jahrzehnt hatte beispielsweise die Telekom angeregt, datenintensiven Diensten Zusatzgebühren in Rechnung zu stellen – immerhin belasten diese das Netz besonders stark, ohne dass sich Apple und Co. aber an den Kosten beteiligen. Wie es damals hieß, investiere die Telekom hohe Summen in die Qualität der Netze, damit andere ihren Content günstig und schnell ausliefern. Downloaddiensten beschere dies hohe Margen, die Kosten bleiben beim Netzbetreiber oder staatlichen Fördertöpfen.
Gebühren für den Ausbau zukünftiger Netze?Jene Überlegungen sind nach vielen Jahren wieder
aufgeflammt. An der eigentlichen Frage hat sich wenig geändert, genauso wenig aber an der Kontroverse. In der Europäischen Union laufen derzeit Diskussionen, ob Netflix, YouTube oder andere ganz besonders datenintensive Anbieter an den Kosten des Infrastrukturausbaus zu beteiligen sind. Um die nächste Generation an Netzwerken aufzubauen, wären derlei Gebühren ein zusätzliches Standbein. Bis die Ideen eines Tages zur Umsetzung kommen, sind aber viele Fragen zu klären – einerseits zur generellen Sinnhaftigkeit, andererseits zu konkreten Regelungen.
Wer ist überhaupt der Verursacher?Kritiker sehen unter anderem Probleme in Hinblick auf Netzneutralität, wenngleich es hier nicht um Bevorzugung von Traffic ginge, sondern generell um eine Mautgebühr für Transfervolumen. Außerdem gibt es unterschiedliche Ansichten, wer für die Netzauslastung wirklich verantwortlich ist, denn die großen Content-Anbieter liefern das aus, was Nutzer auch anfordern. Würde niemand Netflix- und YouTube-Inhalte ansehen oder Apps aus den App Stores laden, fiele der Traffic überhaupt nicht erst an.
Beratungen, aber eher AblehnungDie ersten Beratungen sollen sich noch einige Monate hinziehen und derzeit ist keine Tendenz zu erkennen, dass eine Art digitaler Streckenmaut in absehbarer Zeit zur Anwendung kommt. Innerhalb der EU-Kommission bzw. den Fachausschüssen herrscht nämlich große Skepsis, ob derlei Eingreifen nicht das Internet-Ökosystem schädigt. Im Oktober hieß es diesbezüglich, man sehe keine Belege, warum Dienste wie Netflix und Co. direkt an Internet-Provider zusätzliche Gebühren entrichten sollten.