Disney-CEO: Gäbe es Steve Jobs noch, hätten wir Apple und Disney vielleicht fusioniert
Erst vor wenigen Tagen trennten sich die gemeinsamen Wege von Apple und Disney-CEO Bob Iger, denn dieser verließ angesichts offensichtlicher Interessenkonflikte das Board of Directors. Da auch Apple im Markt eigenproduzierter Streaming-Serien aktiv wird und damit in Konkurrenz zu Disney-Lösungen geht, hätten sich ansonsten börsenrechtlich relevante Konfliktsituationen ergeben. Einem Interview mit Bob Iger zufolge hätte es aber gar nicht so weit kommen müssen. Seiner Ansicht zufolge würde die Zukunft Disneys und auch Apples anders aussehen, wäre Steve Jobs immer noch am Leben.
Schon 2006 Überlegungen zu gemeinsamer PlattformAuch im Rahmen der Pixar-Übernahme waren sich Jobs und Iger vor rund 14 Jahren deutlich näher gekommen. Gab es mit dem vorherigen Disney-CEO Michael Eisners Zerwürfnisse, so sah es mit Iger an der Disney-Spitze ganz anders aus. Wie Iger gegenüber der
Vanity Fair angibt, gab es damals ernsthafte Gespräche zwischen Apple und Disney, eine gemeinsame TV-Plattform ins Leben zu rufen. Das iPhone war zu dieser Zeit noch längst nicht marktreif und der Fernseher das wichtigste TV-Medium. Jobs und Iger sahen aber, dass klassische TV-Inhalte sicherlich auch neue Plattformen erreichen werden – wenngleich mit "neu" vorrangig noch der Computer und nicht ein mobiles Abspielgerät gemeint war. Jobs bat Iger um etwas Geduld, da er "an etwas arbeite". Jenes geheime Produkt stellte sich als der videofähige iPod heraus, welchen Jobs gerne zusammen mit Disney vermarktet hätte. Die Hardware von Apple, den Content von Disney, so lautete die Idee.
Jobs' Krebserkrankung bringt Gespräche zum ErliegenAllerdings teilt Jobs Anfang 2006 mit, dass sein Krebsleiden zurück sei und in die Leber gestreut habe. Dass es nicht gut aussehe, war zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt. Jobs machte sich große Sorgen, die Abschlussfeier seines Sohns an der High School überhaupt noch zu erleben, welche 2010 stattfinden sollte. Die ernste Lage und erforderliche Behandlungen sorgten dafür, dass aus dem Apple-/Disney-Deal nichts wurde. Laut Iger konnte man nicht gleichzeitig über das bevorstehende Ableben und ein großes Medienprojekt sprechen. Gerüchte über eine enge Kooperation waren aber bereits in Umlauf geraten und fußten ganz offensichtlich auf wahre Begebenheiten.
Hätte es ansonsten einen Zusammenschluss gegeben?In einer Sache ist sich Iger sicher: Würde Jobs noch leben, so wäre es zu einer stärkeren Annäherung der beiden Unternehmen und vielleicht sogar zu einem vollständigen Zusammenschluss gekommen. Zumindest hätte man diese Option ernsthaft und eingehend diskutiert, so Iger. Jobs und Iger verband eine tiefe Freundschaft, die beiden machten sogar einmal gemeinsam Urlaub. Aus diesem Grund erscheinen die Überlegungen nicht abwegig – jeder kannte den anderen sowie die Vorgänge im Unternehmen sehr gut und die Gesprächsbasis stimmte. Ob Apple allerdings vor einigen Jahren schon das Zeug dazu hatte, selbst zum TV-Anbieter zu werden, ist eine andere Frage.